Dienstag, 30. Mai 2023

Kleine Sendepause 1.0

Wir arbeiten aktuell an einer Niveau-Steigerung für die Zukunft, längeren Sendezeiten und überdenken/waschen/reparieren unsere Sende-Ausrüstung.

Die bisherigen Substanzverluste (4 kg absolute Masse und weitere relative Umlagerungen) lassen uns nicht an unseren Plänen zweifeln. Wir ziehen stattdessen eine Stählung von Körper und Geist in Betracht.

Außerdem wollen wir überregional sowie international wachsen und nicht zuletzt gar Sprachgrenzen überschreiten, wo doch parallel die Deutsche Welle ihr Programm zurückfährt.

Antizyklische Investitionen nennt man das dann wohl.

Das fortschrittliche Regel-Programm auf diesem Kanal wird - ausbleibende Bahn-Streiks vorausgesetzt - planmäßig fortgesetzt am Donnerstag, 08. Juni 2023...


Tag 07: Streng im Takt: Alles Walzer

Gresten - Waidhofen an der Ybbs
(26,5 km - 800 Hm auf - 850 Hm ab) 

Die Chefin bereitet mir - wie vorab versprochen - bereits um 06:00 Uhr ein super Frühstück zu. Wie sie mir nebenbei noch erklärt, war das gestern gar kein klassisches Dorffest, sondern nach den Corona-Jahren hat nun der örtliche Lederhosen-Klub (deswegen auch die vielen "uniformierten" Lederhosn-Buam und -Madln) mal wieder ein Fest auf die Beine gestellt, wo das Café/der Pub nur das Gelände bereitstellt und einen Wein-Stand hat.

Da das eigentlich ein Frühschoppen war, erklärt das (im Nachhinein) viele Menschen mit schwankendem Gang bereits bei meiner Ankunft gegen 16:30 am Vortag.

Die Musik hörte deshalb auch schon irgendwann gegen 18:00 und 19:00 das Spielen auf - mein Zimmer war aber sowieso ab des Trubels und mit ordentlichen Fenstern und 3 Wänden/Türen zum Innenhof lärmdicht abgeschottet.

Am Morgen ist jedenfalls alles längst wieder picobello aufgeräumt:

Um 06:45 Uhr mache ich mich auf den Weg.

Der Spruch, der mir an der Hauswand neben dem Hinteraus-/eingang noch mit auf den Weg gegeben wird, paßt schon irgendwie:

Es ist Pfingstmontag und noch kaum jemand unterwegs, als ich Gresten verlasse und nochmal gen Osten auf die Hügel zurückblicke, wo ich gestern herab gekommen bin:

Zum Aufwärmen darf ich heute gleich zu Anfang mal wieder gute 400 Höhenmeter von Gresten (407 Meter über dem Meer) aufsteigen.

Manchmal sind aber nicht nur die menschlichen, sondern auch die über-menschlichen (= tierischen) Begegnungen nett: Diese kleine Ausbrecherin hatte ich hinter einigen Grasbüscheln erspäht und als ihr das bewußt wird, ist sie mal schnell - schuldbewußt kleinlaut - in Richtung Hochsicherheitstrakt ihrer Artgenossen gewatschelt.

Ob sie dann beim Einbrechen denselben Weg genommen hat, wie beim Ausbrechen entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, ich habe mir heute einen gewissen Takt vorgenommen und gehe deshalb zügig und gleichmäßig voran.

Im Zweifelsfall erstmal immer bergauf halten.

Zuweilen führt der Weg auch ein wenig durch den Wald.

Dort warten auch skurrile Begegnungen jenseits von Mensch- und Tierwelt:

Als mich EIN Schaf aus einer Hütte anschaut, ist Sekunden später und nach aufgeregtem Herausstürmen die Welt der ganzzahligen Vielfachen von DREI (alte Suywen-Weisheit, die sich sehr häufig bewahrheitet) auch schon wieder in Ordnung:

An einem der letzten (grünen) Hügel des Tages (Schobersberg) einen Moment inne gehalten (Pausen sind heute nicht vorgesehen)...

... und den aktuellen Zustand dokumentiert:

Dann geht's auch schon weiter im Takt (und nach einem ausgefuchsten, mafiösen Plan, die Deutsche Bahn auszutricksen).

In Windhag liegt der Bolzplatz auf dem Berg und entweder sind sie zu faul, die verschossenen Bälle wieder aus dem Tal zu holen oder die Kinder sind hier so unartig, daß sie deswegen derart artgerecht gehalten werden:

Die zuletzt angekündigten Gehzeiten bis Waidhofen an der Ybbs erscheinen mir nur bedingt vertrauenserweckend: Schließlich geht es eigentlich nur (zum Teil: steil) bergab.

Ich kann das Ziel-Städtchen meines logistischen Absprungs schon im Tal liegen sehen:

Um 12:29 Uhr erreiche ich Gleis 2 des Bahnhofs:

Um 12:30 Uhr fährt der Zug gen Amstetten nach Norden raus aus den Hügeln und gen Donau-Flachland.

Jetzt kann ich erstmal Durchschnaufen und nach dem Online-Ticket-Kauf bei der ÖBB für die aktuelle Fahrt, kaufe ich mir in der Westbahn-App gleich mal das Anschlußticket nach Linz (die Westbahn wird nämlich von den Auskunftssystemen ignoriert, bietet aber alle 30 Minuten super Verbindung für einen Bruchteil des Preises - irgendwie erhält man nämlich bereits mit einer BahnCard 25 mehr als 53% Rabatt - wirklich - ich habe das ca. sieben Mal nachgelesen...).

12:58 Uhr Ankunft am Abfahrtsgleis der WestBahn und pünktlich um 13:00 Uhr geht es weiter.

Gegen 13:30 bin ich in Linz, Hauptbahnhof. Fünf Stunden vor meinem Heimfahrt-Ticket gen Nürnberg mit Zugbindung.

Aber auf die Deutsche Bahn ist bekanntlich Verlaß: Bereits vor einiger Zeit wurde mir mitgeteilt, daß heute eine Niederbayern-Rundfahrt im Ticket (ohne Zusatzkosten !) inkludiert ist.

Dafür darf man die Services im ICE 90 der Bahn 90 Minuten länger genießen. Oder um es anders auszudrücken: Die Fahrtzeit verlängert sich um 50% oder anders formuliert: Zwischen Plattling und Regensburg sind wir 120 statt sonst 30 Minuten unterwegs und sehen noch Landau an der Isar und Landshut (da wechseln wir - damit es nicht langweilig wird - die Fahrtrichtung: da der Zugführer augenscheinlich nicht der Sportlichste ist, dauert das eine Weile und Fahrgästen nach München wird DRINGEND empfohlen, hier in Regionalzüge nach München umzusteigen, weil sie dann Stunden früher am Ziel sind). - Immerhin so flexibel ist die Deutsche Bahn mittlerweile: Man kann an einem nicht vorgesehenen Halt (offiziell und ohne Nothammer) aussteigen !

Lokalen Bummelzügen müssen wir als "Gäste" auf der Umleitung natürlich auch auf Nebengleisen Vorrang gewähren: Wäre ja sonst schlecht für die Statistik, wenn noch mehr Züge Verspätung hätten.

So sieht man noch was von der Welt *äh* von Niederbayern: Evtl. ein Konjunkturprogramm der lokalen Tourismusbehörden, unterstützt von der Deutschen Bahn ?

Egal, für mich ist das ein guter Grund, zwei Zugverbindungen und somit vier Stunden früher zu fahren - dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen - der mafiöse Plan ist mal wieder voll aufgegangen :-)

Statt Stunden zu spät und jenseits von Mitternacht, werde ich Stunden früher zu Hause ankommen...

Tja, und dann wäre noch die Sache mit dem geenterten ICE 90 selbst:

"Donauwalzer". So, so.

Was fällt einem unmusikalischen, ungebildeten Kulturbanausen aus den nördlichen Randlagen des Freistaats zur "Schönen blauen Donau" natürlich umgehend - mit einem immer breiteren Grinsen im Gesicht, ob der stimmigen bis lustigen Wendung dieses streng getakteten Tages, ein ?

Klar: Walzerkönig !

Johann Baptist Strauss.

Ein Wiener. Ein Österreicher ?

Nun, da wollen wir schon etwas genauer sein: Mathematisch gesehen vielleicht gerade mal zu ca. 84%

Schlußendlich und letztlich final (lethal) war er Staatsbürger von Sachsen-Coburg-Gotha - auch wenn man ihn später auf dem Wiener Zentralfriedhof dann doch in einem Ehrengrab wieder willkommen geheißen hat, obschon geschieden und mittlerweile Lutheraner (= Ketzer) - aber DA sind die Österreicher ja flexibel ;-).

Und so geht es im bekannten oder gar bekanntesten 3/4-Takt (zum Reinhören) über's Tanz-Parkett offen schwebend mit Gedanken an einen quasi Landsmann aus dem oberen Franken in die (aktuelle) Heimat im mittleren...

Alles Walzer.

Donau so blau,
so schön und blau
durch Tal und Au
wogst ruhig du hin,
dich grüßt unser Wien,
dein silbernes Band
knüpft Land an Land,
und fröhliche Herzen schlagen
an deinem schönen Strand.

Wien ist für mich nun erstmal Vergangenheit, aber bis Silvester/Neujahr (mit der inoffiziellen Wiener Landeshymne) ist ja noch ein wenig Zeit, um (weiter) Land zu gewinnen.


Begegnungen:

- 1 Reh

- nette Bäuerin und ihr Mann kurz vor dem Abstieg nach Waidhofen


Sonntag, 28. Mai 2023

Tag 06: Das wird eine Gaudi

Burg Plankenstein - Gresten
(29,5 km - 990 Hm auf - 1.250 Hm ab)

Beim Frühstück am Morgen schleicht ein Tiger um meine Füße. Ob das wohl die Mama von den fünf Katzenbabys im Burghofknast ist ?

Von der Burg geht es gleich mal durch den Wald bergauf bis zu einem Hochplateau, am Eck vorbei weiter gen Südwest.

Das Wetter und die Bedingungen sind wie am Vortag: Herrlich.

Leider sind heute ca. 70% der Wege asphaltiert, aber da ich in den letzten beiden Tagen ob der kürzeren Etappen gut regenerieren konnte, ist das heute gar keine so große Belastung für die Füße.

Verkehrstechnisch ist es auch kein Problem: Das sind alles nur kleine Sträßchen zwischen einzelnen Weilern oder Gehöften.

Nur morgens kommen mal DREI Autos kurz nacheinander mit schick gekleideten Insassen: Oha, Pfingst-Sonntag - bestimmt Kirchgänger !

Andere gehen da andere Wege - bzw. fahren sie (die Up- bzw. Downhiller und ich kamen auf der Strecke aber gut miteinander aus: gegenseitiger Respekt, Anstand und Toleranz hilft !):

Apropos Verkehr:

Es war mir schon in der Steiermark aufgefallen und auch am Vortag in der "Himmelstreppe" wieder: Sehr viele Österreicher haben das Klimaticket und können damit den GANZEN österreichischen Nah- und Fernverkehr nutzen.

Bei der Einführung gab es laut Gert damals noch etwas (föderale) Streitereien, wie man sie ja auch aus Deutschland (zur Genüge) kennt: Die drei östlichen Bundesländer (Wien, Niederösterreich und Burgenland) wollten bzgl. der lokalen Busverkehre und ähnlichem nicht mitziehen.

Die ÖBB als Haupt-Eisenbahnanbieter hielt aber Termin und auch an der Abdeckung dieser Gebiete in ihrer Verantwortung fest. Letztlich zogen dann doch alle mit, da der öffentliche Druck einfach zu groß war und die östlichen Gebietsfürsten sonst in Shitstorm-artiger PR baden gegangen wären. - Da konnten sich ihre hochbezahlten PR-Berater bestimmt besseres vorstellen.

Ich sag's (bekanntlich) ja immer: Man muß den Leuten nur Angebote machen, die sie nicht ablehnen können ;-)

Ja, Deutschland, SO kann man SOWAS auch machen !

Einfach. Professionell. Wirksam. Nachhaltig. Pünktlich.

Weil ich bekanntermaßen im Mathematik-Abitur versagt habe ("Kai, was haben Sie denn DA gemacht ?", meinte der Leistungskursbetreuer, Horst pendantisch Schlund als er mir das nächste Mal über den Weg lief) und somit nur ein ,3er-Matura aufweisen kann, könnte vielleicht mal jemand mit (mehr) Ahnung in Dreisatzrechnung das folgende genau prüfen, denn irgendwie verrechne ich mich da augenscheinlich dauernd bei der komplexen Mathematik, die damals die deutschen Politiker und Bahner als Reaktion auf ähnliche Forderungen für Deutschland umgehend aufmachten:

Österreich hat 5.000 Bahn-Kilometer bei 9,0 Millionen Einwohnern auf einer Staatsfläche von 83.871 km² mit vielen unzugänglichen (Hoch-)Gebirgsregionen, womit wohl ca. 1.800 Menschlein rechnerisch einen Bahn-Kilometer finanzieren müssen.

Deutschland hat 38.400 Bahn-Kilometer (-6.200 in den letzten 30 Jahren) bei 83,2 Millionen Einwohnern auf einer Staatsfläche von 357.588 km² mit kaum unzugänglichen Gebirgsregionen, womit ca. 2.167 Menschlein rechnerisch einen Bahn-Kilometer finanzieren müssen.

Deswegen ist es völlig logisch, daß ein derartiges Klimaticket in Deutschland bestimmt x (>> 1) Mal so viel kosten müßte (und damit viel teurer wäre), weil das Netz ja entsprechend größer ist.

Laut Eurostat legte 2019 der durchschnittliche Alpennachbar 1.500 km per Zug zurück, der Piefke 1.200 und zum Vergleich die Freunde aus der Gruezi-Welt 2.500 (Platz 1 in Europa).

Klingt nicht so unbedingt nach Übernutzung im Teutonenland: 

Ha, Scherz ! 

Hat das jemand von Euch schon mal versucht ? Masochisten bitte zuerst...

Also ist jetzt schon ein gewisses Risiko (jedoch: no risk, no fun) sich zu schwebenden Verfahren zu äußern, aber zu meinen letzten Bahnfahrten mit deutscher Beteiligung (inkl. der morgen geplanten, wo ich auch schon vorab über Probleme informiert wurde) habe ich aktuell eine Reklamationsquote von ca. 90%.

Und das ist NICHT das Schlimme: Das Schlimme ist das Reklamationsverfahren ! Von wegen Fahrgastrechteformular online ! Ha, schon mal mit Zielbahnhof im Ausland probiert ? Schon mal Reservierungsgebühr versucht zurückzubekommen ? Schon mal vor Fahrtantritt wegen unermesslicher geplanter Verspätung...

Da mußt Du für viel Zeit plus 6 Euro U-Bahn oder 9 Euro Parkgebühr im Bahnhofsparkhaus Dir erstmal einen Umschlag für ANALOGE Einreichung ohne Nachverfolgungsoption persönlich auf Knien im Bahnhof organisieren !

Willkommen in der Service-Wüste. Willkommen in Deutschland.

Dann doch lieber weiter durch Niederösterreich wandern, mit netten Leuten, grünen Hügeln, blauem Himmel und (Achtung: Spoiler) später total leckeren Schnitzelbrötchen auf dem heutigen Dorffest.

Ein längerer Abstieg führt dann in das Städtchen Scheibbs, wo just eine Alpha-Ausfahrt stattfindet bzw. durchkommt:

Über den Fluß geht es auf die ruhigere Seite des Ortes und links weg stromaufwärts.

Nach einer Weile gen Süden, wird dann der Fluß und das bebaute Gebiet wieder gen Westen hinein in den Lueggraben verlassen.

Auf gut fünf Kilometern durch den Wald folgen nun gut 500 Höhenmeter an Anstieg. Und die Rehe laufen hier noch und sind weder zu fassen, noch als Zwischenmahlzeit zur Stärkung zwischen die Kiemen zu schieben.

Nachdem der Apshalt erst in eine geschotterte Forststraße überging, geht es alsbald dann richtig nett weiter:

Nach jedem Anstieg folgt hier in den grünen Hügel ein Abstieg, wie das Amen in der (heutigen Festtags-)Kirche...

Die Bauern sind hier zur Zeit extrem fleißig beim Heu machen und auch wenn die Wiesen saftig sind, den Matsch aus dem Wienerwald habe ich hier in der mittlerweile übernächsten Gebirgsgruppe laut Hunderterstelle der Wegenummern (4 -> 6 -> 2) lange hinter mir gelassen: Augenscheinlich gab es in dieser Region nicht übermäßigen Regen in April/Mai.

Nach dem letzten (diesmal nur 100 Höhenmeter kurzen) Aufstieg, kann ich nochmal zum Örtchen Reinsberg zurückblicken:

Bis Gresten, meinem Tagesziel, ist es nun nicht mehr weit, auch wenn die Sache mit 04 und E4 schon ein wenig komisch/durcheinander erscheint:

Zuvor war mir heute auch schon der E6 und der 05er (Nord-Süd-Weg) temporär begegnet, die sich dann aber wieder anderweitig verabschiedeten.

Mein Etappenziel ist nicht zu übersehen:

Was hier im Blog schwierig rüber zu bringen ist: Es ist auch (reichlich volkstümlich) NICHT zu überhören.

Es findet im Hinterhof wohl ein großes Dorffest statt.

Im Gegensatz zum Gasthaus kurz zuvor (Sonn-/Feiertag nur mittags geöffnet), muß ich mir hier schon mal keine Gedanken um Essen und Trinken machen.

Ich sage nur: Die (zwei) besten Schnitzelbrötchen von Welt :-)

Und hätten die Banausen nicht ausgerechnet während meiner Dusch-Pause die Mehlspeisen weggeräumt, hätte ich mir ja sogar noch eine Vorspeise gegönnt...

Irgendwie bin ich mittlerweile eigentlich ganz gut für meine Verhältnisse unterwegs, wenn ich so auf die 7 Stunden Gehzeit schaue: Da sollte das morgen mit dem Hike&Ride schon klappen...


Begegnungen:

- Tiger-Burgkatze beim Frühstück

- 1 Kaninchen

- 1 Rehbock

- 1 Reh

- 2 Rehe

- Stefan, der Knecht beim Bruder auf dem Hof mit Tipps für's Gesäuse (höre ich nicht zum ersten Mal)


Samstag, 27. Mai 2023

Tag 05: Unterwegs im Knoblauchsland ?

Rabenstein - Burg Plankenstein
(23,5 km - 1.110 Hm auf - 780 Hm ab) 

Nach der Rückfahrt mit der Himmelstreppe (der Schmalspurbahn zwischen Sankt Pölten und Mariazell) nach Rabenstein führt der Weg gleich kurz hinter dem Bahnhof ordentlich bergauf: Da wird einem gleich am Morgen ordentlich warm.

Nach dem ersten Stück im Wald holen mich zwei Bergläuferinnen ein (Mutter + Tochter) und mir rutscht heraus "in DEM Tempo wäre ich bereits in 30 Tagen am Ziel" - der Anfang eines netten kleinen Gesprächs ;-)

Der heutige Tag wird sich als perfekter Wandertag entpuppen: Konstant um die 20°, ab und an in der Höhe ein kühles Lüftchen, kaum Asphalt, abwechslungsreiche Wiesen-/Waldpassagen und ordentlich auf und ab.

Immer wieder bieten sich nette Ausblicke über die grünen Hügel.

Einige 800er-"Gipfel" darf ich heute auch am Weg überschreiten.

Besonders bemerkenswert ist aber der häufige Knoblauchgeruch des blühenden Bärlauchs an allen Ecken und Enden.

Mmmh, Knoblauch: Da kommen sofort Phantasien von perfekten Frühstücksgerichten...

  • Knoblauchcremesüppchen
  • Frigga
  • Abbrutzenhammel
  • Avokadocreme
Aber keine Hütte zur Einkehr weit und breit :-(
Ok, ok, mein Frühstück ist noch gar nicht lange her und insofern keine Auffrischung der Energiereserven nötig.

Was DAS nun wohl wieder für spezielle Kühe sind ?

Wie Albinos sehen sie nicht aus, aber schon ganz schön hell.

Evtl. zu heiß gewaschen und Farbflecken verloren... ?

Eine kleine ÖAV-Hütte kommt dann doch kurz vor Schluß noch, aber JETZT will ich auch nicht mehr :-)

Und weiter geht es durch Knoblauchs(geruchs)land.

Wobei das eigentliche Knoblauchsland ja zwischen Erlangen, Nürnberg und Fürth liegt.

Apropos Fürth: Das mutmaßlich bekannteste (und vor den Nazis nach USA emigrierte) Kind der Stadt wir just heute am 27. Mai 2023 ganze 100 Jahre alt.

Er ist - obwohl er nur recht kurz (1969-1977) in offiziellen Ämtern war und dies fast ein halbes Jahrhundert her ist - wohl einer DER Personen, an die man unter dem Begriff "elder Statesman" denkt und darüberhinaus Wissenschaftler und Friedens-Nobelpreis-Träger.

Ein Zitat von ihm, kann an dieser Stelle schon auch irgendwie zweckentfremdet platziert werden: "Männer werden zum Mythos nicht durch das, was sie wissen oder was sie erreichen – sondern durch die Aufgaben, die sie sich stellen."

Und geistig ist er immer noch voll auf Ballhöhe: Henry (geborener Heinz) Kissinger

Herzlichen Glückwunsch und ein fränkisches Bier zum Freudentage !

Seine Greuther Fürther passen farblich (grün-weiß) zum Bärlauch, werden heute aber bestimmt nicht Deutscher Meister, der "Glubb" (1. FC Nürnberg) ist bekanntlich sowieso "ein Depp" und am Ende wird Dortmund es doch noch vergeigen und Bayern WIEDER Meister, weil sie in Köln doch noch gewinnen (ob das wieder dieser sprichwörtliche Bayern-Dusel war ?). - Also ich bin ja kein Fußballfan, aber Konkurrenz (zumindest ETWAS Abwechslung) belebt das Geschäft - sonst endet das mit Bayern München in der Bundesliga noch wie mit der CSU in Bayern: Dauer-Abo auf den (heimischen) Sieg aber intern verfilzt und extern immer weniger wert.

Egal, ich gehe mal wieder durch den schattigen Wald...

... an saftigen Wiesen entlang und just in diesem Moment hebt er doch noch ab: Der Gleitschirmflieger, den ich aus der Ferne schon eine ganze Weile bei den Startvorbereitungen beobachtet hatte:

Kurz danach erreiche ich auch schon mein Tagesziel.

Ich residiere heute ganz speziell: Ca. 350 Weitwandertage war ich in den letzten 15 Jahren unterwegs, aber auf einer Burg habe ich noch nie geschlafen (und für Wanderer gibt es sogar 20% Rabatt).

Kuriosum am Rande: Für 20% weniger Euros waren nurmehr 200% Zimmer für mich reserviert ;-) 

Burg Plankenstein heißt mich willkommen:

Erstmal gilt es aber innerhalb der Burg noch den richtigen Weg zu finden.

Links oder rechts ?

Mein Zimmer ist dann aber eindeutig gekennzeichnet:

Die Einrichtung ist urig...

Teilweise etwas skurril...

Und wenn man ein Stück weiter im Gang durch das Sichtfenster im Boden ins Nichts schaut, kann man noch die Kadaver derjenigen sehen, die sich den Wehrgang im dunkeln entlang geschlichen haben, BEVOR die Scheibe eingebaut wurde:

Immerhin stinkt es somit nicht verwest, wobei über meine Socken wollen wir an dieser Stelle mal lieber nicht sprechen ;-) 


Begegnungen:

- Bergläuferinnen (Mutter + Tochter)

- 1 Greifvogel

- 1 Rehbock

- 1 ausgeschwärmter Bienenschwarm an einem Baum im Wald

- 1 startender Gleitschirmflieger


Tag 04: Mohn, Dirndl und Himmelstreppe

Ochsenburger Hütte - Rabenstein/Pielach
(21,7 km - 490 Hm auf - 740 Hm ab)

Warum es von unschätzbarem Vorteil ist, Frühstück in einer Lokalität zu nehmen, die gar kein Frühstück anbietet ?

Dumme Frage !

Da gibt es keine Marmelade, keinen Streichkäse, keinen Honig und keine Kaffee-Abarten.

Stattdessen RICHTIGES Frühstück:

Nachdem auf der Ochsenburger Hütte nämlich über Nacht niemand (außer einsamen Wanderern im 10er-Lager) ist und der Betrieb erst um 10 Uhr startet, habe ich mir eine adäquate Morgen-Mahlzeit am Vorabend passend bestellt und im zugänglichen Außenkühlschrank hinterlegen lassen.

Dumm darf man sein, man muß sich nur zu helfen wissen und kalter Kakao macht auch munter !

Ein weiterer strahlender Wandertag offenbart sich dann beim Tritt vor's Haus:

Nach den drei langen Etappen ab Wien steht heute Entspannung auf dem Programm...

Über Wiesen und dann durch den Wald geht es hinab nach Wilhelmsburg.

Im Ort kommt der 04er mal mit einem der Mariazeller(pilger)wege (06er) zusammen und später paart er sich mit dem E4 (Europäischer Fernwanderweg 4: Gibraltar - Zypern).

Als ich aus dem Ort steil bergan steige, kommt mir recht flott ein älterer Herr entgegen und wir geraten ins Gespräch. Wie es sich herausstellt, ist der gute Mann deutlich älter als ich ihm äußerlich und von seinem Schritt zugetraut habe: 90 !

Ja, es geht eh nicht mehr wie früher, aber so "seine kleine Runde" (mit mutmaßlich hunderten Höhenmetern) die geht schon noch.

Und wo mein Weg wohl heute hinführt, ist ihm natürlich auch klar (Kaiserkogel).

Eine sehr erfrischende, bereichernde und beneidenswerte Begegnung am Vormittag !

Heute führt die Route an vielen verstreuten Bauernhöfen vorbei und die Landwirte nutzen das gute Wetter, wobei ich mir bei der einen oder anderen Drehung des jungen Herrn hier schon etwas Sorgen um den Schwerpunkt im Steilhang mache:

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg erreiche ich die Kaiserkogelhütte...

... und lasse mir von der Wirtin meine Bestellung auch nicht ausreden (keine Ahnung, wieso die 3x nachgefragt hat, ob ich denn NICHT den Topfenstrudel wolle).

NEEEEEEIIIIIIIN !

Übrigens, was ist besser als Mohnstrudel mit Vanillesoße ?

Klar: Heißer Mohnstrudel mit (viel) heißer Vanillesoße !

Und was Dirndl* sind (regionale Notlösung, wenn es kein Johannisbeer gibt), weiß ich seither auch.

Reisen bildet :-)

Den Gipfel gibt es dann nach der Stärkung, auch wenn es dorthin gerade hinüber geht.

Der lange Abstieg über insgesamt ca. 7,5 Kilometer Beton-/Asphaltpisten folgt...

Zwischendrin kommt diese schwarze Furie, wie von der Tarantel gestochen auf mich zugeschossen:

Ist aber ganz nett und harmlos.

Sorgt augenscheinlich selbstständig für seinen nötigen Auslauf.

Letztlich lande ich mit optimalem Timing in Rabenstein am Bahnhof.

Nachdem vorab keine Übernachtungsmöglichkeit zu finden war und die Webseite der regionalen Tourismus-Agentur kaputt zu sein schien (oder wieder nur der Effekt, daß ich Software-Systeme typischerweise kaputt bekomme ?), hatte ich mich im Vorfeld bereits für die am E1 bewährte Pendelstrategie entschieden.

Also flugs ein paar Minuten später in die Himmelstreppe eingestiegen und drei Stationen bis zu einer tollen (und es gibt ab 06:30 Uhr Frühstück !) Unterkunft gedüst...


* Dirndl sind natürlich weder trachtenartige Kleidungsstücke noch weibliche MitmenschInnen, sondern entspringen dem Gelben Hartriegel oder "Tierlibaum", wie die Schweizer sagen würden.

Landläufig dürfte evtl. Kornelkirsche auf die (gedanklichen) Sprünge helfen...


Begegnungen:

- fideler 90-jähriger flott unterwegs

- hübscher schwarzer Hund, der alleine Gassi geht

- 2 Eichelhäher