Am Morgen regnet es. Noch. Laut Wetterbericht soll es später aber aufhören.
Ich versuche, das Ganze auszusitzen.
Es klappt heute nur bedingt: Nachdem ich bei leichtem Niesel los in Richtung Stadtzentrum zwecks Bargeld-Nachschub gehe, steigert Petrus die Duschdosis bald auf ein ziemlich schnell, ziemlich sehr durchnässendes Maß: Sprühregen - fein, aber richtig naß.
Also doch die komplette Regenmontur anlegen.
Nach Westen führt mich mein Weg aus der Stadt und auf den ersten Hügel, denn eigentlich wäre die Etappe ja am Vortag noch bis Gunzesried (fünf Kilometer weiter, jenseits des Höhenzugs) gegangen, aber mangels Quartieren war ich ja in Sonthofen geblieben.
Im Abstieg nach Gunzesried läßt der Regen immerhin langsam nach.
Am Ortseingang werde ich um Hilfe gebeten: Ein Auto soll rückwärts aus einer Parklücke geschoben werden.
Stöcke beseite und zu dritt packen wir an. Aber da tut sich nichts. Gar nichts. Kein Millimeter.
*... aber ohne Strom läuft nichts !
Ein Automatik-Fahrzeug mit mutmaßlich elektro-hydraulischer Feststell-/Park-Bremse und beim Zündschlüssel Umdrehen leuchten nicht mal mehr irgendwelche Leuchten.
Tot, der Gaul. Zwecklos weiter zu reiten. Nichts mehr zu machen. Abdecker holen.
Oder so ähnlich...
Im Ortszentrum treffe ich dann zwei Kemptenerinnen und wir quatschen eine ganze Weile, denn zu regnen hat es nun aufgehört, aber ich hatte ja sicherheitshalber trotzdem (ob der Nässe) bereits im Vorfeld entschieden, NICHT auf die Nagelfluhkette an dieser Stelle aufzusteigen und am Grat entlang gen Südwesten zu gehen.
Stattdessen werde ich das lange Aubachtal erstmal taleinwärts gehen...
Im Grund kann ich sie zwischenzeitlich dann endlich mal sehen: Alpakas/Lamas (konnte leider nicht Maß nehmen)...
So oft (z.B. in Niederösterreich) war am Weg von diesen Zeitgenossen zu lesen, aber irgendwie waren sie wohl immer just in der Mittagspause oder im Urlaub als ich vorbeikam.
Ich kenne mich zwar nur bedingt mit Tieren aus (immerhin aber besser als mit Pflanzen ;-), jedoch erkenne sogar ICH, daß DIES keine echte Allgäuer Kuh ist:
Daß Kühe zuweilen für lila gehalten werden, bekommt bei diesem Exemplar noch eine ganz andere (Fuß-)Note.
Die Straße führt weiter, aber so langsam kommt danach wohl nichts mehr (oder zumindest nicht viel), wenn man sich das Ortsschild so anschaut...
Kilometer um Kilometer marschiere ich - immer leicht ansteigend - das Tal entlang...
Zwischenzeitlich kommt zwischen den Wolken sogar etwas die Sonne durch.
Ab dem Parkplatz an der Hinteren Aualpe nimmt die Steigung dann plötzlich deutlich zu.
Am Straßenrand ist nebenbei der berühmte "Herrgotts-Beton" (wie der Nagelfluh auch genannt wird) wunderbar zu erkennen:
An der (aktuell nicht bewirtschafteten) Scheidwang-Alpe trennen sich dann die Wege auf: Ich muß scharf rechts abbiegen und weiter aufsteigen.
Der Weg ist weiterhin asphaltiert, aber mittlerweile recht schmal und der Belag recht rau. Öffentlicher Verkehr ist hier nun keiner mehr erlaubt - wobei unterwegs war sowieso kaum jemand.
Plötzlich kommt aus den aufgezogenen Wolken ein heftiger Sprühregen.
*argh*
Schnell bis zum nächsten Baum weitergehen, um untergestellt Regenklamotten in Ruhe wieder überziehen zu können.
Mist: Der Baum, auf den es zu ging, liegt gar nicht am Weg, also Spitzkehre durchführen und nach nächster Gelegenheit Ausschau halten.
Mmmh, die nächsten beiden Bäume sind zu licht, ich bin dafür aber langsam gut angefeuchtet.
Während ich noch so über gute Exit-Strategien aus dieser vergangenen (fahren tu ich ja nicht) Situation sinniere, hört der Regen wieder auf. Einfach so. Auch eine Lösung :-)
Den Kühen macht der Regen natürlich nichts...
... aber mir wird dann schon fast ein wenig unheimlich, als ich kaum noch etwas sehe:
Am Leiterberg geht es nochmal bergab in eine Senke zur Oberen Gelchenwand-Alpe und von dort dann in den finalen Anstieg für heute:
Der Wind bläst mal Wolken an den Berg und wenige Minuten später kann man mal (kurz) blauen Himmel - samt Falke - erleben:
Übrigens, wer meint, es gäbe nichts schlimmeres als über Asphalt zu laufen: Die Allgäuer haben da noch schlimmeres auf Lager: Grasgittersteine.
Hier im Aufstieg geht es ja noch halbswegs, aber (Achtung: Spoiler) beim Abstieg am Folgetag auf der anderen Seite nervt das schon gewaltig.
Aber eines nach dem anderen...
Kurz danach habe ich die Bergstation der Hochgratbahn (die führt von der Nordseite bei Oberstaufen hier herauf) erreicht, die heute wegen Wind aber sowieso außer Betrieb war.
Unten kann ich bereits das Staufner Haus erkennen, was so winzig wirkt, bezogen auf die Anzahl der Schlafplätze:
Nach einem kleinen Abstieg und zwei Kurven erreiche ich dann das Staufner Haus, mein Tagesziel für heute, auf 1.614 Metern.
Am Abend gibt es noch einige Licht- und Wetter-Schwankungen...
Der Käsekuchen mit Heidelbeeren als Vorspeise ist ein Traum und mit Kässpatzn macht man auch auf einer (ziemlich) vegetarisch-veganen Hütte nichts verkehrt.
Begegnungen:
- 6 Alpakas/Lamas
- Kerstin aus Dessau/Sachsen-Anhalt auf dem Maximiliansweg gen Osten unterwegs
- 1 Eichhörnchen
- Eichelhäher
- 1 Falke
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