Montag, 24. Juli 2023

Tag 52: Doppelt ? Halb so schlimm...

Gstaad - Rossinière (Zweisimmen)
(28,0 km - 1.330 Hm auf - 1.490 Hm ab)

In den letzten Tagen haben sich einige Dinge ganz deutlich am Himmel im Westen abgezeichnet: Unter anderem muß ich meine Etappeneinteilung und die Quartier-Lokationen überdenken: Am Samstag (also für heute) gibt es im Umkreis von mehr als 25 Kilometer um potentielle Etappenziele keine Unterkünfte (bzw. nur einige wenige und diese jenseits von ca. 500 CHF die Nacht), die für Sonntag vorgesehene Alm beherbergt augenscheinlich zwar 60 Rindviecher - allerdings keine zweibeinigen. Und das Original-Etappen-Ziel laut offizieller Tages-Einteilung oberhalb von Montreux zeigt zwar auf GoogleMaps noch Bett-Symbol, da steckt aber wohl aktuell keine realistische Übernachtungsmöglichkeit mehr dahinter (was mir ja auch der französische Schweizer gestern im Gespräch bestätigt hatte).

Somit ist der Plan für die letzten vier Tagesetappen nicht mehr - wie zu Hause angedacht - diese in drei Tagen zu gehen, sondern in zweien. Damit das dann nicht zu einfach/kurz, sondern tagesfüllend wird, darf ich dann heute noch 1 1/4 Stunden mit stündlich verkehrendem Zug nach Zweisimmen hinaus pendeln (und sollte dort möglichst spätestens 18:00 Uhr einchecken), morgen Früh dann zum Start selbiges mit der MOB wieder zurück.

Klingt wild ? - Naja, ich habe gewisse Anpassungen vorgenommen, so daß es nicht ganz so viel werden sollte... ;-)

Außerdem gehe ich heute ohne Frühstück und dafür frühzeitig in der Jugendherberge in Saanen los zur Bushaltestelle am Schwimmbad (gestern gemerkt: Du erinnerst Dich bestimmt), um den 07:04 Bus nach Gstaad zu nehmen.

Dort am Bahnhof habe ich dann noch nette Unterhaltung mit meinem Busfahrer bei kurzem Aufenthalt und einem weiteren, aber NEIN ich will nicht noch ein Stück weiter mitfahren, denn hier kam ich ja gestern vorbei und im Sinne der "Connected Footsteps", geht es dann logischerweise auch genau hier weiter.

Noch hängen ein paar Wolken am Himmel, aber es wird trocken bleiben und nicht ganz so heiß, ist ja auch perfekt.

Der erste Anstieg in ganz kurzen Serpentinen im Wald ist recht steil, aber nicht unangenehm zu gehen - weiß gar nicht, was der Wanderer von gestern hatte.

Teilweise wird der Weg auch gerade saniert, natürlich mit Baustellenwarnschildern abgesichert und das Werkzeug akkurat beiseite geräumt:

Vom Pfad erfolgt dann kurz Wechsel auf ein Wiesensträßchen, wo der geneigte Betrachter an Hand der selbigen Liftstütze die Hangneigung wird ableiten können:

Auf ca. 1.600 Metern, jenseits der passierten Liftstation Obers Motzi treffe ich dann erst auf einen jungen Mann beim Wasserholen bei einer Alm und dann etwas oberhalb wohl die zugehörige Freundin samt der mobilen Behausung:

Aha, so sieht das also aus, wenn ich mal etwas früher unterwegs bin und die Weitwanderer mit Zelt noch nicht wieder on Tour sind.

Für mich folgt dann ein auf und ab unterhalb des Muttehugel vorbei gen Südwesten und an der Alp Wilde Bode vorbei.

So langsam ist der Tag richtig erwacht und ich kann mal einen Blick schräg zurück ins Seitental werfen, wo ich direkt von Saanen auch hätte herauf gehen können, aber lieber der Original-Route ab Gstaad treu geblieben bin.

Kurz vor dem Trittlisattel heißt es dann, absteigen ins Loch:

Und dann die Luft anhalten:

Ein entgegen kommender Wanderer hatte mich wohl bereits gehört und netterweise auf der anderen Seite der Engstelle gewartet: Nicht, daß es noch zu einem Verklemmungszustand und zu Verstopfung geführt hätte...

Etwas später kann ich schon zum Übergang in das Tal von L'Etivaz hinüberblicken:

Dort erreiche ich nun endgültig die Sprachgrenze am Col de Jable (1.883 m): Mit dem Kanton Waadt komme ich nun in die Romandie.

Die drei Mountainbiker, die mich auf alternativem Wege direkt am Pass einge- und überholt haben, sind technisch allerdings augenscheinlich nicht so fit auf dem Singletrail, so daß ich sie bald wieder passiere.

Zwischendurch gibt es auch gute Nachrichten von der Heimatfront: Vater hat OP offensichtlich gut überstanden :-)

Gute Genesung !

Auf der nächsten Alp - wo die Radfahrer mit Landkarte länger mit dem Bauern diskutieren - gibt es mit den ganz schwarzen Rindern mal wieder etwas Neues zur Abwechslung:

Ob die auch besonders viel Mist produzieren ?

Das nächste Wegstück möchte ich jedenfalls nicht mit dem Rad fahren, denn auch zu Fuß ist es schon etwas beschwerlich:

Spätestens jetzt ist es nicht mehr zu leugnen: Ich bin in der französischen Schweiz...

Straße ist nichts für mich, also weiter über Weglein, welches auch nicht wirklich schlimm zu gehen ist (der Wanderer gestern hatte evtl. etwas übertrieben, ggf. fehlten ihm auch Vergleichswerte oder ihm kamen ohne Stöcke die Passagen subjektiv einfach nur recht steil vor).

Ok, es ist nicht alles so flach wie hier, aber gut zu gehen (und absolut nicht ausgesetzt oder absturzgefährdet) und man kommt gut voran... 

Bald bin ich kurz vor L'Etivaz, wo eigentlich die erste der Etappen laut Originaleinteilung bereits endet:

Durch den Ort auf 1.140 Metern geht es wieder mal gefühlt über Privatwege:

Am Ortsrand (rauswärts) habe ich noch eine kleine, einmalige Spezialaufgabe von Bruno (Lara50) zu erledigen, welche mir nochmal ein Lächeln auf die Lippen zaubert, als ich mit den Zusatzhinweisen fündig werde.

Danke, Bruno !

Anschließend geht es weiter gen Nordwesten durch das Tal.

Nachdem der Weg erst am Bach entlang ging, führt er dann nochmal 100 Höhenmeter auf einem Forststräßchen aufwärts.

Kurze Zeit später wird erst die an den Hang geklebte Straße ins Tal erreicht, vielleicht 150 Meter ist dieser zu folgen und dann führt der Wanderweg noch etwas höher hinauf.

Oberhalb der Straße für den motorisierten Verkehr kann man hier wirklich wunderbar dahin schlender...

Am Waldrand trenne ich mich dann mal kurz von der National-Route 1: Statt den schleifenartigen Umweg über Château-d'Œx zu gehen - wenn ich dort sowieso nicht übernachten kann - nehme ich einen Wanderweg hinab nach Les Moulins.

Von dort spaziere ich dann weiter zu meinem heutigen Wanderziel: Dem Bahnhof von Rossinière:

Wider Erwarten bin ich gegen 15:20 Uhr bereits am Ziel und erreiche somit tiefenentspannt die 16:46-Uhr-Verbindung des MOB (Montreux-Oberland-Bernoise) nach Zweisimmen.

So kann man übrigens in der Schweiz 2. Klasse reisen:

Mondän. Mondän.

Eine Inderin ist augenscheinlich auch skeptisch und fragt mich, ob sie hier richtig sei, weil das so nach 1. Klasse aussieht, aber ich kann sie beruhigen: Bin schon kontrolliert worden und gab keine Beanstandungen :-)

Das sind schon spezielle Garnituren, die hier tagsüber verkehren:

In Zweisimmen bin ich erst im falschen Vista-Hotel - ein Schelm wer Böses dabei denkt, wenn man sich so die Google-Ergebnisse ansieht - denn eigentlich meinte ich direkt neben dem Bahnhof gebucht zu haben und war nur die Tage vorher bei der Mail-Bestätigung schon etwas irritiert gewesen, aber zur richtigen Location ist es auch nicht weit und ich komme wirklich noch deutlich vor 18:00 Uhr dort an.

Prima, der erste designierte herausfordernde Tag war schon mal gar kein Problem, jetzt hoffe ich einfach mal, daß das morgen und dann auf der ersten richtigen Etappe auf dem GR5 in Frankreich ähnlich klappt...


Begegnungen:

- 1 Milan über Übergang

- 1 Alpensalamander

- 1 Fuchs


1 Kommentar:

  1. Der Zug erinnert mich an den Orientexpress, den ich oben am Brenner am Mittwoch gesehen habe. Scheint der selbe Hersteller zu sein.

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