Freitag, 21. Juli 2023

Tag 48: Po-Probleme mitten in der Schweiz ?

Griesalp - Kandersteg
(22,9 km - 1.520 Hm auf - 1.660 Hm ab)

Der Himmel zeigt sich am Morgen mal wieder von seiner blauesten Seite.

Herrlich:

Nachdem ich nicht direkt in Griesalp genächtigt habe, muß ich erstmal zu Schlucht absteigen, per Brücke queren und dann ein Stück die Straße bergauf bis zur Hotelansammlung auf der Griesalp gehen.

Ich bin nicht der einzige aus dem Nostalgie-Hotel, der diesen Weg vor sich hat und die Straße ist eher als "Sträßchen" zu bezeichnen.

Da bekomme ich mit meinem großen (und breiten - mittlerweile breiter als der schlankisierte Kerl) Rucksack ja schon Ansätze von Platzangst:

Und dann kommt auch noch das Postauto, um die engen Kurven vorsichtig zirkelnd, entgegen !

Puh, schwierige Stelle gemeistert ;-)

Im Almbereich steht dann am Weg ein historisches, ja ebenfalls als "nostalgisch" zu bezeichnendes Gefährt mit mächtigem Namen:

Analog zum Hotel augenscheinlich noch in voller Benutzung.

Durch den Wald steige ich gemütlich weiter auf...

Zwischendurch holt mich bei einer Trinkpause eine Sechser-Gruppe von Schweizer Tagesausflüglern (allerdings mit ganz unterschiedlichen Zielen, abhängig von Technik, Kondition und Schwindelfreiheit) ein. Wir gehen eine Weile zusammen und unterhalten uns, nachdem sie sich über meine Ziele im Klaren wurden.

An der Oberi Bundalp (1.841 m) trennen sich unsere Wege, dafür laufe ich bereits wenig später im steileren Anstieg auf den Vater mit seinen Kinder aus den Niederlanden - ein letztes Mal seit all den Begegnungen seit Meiringen - auf: Die hatten auf dem Berghaus Buntalp übernachtet.

Andere Buntalp-Schläfer sind zwar auch sehr aktiv und neugierig, aber eher nicht so an Aufstieg interessiert:

Über steile Seitenmoränen führt ein Pfad nun im Zick-Zack bergauf.

Nichtmal mehr 900 Höhenmeter bis zum Übergang...

Das Gelände wird steiler und auf 2.500 Metern erfolgt eine kleine Querung und anschließend geht es auf der Ostseite eines Felsriegels an dessen Fuß weiter:

Beim Blick zurück wenig später, geht es schon ordentlich begab:

Und aufwärts folgen nun Treppen:

In der Regel sind sie mit der geringen Stufenhöhe und den komplett mit Erde bzw. Schotter auswaschsicher gefüllten Tritten wirklich sehr gut zu gehen (da kenne ich ja beispielsweise beim Aufstieg von Salzburg über den Doppler-Steig auf den Untersberg ganz andere Wege, wo Du zuweilen bei jeder Stufe aufpassen mußt, nicht im Loch zu verschwinden oder hängen zu bleiben).

Nur ein kurzes Stück ist so steil, daß ich mit den Händen zu Stufen greife.

Und dann ist der Übergang erreicht: Das Hohtürli (wobei das namensgebende Felstor schon lange eingestürzt ist) ist auf einer Höhe von 2.778 Metern der höchste Punkt der Grünen Via Alpina längs durch die Schweiz.

Beim Blick auf die Westseite, wo ich nach einer kurzen Pause absteigen werde, zeigt dann die üblichen Po-Probleme.

Nein, nein, mein Po macht nach dem Abflug auf dem Weg zur Großen Scheidegg von vor einigen Tagen weiterhin keine Probleme, viel mehr geht es um ein typisches Phänomen auf GTA-Etappen im Piemont: Das Höhenprofil ähnelt einem auf den Kopf gestellten "V". Vormittags geht es nur bergauf. Mittags bist Du oben am Übergang und anschließend geht es nur noch bergauf.

Tja, und bis Mittag hast Du blauen Himmel mit Sonnenschein und auf der anderen Seite zogen bzw. ziehen vom Po die Wolken rein und irgendwan siehst Du nicht mehr viel, aber eines nach dem anderen...

60 Höhenmeter oberhalb liegt die SAC-Hütte Blüemlisalp: Dort haben die meisten übernachtet, die mit mir auf der Rotstockhütte waren. Die Hubschrauber-Ver-/Entsorgung durch die Schweizer Armee (die verbinden da geschickt Piloten-Training mit Einnahmen) den ganzen Vormittag über ist bereits abgeschlossen.

 

Aber augenscheinlich war die Crew anschließend zum Mittagessen auf der Hütte, denn erst nach eine Weile setzt Helikoptergeräusch wieder langsam an und der Hubschrauber entschwindet entgültig:

Das nächste Knallen kommt dann nicht von Sprengungen und das Donnern von keinem Gewitter, sondern gegenüber bricht ein Stück vom Gletscher ab und kracht über die Felsen abwärts...

Schon ein nettes Panorama, nur die in kürzester Zeit in der Höhe aufgezogenen Wolken verkünden Unheil, was aber erst für gegen Abend vorgesagt ist.

Wenige Minuten später nähern sich dann die Wolken zusätzlich von unten:

Und dann dauert es bis zum Donnern - diesmal nicht vom, sondern am Gletscher - nicht mehr lange.

Puh, das kann in den Bergen schon wirklich schnell gehen.

Ich sehe zu, daß ich weiter an Höhe verliere, aber irgendwann kommen große, nasse Pflatschen vom Himmel.

*argh* 

Aber naja: Besser etwas Regen als mitten drin im Gewitter - Blitze habe ich nämlich keine gesehen, das Donnern ist nicht sehr heftig und scheinbar eher am Talende, wo ich mich denn doch schon um einiges in Richtung Kandersteg entfernt habe.

So richtig viel Regen wird es nicht, aber zwei Mal scheitert das Ausziehen der Regenklamotten, als sich Petrus einen Spaß daraus/mit mir macht, just im Moment wieder neue große Tropfen zu schicken.

Nach dem Abstieg von Oberbärgli durch die Steilstufe nach Unterbärgli ist nun aber endgültig Schluß mit dem Regenkram: Hier hat es augenscheinlich gar nicht geregnet, die Sonne scheint und ich sehe in den Regensachen wie ein Alien, im Vergleich zu allen anderen kaum bekleideten Menschen aus.

Hier ist nun ordentlich was los und ich folge dem Weg oberhalb des Oeschinensees gen Südwesten:

Am bzw. im See sind jede Menge Tagesausflügler mit erfrischenden und/oder faulenzenden Freizeitaktivitäten beschäftigt, wobei mir nicht nach Baden ist, denn schließlich muß ich von knapp 1.600 Metern noch ein ganzes Stück ins Tal absteigen.

Tja, und dieser Abstieg wird sich auch nochmal ordentlich verlängern: Umleitung von der Umleitung...

Der ganze Hang oberhalb des ursprünglichen Weges durch die Schlucht ist Steinschlag- bzw. Abrutsch-gefährdet. Die Umgehung über die Skipiste auch gerade gesperrt und stattdessen wurde mit riesigem Aufwand - und ebenfalls riesigem Umweg - ein ganz neuer Weg in den Berghang planiert:

Über gefühlt endlos viele Kehren - ob des geringen Gefälles - winde ich mich gen Grund, um dann dort wieder auf den ursprünglichen Weg zu kommen und weiter gen Kandersteg zu gehen...

Im Dorf treffe ich nicht nur kopflose Gestalten am Weg, ...

... sondern erst noch die beiden Cousinen aus dem Kanton Jura (von meinem Tisch auf der Rotstockhütte) beim Pizza Essen (sie haben ihre 3-Tages-Tour gerade abgeschlossen) und dann vor dem Coop auch noch Markus und Erik aus der Köln-Bonner-Ecke, die ebenfalls mit an meinem Tisch zum Nachtessen waren.

Die beiden wollen am nächsten Tag, zum Abschluß ihrer Tour, noch bis Adelboden. Ah, da könnte man sich evtl. nochmal sehen, denn das wird auch mein Ziel sein. Allerdings sind sie mit dem Wetter unsicher.

Fehlt eigentlich nur noch unser "Übersetzer", der zwischen Englisch und Französisch dolmetschte...


Übergänge:

- Hohtürli, 2.778 m


Begegnungen:

- 6 Schweizer auf Tagesausflug

- die holländische Familie

- 1 älterer Schweizer, der mir noch Update zum Stacheldrahtzaun-Thema gibt: das Verbot ist Kantons-abhängig, somit nicht Schweiz-weit beschlossen und an der Umsetzung happert es zuweilen noch, aber zumindest tut sich spürbar etwas

- 1 Adler

- 4 Englisch-sprechende Damen aus Unterkunft vom Vorabend

- in Kandersteg:

+ die zwei Cousinen aus dem Jura (von Rotstockhütte)

+ Erik und Markus (von Rotstockhütte)


2 Kommentare:

  1. Langstreckenradler aus Nürnberg23 Juli, 2023 08:28

    Klugscheissermodus:

    Raumangst, nicht Platzangst.

    ;-)

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  2. Oder noch besserwisserischer:
    Klaustrophobie ;)

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