Mittwoch, 12. Juli 2023

Tag 41: Vorglühen zum Grillieren

Schattdorf - Engelberg (Emmenbrücke)
(32,7 km - 1.930 Hm auf - 1.410 Hm ab)

Ab 06:00 Uhr gibt es Frühstück, also klingelt der Wecker heute recht bald und ich bin bereits um 07:00 Uhr unterwegs.

Obwohl die Sonne noch nicht so recht ins Tal kommt, sind es bereits 25°:

Zuerst muß ich mal zum eigentlichen Start der Etappe nach Attinghausen hinüber und brauche schon alleine eine Stunde um zur Talstation der Brüsti-Seilbahn zu kommen.

Als ich die Kabine fotographiere, die sich gerade bergwärts in Fahrt setzt, winkt es heftig aus der kleinen Schuhschachtel: Die Fünfer-Gruppe der Englischsprechenden ist an Bord und grüßt freudig:

Ich grüße amüsiert zurück: Wenn die wüßten, was Ihnen entGEHT ;-)

Die Sonne haut nun schon ordentlich herunter und die Bremsen jagen mich das erste Stück durch Wiesen den Berg hinauf. Nur nicht stehen bleiben !

Im Wald wird es dann besser: Mit den Stechviechern, der Sonne, der Steilheit, dem Untergrund und der Wärme.

Manche wundern sich ja, wie der untrainierte Schreibtischtäter manchmal so gut voran kommt. Das wollte ich schon länger mal erklären, aber wie heißt es so schön: "Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte"...

Ich habe einfach die langen Beine montiert: Von wegen 7-Meilen-STIEFEL (mechanisch gesehen Unfug !).

Aus dem Tal gegenüber war ich am Vortag vom Klausenpass heruntergekommen:

Als ich die Bergstation der Brüsti-Bahn (ca. 950 Höhenmeter haben die Lauffaulen sich gespart) erreiche, erkenne ich, daß die Fünfer-Gruppe sich 100 Minuten Vorsprung verschafft hat. Unfair !

Oberhalb der Baumgrenze brennt die Sonne nun wieder vom Himmel, allerdings ist es in der Höhe nicht mehr ganz so heiß und manchmal gibt es am Grat sogar mal ein laues Lüftchen.

Im Hintergrund kann ich schon den Übergang erkennen, zu dem heute insgesamt fast 2.000 Höhenmeter aufzusteigen sind:

Aber es zieht sich noch ein wenig und einen kleinen Abstieg gibt es auch noch, bevor es in den Schlußanstieg geht...

Das letzte Schneefeld hatte ich im Höllengebirge im Salzkammergut (Tag 13). Hier gibt es allerdings keine Abrutsch-/Absturz- aber dafür Einbruch-Gefahr. Warum einige so nah an dem Einbruchloch vorbei sind - wo die Schneebrücken ja viel dünner als an anderen Stellen sind - ist mir allerdings ein Rätsel:

Ich gehe mal lieber in der Mitte zwischen den Löchern, wo die Brücken tendentiell noch am stabilsten sein sollten.

Die Schweizer bringen es übrigens manchmal einfach auf den Punkt: "Lang Schnee" heißt der Ort ;-)

Die Ausblicke sind bei diesem Wetter natürlich wahnsinnig genial !

Um 12:25 erreiche ich den Surenenpass (2.292 m - wieder mal neuer Spitzenreiter) und funke den aktuellen Stand auch mal in Richtung Luzern.

Bei meiner Pause am Paß treffe ich dann noch Hans und seine wirklich hübsche Begleiterin Sina:

Die beiden sind mit Zelt für insgesamt drei Wochen unterwegs und bereits seit fünf Tagen unterwegs. 30 Kilo schleppt das Mädchen klaglos und wie Hans erzählt, ist sie sogar für eine Maximal-Zuladung von 60 Kilogramm freigegeben.

Vorteil gegenüber Hund mit auf Reisen: Sina ist Selbstversorgerin. Kaum hat Hans sie mit dem Strick am Wegweiser festgemacht, wandert genüßlich ein Grasbüschel nach dem anderen in die süße Eseldame.

Die beiden sind echt klasse !

Meine Pause hat sich gleich mal verdoppelt, während Hans und ich uns austauschen und dann zum Abschied noch gegenseitig alles Gute für unsere weiteren Touren wünschen.

Im Abstieg hole ich die beiden Damen mit Hund ein, die am Paß vor mir pausiert hatten.

Eine hat sich gerade ein - sehr erfrischendes - Bad eingelassen und planscht im Bikini. Die andere zögert und zaudert. Noch !

Ich schlage vor, ein Handy-Foto von den BEIDEN im Pool zu machen. Nun gibt es keine Ausreden mehr ;-)

DIe Abkühlung tut der vierbeinigen Begleitung aber augenscheinlich auch mehr als gut:

Ich hatte mich auf der anderen Seite des Paßes an einer kalten Quelle direkt aus dem Berg etwas erfrischt und so lehne ich die Überlassung der Badewanne ab und steige lieber weiter gen Tal ab, denn ich habe heute ja noch etwas vor.

Auf der Blackenalp würde ich gerne etwas trinken, ca. zehn Männer sitzen da auch bereits beim Bierchen, aber ich erhalte nur Auskunft "heute Ruhetag". Mmmh, große Werbeschilder und nichtmal ein kleines Getränk möglich ? Schade :-(

Mittlerweile nutze ich jeden Wassertrog am Weg für ein wenig Kühlung, aber je tiefer ich komme, um so wärmer ist natürlich auch das Wasser schon wieder und somit kaum noch erfrischend.

Bis zu 34° werden es bis Engelberg und noch etwas Trinkbares wäre nach dem langen Aufstieg und dem langen Marsch schon nochmal nicht schlecht.

An der Talstation der Fürenalpbahn, wenige Kilometer vor Engelberg, bekomme ich dann doch noch was zu trinken und aus dem halben Liter Rivella wird mit einem weiteren halben Liter kaltem Leitungswasser ein trinkbares Erfrischungsgetränk. Ah, das tut gut !

Die letzten paar Kilometerchen sind dann auch kein Problem mehr.

Am Bahnhof von Engelberg schnell noch 1,5 Liter Apfelschorle erworben und dann fahre ich von 1.000 Meter Seehöhe raus nach Luzern - dort ist es nicht ganz so frisch, sondern geht auf 40° zu. Und als schlechter Schwimmer ist für mich die Reus natürlich KEINE Option.

Aber die Einladung von Manuela und Thomas, bei ihnen zu übernachten, DAS war natürlich eine Option, die ich keinesfalls ausschlagen wollte !

Da steht man dann halt auch mal früher auf und geht 8,5 Stunden über den Hügel und das Tal entlang.

Am Hauptbahnhof in Luzern gibt es noch ein Problem mit dem S-Bahn-Anschluß nach Emmenbrücke (wo die beiden wohnen), aber als ich die Thomas-Hotline anrufe und das Szenario schildere, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Bus, Linie 2, direkt vor der Tür".

Gesagt. Getan. Und in Emmenbrücke am Bahnhof werde ich von Thomas bereits erwartet, nach Hause gebracht und kann endlich auch mal seine bessere (Weitwander-)Hälfte Manuela kennenlernen:

Insgesamt hat der K2-Schmorbraten an diesem Tag wohl ca. 5,75 Liter Flüssigkeit beim Vorglühen an Bratensaft verloren (denn Austreten mußte ich gar nicht), aber Lamm, Würstchen & Co vom Grill waren sehr saftig und die kalte Tomatensuppe als Vorspeise sorgt herrlich für Erfrischung, denn NOCH war es brüllend heiß :-)

Die beiden werden Mitte August auf 4-wöchige Tour durch die Berge gen Osten vom Nufenenpass starten (klassischer GTA-Beginn an der Schweizer Grenze zu Italien und das "Stückchen" - ca. 65 Tagesetappen bis zum Mittelmeer durch die Westalpen sind ja bereits bekannt). Gutes Gelingen !

Liebe Manuela. Lieber Thomas. Vielen herzlichen Dank für die nette Einladung, die Beherbergung, Verpflegung und die Waschmaschinenwäsche !

Als dann später am Abend Sturm und Unwetter aufziehen und die Blitze teils quer über den Himmel zucken, müssen wir erstmal schnell alles vom Balkon in Sicherheit bringen und ich denke mir, nur gut, daß Anna Zeltplatz gegen festes Quartier ausgetauscht hat, denn wenn es in Attinghausen parallel auch nur annähernd so zugegangen ist...


Übergänge:

- Surenenpass (2.298 m)


Begegnungen:

- die 5 Englisch-Sprechenden winken ganz freudig aus der Seilbahn - ich winke freudig zurück: wenn die wüßten, was sie verpassen...

- älterer Herr in Attinghausen auf dem Weg zur Kapelle (seine Großmutter wurde um 1870 noch auf einer der Alpen am Surenenpass geboren)

- 1 Eichelhäher

- Hans + Sina am Surenenpass (tagelang habe ich überlegt, was nun mehr wiegt: "Ladies first" oder daß man den Esel nicht zuerst nennt - habe mich für letzteres entschieden)

- Manuela und Thomas in Emmenbrücke


10 Kommentare:

  1. Oh, so eine nette Eseldame, die würde gut zu Jonny passen :)) Das würd mir auch gefallen :)

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    1. Jonny und die in Coburg geborene Pippi Langstrumpf kannte Hans auch von einem Vortrag.

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Mit so einer Sina würde ich auch gerne wandern. Man sagt mir nach, ich hätte Erfahrung mit störischen Wesen.

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    1. Dieses Weib wirkte gar nicht mal so störisch ;-)
      Für die Berge hatte Hans mit ihr aber auch trainiert.
      Frage mich nur, wie sie durch so manche Kuh-Gatter-Konstruktion kommen...

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  4. Danke für den Besuch und bleib Gesund!

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    1. Ich danke und werde mein bestes geben, weder zu verunglücken, vom Blitz erschlagen noch sonstwie krank zu werden - ab morgen soll Wetter ja auch wieder schön/trocken werden... :-)

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  5. Na hoffentlich verunglückst du nicht oder wirst vom Blitz erschlagen, sonst muss ich die Hufeisenrunde alleine gehen ;)
    Ja, ab morgen wird's wieder heiß, auch in Tirol und Südtirol. Puh, da darf ich dann ganz schön schwitzen...

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    1. Apropos Training für's Hufeisen: Wie schaut's dann aus ?
      Als ich dürfte (spätestens) Mitte September ausreichend fit sein ;-b

      Wie man in den Wald hineinruft...

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  6. OMG... Hast du heute Nacht auf einer Spaßzeitung geschlafen? :O

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