Dienstag, 3. Oktober 2023

Epilog 3: Das Ende in Stein

Der Abschluß bei Sonja in Stein

Nach dem Abstieg nach Sillian in Osttirol rufe ich mal im Pfitschertal in Südtirol an: Mal sehen, ob dort noch ein Stop-Over vor der Rückreise über den Brenner möglich ist.

Ist es EIGENTLICH nicht: Sonja muß am nächsten Morgen ganz früh weg.

EIGENTLICH paßt mir das optimal: Endlich mal ganz frühes Frühstück ;-)

Sind wir uns doch schon wieder einig :-)

Das Wetter ist nochmal traumhaft und so genieße ich die letzten Stunden in den Bergen, bevor ich mich dann auch schon auf zu Hause freue...

So scheiden sich an den Wegweisern des Lebens nicht unbedingt die Geister, sondern wir entscheiden uns für den einen oder den anderen Weg - die zuweilen auch/sogar zum selben Ziel führen können.

Und wer jetzt Lust auf ein paar Fotos und Geschichten zu Wien-Nizza hat, kann gerne in Stein (gleich mal persönlich vor Ort abgeklärt ;-) vorbeikommen:

Samstag, 01. Juni 2024

19:00 Uhr

Ein wenig Rahmen(spazier)programm über das lange Wochenende mag es noch (optional) OBENauf geben.

Oder für die Statistik-Cacher: Wien-Nizza (Making-of GC12MBN)


Und mit nun 0 Tagen Rest-Urlaub (ich bin damit einer von wenigen, der die Abteilungsziele 2023 erreicht) kann ich mir mal Gedanken um die berufliche Zukunft machen.

Und für den Fall, daß ich im Frühjahr mal Urlaub nutzen müßte, hätte ich ja auch schon ein (Wander-)Ziel, welches man dann dort bestimmt nachvervfolgen könnte: WWW07 - Ostösterreichischer Grenzlandweg


Freitag, 29. September 2023

Epilog 2: Eislaufen auf > 2.500 Metern

 Wien - Steiermark - Kärnten - Osttirol

Ania, Tom und der gesamte 4-beinige Hausstand an Hunden und Katzen ist samt Wohnmobil bereits nach Mitternacht gen Kroatien aufgebrochen, als ich ganz früh am Morgen mir noch das für mich vorbereitete Frühstück genieße.

Dann mache auch ich mich auf den Weg in den Süden bzw. Südwesten durch die Steiermark bis nach Kärnten.

In den nächsten Tagen werde ich noch ein paar Lücken am Alpe-Adria-Trail (AAT) schließen, auch wenn das Wetter nicht (mehr) so prickelnd ist und zwischenzeitlich eine ordentliche Kaltfront durchgezogen ist.

Einen Teil der Ausrüstung hatte ich - dummerweise - zu Hause gelassen,. aber statt Mütze kann ich zumindest vorerst noch per Buff improvisieren.

Zum großen (hohen) Finale in Osttirol wären dann aber eigentlich Grödeln oder zumindest Gamaschen hilfreich gewesen.

Aber man muß (es) nehmen, wie es kommt ;-)

Ein mittäglicher Anrufe auf der Obstansersee-Hütte zwecks Übernachtungsoption jetzt Ende September offenbart einige Herausforderungen, um nicht zu sagen Probleme:

  • es liegt bereits ganz ordentlich Schnee
  • der Gratweg ist begehbar - für Erfahrene und mit gebotener Vorsicht
  • Essensbestellung für den Abend ist JETZT vorzunehmen
  • die zeitliche Deadline (Fix-Termin) für das Abendessem ist HART
  • zu spät kommen, wird mit kaltem oder keinem Essen bestraft
  • die Kombination aus Rest-Anfahrt, Bus-Verbindung von Sillian nach Kartitsch zum Start und dann noch der Hüttenaufstieg lassen ein Abendessen in weite Ferne wandern

Nun, hinsetzen und weinen hilft da auch nichts, also Vorgehen strikt nach Plan, das unvermeidliche akzeptieren, das beeinflußbare gestalten:

Der Bus setzt mich planmäßig am Ausgangspunkt des Normalwegs zur Obstansersee-Hütte in Kartitsch ab. Soweit so gut.

Die Sonne verschwindet schon langsam hintern den Gipfeln, egal wie ich mich anstrenge, sie geht schneller zurück als ich vorwärts komme:

Und frisch wird's.

Letztlich komme ich 30 Minuten VOR der Essenszeit auf der Hütte an und kann sogar noch Duschen.

Man könnte fast meinen, ich wäre gut im Training ;-)

Nun bereiten mir nur noch die Wegverhältnisse - zum Teil ordentlich jenseits von 2.500 Metern - Sorgen, insbesondere nachdem die Befragung von ein paar sportlich wirkenden Südtirolern am Tisch (Einheimische) zögerliche Antworten ergibt: "Naja, man KANN den Weg schon gehen..."

Ok, das schaue ich mir am nächsten Morgen wohl am besten mal selbst genauer an. Als erster starte ich von der Hütte gen Westen in einen traumhaften Tag:

Der Weg am Grat entlang verläuft meist auf der Nordseite und nicht nur im Schatten ist der Schnee bzw. teilkweise Matsch komplett durchgefroren.

An manchen vereisten Stellen muß man schon wirklich gut aufpassen !

Nach ca. 2/3 der Strecke zur Sillianer Hütte kommen mir nun auch mehr und mehr Wanderer entgegen: Die klassische Begehung erfolgt ja gen Osten.

Da ist für mich auch schon ein Ende des Schnees absehbar:

Kürzlich war ich noch am 404 imn Wiener Wald, nun lasse ich mit dem 403 (KHW: Karnischer-Höhen-Weg) bald auch den Südalpenweg hinter mir:

So, DAS war also der Lückenschluß:

2014 hat bei der Planung meiner eigenen Route von Graz nach Monaco mit dem Südalpenweg 03 alles begonnen, was mich und die 10 großen Österreichischen Weitwanderwege (WWWs) betrifft.

Damals war ich in Eibiswald (Tag 005/2014) vom 06er (Mariazeller Weg) eingeschwenkt, mußte dann aber an der Unteren Valentinalm auf den Gailtaler Höhenweg ausweichen (zu früh in der Saison: noch VIEL zu viel Schnee nach dem Rekordwinter 2013/2014).

2018 dann mit Marianne das im Westen fehlende Stück (an)gegangen, wobei der Schluß - wegen Umbauarbeiten an der Sillianer Hütte - damals offen blieb.

Nun also VOR dem Start in Wien (von Triest kommend) die vier Etappen ganz im Osten (Bad Radkersburg - Eibiswald) absolviert (Intermezzo 1) und zum Saisonabschluß jetzt also noch die 1,5 Etappen ganz im Westen.

Habe fertig ! :-)

Nur ein (typisches) ToDo ist jetzt für eine rundum gelungene Berg-/Alpen-Sommer-Saison noch offen...


Montag, 18. September 2023

Epilog 1: Zurück zum Start nach Wien

4 (weite[re]) Tage 404: Wilhelmsburg - Wien/Mödling

Vom Wiener Kahlenberg aus, war ich im Mai ja auf der Nordroute des Voralpenwegs WWW04 aus Wien gen Westen gestartet.

Es gibt allerdings auch eine Südroute ab Wien-Mödling. Beide Routen zusammen bilden den 404-Wanderweg, der früher mal separat von einem Verein als Wiener-Wald-Weit-Wander-Weg (5W - nicht zu verwechseln mit WWW05, dem Nord-Süd-Wanderweg) ausgezeichnet.

Mittlerweile gibt es diesen Verein zwar wohl nicht mehr, aber einen ausgezeichneten Cache von der philsagenden Ownerin "Phil G. Gangen": GC9NFN1.

Ein paar schöne Aufhänger, um nun im September zum Ende der Saison nochmal in die Ostalpen zu fahren, um noch ein wenig zu Gehen - wenn man sowieso schon gerade ganz gut in Form ist (passiert ja eher selten).

Sonntagabend reise ich in Richtung Wien an und kurz vor der entsprechenden Abzweigung erhalte ich just-in-time Strudel-Option(en) in Tulln: Da ist das Ruder -äh- Steuer schnell herumgerissen und ich kann Ania, Tom und ihren beiden Mädels noch ein wenig beim Standl-Abbauen zur Hand gehen.

Wobei ich zugeben muß, daß meine größten Leistungen dabei wohl im Umfeld des Wegschlagens von flüssigen und festen Kalorienträgern (Loch statt Bauch, -17 Kilo, you know) zu verorten ist. - Böse Zungen sollten an dieser Stelle abgeschnitten werden :-b

Jedenfalls darf ich bei Ania und Tom auf der Couch in Wien übernachten und noch besser: Die beiden wollen mich am nächsten Morgen noch zum Start bringen und mit den Wuffis ein Stückchen ab Wilhelmsburg begleiten.

Echt toll:

Nach einer Weile kehren die Wiener 2- und 4-Beiner dann wieder um und ich bin wieder alleine.

Ist aber schon auch ein nettes Gefühl, wieder auf dem 404er zu sein und zumindest DIESES Projekt noch im selben Jahr abschließen zu können, in dem ich es ja erst begonnen hatte:

Wegen des späten Starts am späten Vormittag, der doch ordentlich langen Etappe und der nun schon wieder deutlich kürzeren Tage, ist es bereits tockfinster, als ich am Ziel ankomme:

Man hatte sich schon Sorgen gemacht und mir nachtelefoniert: Da hatte ich aber nur noch 1,5 km bis zum Ziel.

In den nächsten drei Tagen geht es dann nochmal abwechslungsreich zu, aber schon auch zur Sache.

Ganz ordentliche Auf-/Abstiege und zum Teil auch schmale Weglein am, Abgrund lassen die Südroute doch als etwas anspruchsvoller als die Nordvariante erscheinen.

Am Ende geht es an Weinbergen entlang und über Hügel/durch viel Wald.

Kurioserweise realisiere ich erst bei meiner letzten Übernachtung (standesgemäß nochmal eine Berghütte), daß die beschriebenen "4 Etappen" aus dem Listing EIGENTLICH eher als 4 Abschnitte für 7 Tages-Etappen gedacht waren.

Ups, aber in meinem aktuellen Zustand (bedenklich fit) war das eben SO genau passend, auch wenn die Ownerin von meinem Anruf vom Final schon ein wenig überrascht zu sein scheint.

Nachdem sich ein Treffen diesmal nicht ausgeht, fahre ich mit den Öffis wieder direkt zurück zum Weltraumaeffchen, wo ich für eine weitere Nacht (und weiteres Reste-Vertilgen) eingeplant bin.

Es ist wirklich schön, wenn Menschen meine Qualitäten/Qualifikationen schätzen :-)


Donnerstag, 7. September 2023

Das kleine große Fazit

Wien - Nizza
In 80 Tagen um/über die Alpen

Seit dem Alpenspaziergang von Fritzi und Karl Lukan 1984 gilt Wien-Nizza als DER Klassiker unter den Alpenlängsüberschreitungen von Ost nach Südwest.

Allerdings liegt selbst nach schneearmen Wintern am Hauptalpenkamm noch zu viel Schnee, so dass eigentlich alle Aspiranten seit Anbeginn nach Süden ausweichen - weswegen ich ja Graz - Monaco 10 Jahre vorher entwickelt und ausbaldowert hatte.

Das war für mich der Ansporn, nach fast 40 Jahren eine alternative Route direkt von Wien gen Westen auszuarbeiten und zu begehen.

Dabei führt der Weg eben über Salzburg, den Maximiliansweg durch Bayern (das muß ich natürlich in Anbetracht der Geschehnisse für die Zukunft ggf.  nochmal überdenken), längs durch Liechtenstein sowie die Schweiz bis zum Genfer See und von dort weiter über die französische GTA (GR5) am Montblanc vorbei bis zum Mittelmeer.

In (knapp) 80 Tagen auf annähernd 2.000 Kilometern mit mehr als 90.000 Höhenmetern im Aufstieg ging es im Sommer 2023 zu Fuß von den Hügeln des Wienerwalds, an Eiger, Mönch als auch Jungfrau vorbei und dann noch durch die kompletten französischen Westalpen bis an die Côte d'Azur.


Und hier noch die LOGISCHE Auflösung zum/vom Rätsel (Tag 69), was man bei Schnee UNBEDINGT an Ausrüstung dabei haben und nutzen sollte:

Die Antwort - die kainer fand: Sonnenbrille.

Hilft gegen Schneetreiben und das grelle Weiß. - Weiß ja EIGENTLICH jeder spätestens seit 2017: Tag 41


Kurios bei dieser Tour: Ich bin mit ca. 12 (ZWÖLF) Reserve-Tagen mehr (MEHR) am Ziel angekommen, als ich am Start als Puffer hatte ?!

Ein Teil davon ergab sich durch optimierte Logistik bei An-/Abreise zu meinen verschiedenen Abschnitten (übrigens, jetzt weiß wohl jeder woher "Sieben auf einen Streich" kommt, oder ?).

So war nämlich die ursprüngliche Skizze für 2023:

Es mag Menschen geben, die halten ihre Versprechen...


Tja, und nun ?

Wir schreiben den 07. September 2023 und mein nächster Arbeitstag ist der 04. Oktober.

Ich kann ja kaum meiner neuen Partnerin (die mir unterwegs quasi zugelaufen ist - oder so ähnlich ;-) gleich dauerhaft auf den Keks (Kekse !) gehen, die gleich wieder Arbeiten gehen muß.

Ich hab' da mal eine Idee... - Mein Vater würde jetzt evtl. sagen "wie ein volles Kino, nur nicht ganz so laut".

Ziemlich abwegig, ausgeflippt und nach Südfrankreich/den Westalpen mal etwas ganz anderes, aber nun gut...


Das Drama der Heimreise

Nur noch Heim

Wahrscheinlich hätte ich einfach einen Bogen um Oberbayern machen sollen. Die vermeintliche Stunde länger über Frankfurt, hätte wohl viele Stunden, Nerven und Ausgaben weniger gekostet.

Aber fangen wir mal von vorne an:

Bereits zwei Stunden vor Abflug wird Verspätung angezeigt - der Flieger kommt wohl nicht rechtzeitig aus München.

Die knappe halbe Stunde ist aber nicht das eigentliche Problem.

Beim Blick auf die Bahn-App deuten sich um Mittag herum bereits (größere) Probleme in München an.

Der Flug nach München verläuft aber erstmal ohne Komplikationen und unter mir kann ich die Alpen, den Gardasee, die bayerischen Voralpen und dann das südbayerische Flachland liegen sehen.

Es fängt an, langsam spannend zu werden, als wir am Terminal 2 stehen und nichts mehr vorwärts oder rückwärts geht.

Nein, eigentlich ganz falsch beschrieben: Es ginge noch alles vorwärts oder rückwärts und genau DAS ist der Fehler !

Der Pilot vermißt einen dieser hilfsbereiten Zweibeiner, die üblicherweise auf Flughäufen diese Keile unter das Bugrad klemmen, so daß die Maschine fixiert ist. Einen Bediener für den Finger suchen sie (per analogem Inserat im Münchner Arbeitsamt) auch noch. Von Gepäckausräumern und ähnlichem ganz zu schweigen. Willkommen in Bayern. Franz-Joseph-Strauß. Erdinger Moos.

Der Pilot kennt das - laut Durchsage - schon und bleibt gelassen: "Sie können sich alle nochmal setzen, der Münchner Flughafen hat Personalprobleme und wir wissen noch nicht, wann mal jemand für uns Zeit hat"

Was will man machen...

Entweder hat der Pilot den Copilot an einer provisorischen Krawatten-Strickleiter aus dem Cockpit abgeseilt oder der kleine Regional-Flughafen Franz-Joseph-Strauß hat nach ca. 20 Minuten doch noch ausreichend befähigtes Personal erübrigen können, welches zu solch unterwarteter Stunde (nachmittags gegen 15:15 Uhr in den bayerischen Sommerferien) doch noch die Technik bedienen kann.

Wir können aussteigen.

Mittlerweile habe ich realisiert, daß die Deutsche Bahn offiziell sämtlichen elektrifizierten/Fernverkehr südlich von Nürnberg und östlich von Stuttgart als eingestellt zu betrachten ansieht:

Man möge München meiden !

Denn dort hat ein Bagger ein Stück Oberleitung heruntergerissen.

Ha, lustig :-(

Wie ich später erfahre, ist diese Skizze übrigens eine Untertreibung (NEVER trust Deutsche Bahn): Reisende aus Hamburg gen Süden sind bereits in Bamberg (das ist übrigens in Oberfranken und ca. 80 Kilometer NÖRDLICH von Nürnberg) gestrandet.

Nun ist guter Rat teuer: Ich ziehe mal noch im Aussteigefinger beim Verlassen des Flugzeugs einen Telefonjoker.

Bingo. Taxi wird sich auf den Weg machen. Hat aber gut 280 Kilometer Anfahrt.

Unlängst in der Süddeutschen Zeitung (SZ): Link

Wie man liest, verlangen Münchner Taxifahrer heute 400 Euro nach Nürnberg. Vom Hauptbahnhof. Der westlich vom Flughafen liegt. Und dazwischen wohl der Oberleitungsschaden, wie ich dann aus der SZ Stunden später erfahre - NICHT von der Bahn (dort ist weiterhin nur ominös von "am Hauptbahnhof" die Rede).

Ebenfalls symptomatisch: Ein eigener Umplanungsversuch über Ostbayern scheitert umgehend, da ALLE Züge bei der Bahn nur mit dem allgemeinen Vermerk gekennzeichnet sind, daß sie möglicherweise nicht vom Start- bzw. bis zum Zielbahnhof fahren. Dummerweise steht NIRGENDS ab/bis zu welchem Bahnhof sie verkehren.

Aber, was will man machen... ?

Antwort: Zum Edeka gehen zwecks Zwischenmahlzeit - SOWAS hat man lange nicht gesehen...


Kurz vor 22:45 erreichen wir Herzogenaurach. Zeit für eine Brotzeit als Betthupferl nach diesem LANGEN Tag...

Vielen, vielen, vielen Dank an meine Eltern ! - Auch wenn wir GPS-Nutzung am Handy und gezielte Navigation zum Aufsammelpunkt noch etwas üben müssen ;-)

Tag 79: La Finale Grande

Colomars - Nizza (Stadtstrand)
(14,1 km - 210 Hm auf - 530 Hm ab)

04:35 Uhr irgendwo in Südfrankreich.

Der Wecker schellt.

ALARM.

Aufstehen !

Die letzten Kekse geben den Kick zum richtig wach werden und dann schleiche ich mich aus dem Hotel.

Im Schein der Stirnlampe - Achtung, kann Reste von Stromtierchen enthalten - geht es erstmal ein Stück ostwärts, wo ich gestern Nachmittag hergekommen war.

Gut, daß zumindest die Straßenschilder den maladen Schein meiner Stirnlampe noch ausreichend reflektieren...

Leider ist nämlich die Lampe der 24h-von-Bayern 2008 bereits ziemlich hinüber: Das Plastik-Gehäuse zum Batterie-/Akku-Wechseln schnappt nicht mehr auf und auch alle Versuche - mit wahlweise etwas Werkzeug oder mehr Gewalt - blieben erfolglos.

Da kommt eine derartig ausgeleuchtete Straße gerade Recht...

Auch etwas schummriger ist noch ok, wobei ich in DIESER Kurve prompt verpasse abzubiegen und dann einen Kilometer zurück bergauf muß.

Dann wird's abenteuerlich: Aber der Pfad direkt nach Süden - durch die/eine grüne Hölle - der OSM-Karte existiert WIRKLICH. Längst habe ich die Handy-LED-Lampe zur Unterstützung im Einsatz, denn sonst würde ich 2024 wohl noch durch das Tal des Todes irren ;-)

Kaum bin ich auch dieser letzten Gefahr auf meinem Spaziergang von Wien ans Mittelmeer entronnen und wieder in der Zivilisation, schon kann ich am Horizont die Dämmerung erahnen und einen Blick über Nizza werfen:

Von den (einsamen) Hügeln heruntergekommen, geht es durch die langsam erwachende Stadt weiter ziemlich direkt gen Süden.

Ich kann das Meer schon riechen !

Kurz nach halb acht Uhr erreiche ich den Stadt-Strand von Nizza mit seinen Palmen:

Noch eine letzte Fußgänger-Ampel, über die Promenade - Achtung, dabei nicht von querenden Horden von Joggern, Radlern, Roller-Fahrern oder ähnlichem auf den letzten Metern tödlich verwunden lassen ! - und die Stiegen hinab...

Nach 79 Wandertagen habe ich wirklich das Ziel erreicht.

PÜNKTLICH zum Sonnenaufgang:

Naja, der Liechtensteiner Schweizer hat ja schon immer gesagt, ich sei ein wenig wie ein Uhrwerk - ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob er dabei ggf. an Schwarzwald-Uhren (Kuckucksuhren, siehe E1-DE) denkt und EIGENTLICH meint, daß ich einen Vogel habe ;-)

Die härteste körperliche Prüfung der ganzen Alpen-Nord-Umgehung steht mir nun noch bevor: STEINSTEILSTRAND ins Wasser.

Da geben meine alten Hüttenlatschen nun ENDGÜLTIG ihren Geist auf, aber letztlich lande ich im Naß:

Herrlich !

Was für eine traumhafte Tour, die ich nun mit dem letzten Pain au Chocolat - etliche und ein Baguette hatte ich Ofen-frisch in der Stadt erworben (die restlichen müssen auf den 200 Metern vorher bereits verdampft oder gestohlen worden sein):

DAS war übrigens das einzig enttäuschende an der französischen GTA vom Genfer See bis hier hin: die französischen Klassiker (Croissant, Pain au Chocolat, Baguette) gab es eigentlich vorher NIRGENDS :-(

Aber wie heißt es so schön: Ende gut, alles gut :-)

Und zumindest sind die Wege ordentlich markiert (nicht wie in Bayern ! - ups, da muß ich jetzt ja dann auf dem Weg nach Franken durch - ob DAS mal funktionieren wird...).

Und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist toll.

Und die Berge/Täler so hübsch.

Sogar das Französisch habe ich irgendwie überlebt.

Während die Sonne weiter aufgeht, ich so über's Meer blicke und meine Gedanken schweifen lasse, denke ich mir: Der Plan von 2014 - als ich ein Teilstück des GR5 bereits kennenlernen durfte - irgendwann mal den ganzen Weg zu gehen, war ein sehr guter - ja nahezu weiser - Entschluß.

Und Menschen, die mich kennen, könnten ja ahnen oder fast schon wissen: "Irgenwann" ist bei mir bei sowas aber auch sowas von selten "Nie", auch wenn es zuweilen etwas dauern kann, bis sich die (vielen) offenen Kreise schließen.

So, Sachen zusammengepackt und dann geht es braun gebrannt und abgemagert zurück in die Stadt.

Die Sonne steht jetzt schon ganz ordentlich hoch am Himmel, aber in der modernen U-Bahn-Station Untertage bekommt man davon schon wieder nichts (mehr) mit:

Kurze Zeit später, lande ich DIREKT am Flughafen-Terminal (nicht wie 2014 als ich erst ewig vom (normalen) Flughafen-Bahnhof wandern mußte.

Um 13:25 Uhr soll meine Lufthansa-Maschine quer über die Alpen nach München starten...



Tag 78: Durch die letzten wilden Hügel

Utelle - Colomars
(28,8 km - 950 Hm auf - 1.410 Hm ab)

Ich habe mir vom Vorabend etwas Baguette aufgehoben und so muß ich nicht auf nüchternen Magen starten.

Und ich komme so früher los: Prima, da ist es noch nicht ganz so warm.

Die Sonne ist noch nichtmal ganz über die hohen Berge im Osten geklettert, da liegt mein Übernachtungsort Utelle bereits hinter mir:

Wie gestern auch wechseln Pfade durch den Wald und steinig, waldlos am Hang entlang sich immer mal munter ab.

Zwischendurch eine einsame Kirche am Weg:

Kurze Zeit später geht es dann schon wieder einsam und wild gen Süden am Hang entlang:

Ein kleiner, quasi an den Hang geklebter Ort wird durchschritten...

... und dann geht es runter ins Flußtal der Vésubie auf nur noch knapp 190 Metern über dem Meer.

Das Tal wird aber nur gequert und dann geht es - trotz Schatten - schweißtreibend auf der anderen Seite gleich wieder hoch.

Bis zum Vésubie-Kanal, dem der Wanderweg dann ein Stück folgt bis der künstliche Wasserweg in einem Stollen im Berg verschwindet (könnte man glatt eine Wathosenstage reinlegen...):

Am Ortsrand der größeren Siedlung Levens kann ich dann einen Motocross-Fahrer beim Üben auf dem örtlichen Parcour beobachten:

Im Ort stärke ich mich erstmal in einem Spar-Markt und dann geht es südlich des Ortes nochmal ordentlich bergauf.

Unterwegs sehe ich ein markant bis lustig gemustertes Schaf: Schwarze Beine/schwarzer Kopf, brauner Wollpullover und Schwanzende und Mütze hell...

Natürlich ist dieses Schaf nicht alleine, sondern sie sind natürlich zu dritt:

Ich gehe weiter und im Halbschatten am Hang entlang...

Aber später wird der Schatten dann reichlich rar:

Am Horizont ist im Süden mal wieder (dunstig) das Meer zu erahnen bis zu erkennen...

Aspremont auf dem Hügel wäre eigentlich das heutige Tagesziel:

Konjunktiv ?

Nun ja, wenn es entweder das Hotel oder irgendeine der (angeblich) laut Wanderführer von 2022 "mehreren/weiteren" Unterkünfte auch nur geben würde :-(

Ich habe deshalb in Saint Dalmas länger gegrübelt und recherchiert und letztlich ein Hotel in Colomars ausgemacht, was ca. vier Kilometer südwestlich liegt.

Also folge ich einem Wanderweg in diese Richtung noch entsprechend, der immer mal ein Stück auf der Straße und dann wieder durch die Wildnis führt.

Das Hotel bietet sogar einen Pool, aber mir ist es draußen zu warm, Blog schreiben sollte ich ja auch noch und nicht so spät ins Bett ;-)


Da waren's nur noch 0,5...


Begegnungen:

- 1 Eidechse