Nachdem es am Vorabend schon - wie angekündigt - heftigen Niederschlag gegeben hatte, tobt auch am Morgen beim Frühstück um 07:30 Uhr ein heftiges Gewitter mit Starkregen vor der Tür: Ich schiebe den Vorhang etwas beiseite, schaue Grimassen ziehend zum Fenster hinaus und eine andere einzelne Dame am Nebentisch teilt augenscheinlich - wie die Mimik und das Verfolgen meines Tuns zeigt - meine sub- bis non-positiven Gedanken.
Also parallel zum Stärken mal das Regenradar betrachten (Technik hat schon so ihre Vorteile und ich habe keine Ahnung, wie die Luhans Anfang der 80er-Jahre über die Alpen gefunden und überlebt haben: Wetter, Wege, Orientierung, Unterkünfte, Verpflegung, ÖPNV, ... - wie schon so oft, erfreue ich mich am Segen meiner späten Geburt).
Die anzeigte Gewitterzelle liegt direkt über Kandersteg, aber bereits gegen 08:30 Uhr soll der Spuk komplett vorbei sein.
Stimmt. Als ich um 09:05 Uhr starte, lacht bereits wieder die Sonne über den nassen Asphalt:
Am südlichen Ortsausgang verstehe ich auch, warum seit gestern im Abstieg vom Hohtürli ich derartige Unmengen an Pfadfinder-Gruppen unterschiedlichster Nationalität getroffen habe, warum der örtliche Coop von diesen Belagerungsbanden vor dem Eingang nahezu blockiert und die Engländer zwar gut Schlange stehen, aber an der Kasse auch alles durcheinander bringen können: KISC.
100 Jahre Kandersteg International Scouts Center !
Das erklärt einiges und insbesondere beispielsweise auch die Busse aus Deutschland, England und Spanien, die ich bereits im Vorbeigehen auf die Schnelle erspähe.
An den Manieren der einen oder anderen Gruppe könnte man aber schon noch ein wenig feilen: Die Jugend von heute... ;-)
Mein Weg führt mich anfangs nach Süden am Fluß entlang und unweit der Bahngeleise zum Lötschbergtunnel. Zusammen mit dem bereits weiter nördlich von Kandersteg im Berg verschwindenden (und deutlichen neueren) LötschbergBASIStunnel führen die Trassen nach Visp im Wallis.
Bevor mir allerdings höhere Berge im Süden den Weg versperren, leitet mich die National-Route 1 am Alpbach entlang bergauf gen Südwesten ins Uschene-Tal.
Bereits während der ganzen Tage in der Schweiz bewundere ich immer wieder die genial einfachen, einfach genialen Konstruktionen, die das Leben für alle Beteiligten (2- und 4-beinige Rindviecher) so einfach machen:
Diese Art von Weidetor habe ich nun baugleich (einfach, kostengünstig) sicherlich bereits über hunderte Mal durchquert: Robust (Metall), breit genug selbst für Schwerlastwanderer und für Mountainbiker mit Rad hochkant auf Hinterrad am Lenker haltend gut zu passieren, leicht in der Handhabung (einfach am Griff anpacken), todsicher im Wiederverschluß (läßt sich nur auf Winkel von 8x° öffnen, so daß Schwerkraft für Zufallen sorgt), nichts wo Du hängen bleiben kannst, nichts was sich abnutzt oder wegfault, leichtgängig (nicht verklemmend).
Da könnten sich andere auch mal ein Beispiel daran nehmen...
Bereits am Anfang des Hochtals (Usser Uschene) biege ich gen Norden ab und lasse das Fahrsträßchen ins Tal unter mir zurück:
Wie so oft in den Bergen, führt ein Pfad durch Terrain, was man von unten für völlig unbegehbar halten würde:
Mein Vorteil: Vor mir sind zwei Leute unterwegs, die mich immer den Weg bereits erahnen lassen.
Allerdings ist die (Wetter-)Lage und Stimmung heute etwas speziell: Man könnte fast meinen, ich hätte am Vorabend (zumindest telefonisch) die Büchse der Pandora geöffnet ;-)
Immer wieder ziehen Schwaden, wie aus Teufels Küche (oder wie war das nochmal mit der Vertreibung aus dem Paradies ?) herein und verschlucken teilweise in wenigen Minuten alles:
Wenige Minuten später:
Wiederum kurz danach wie eine brodelnde Suppe unten im Topf:
Oder gleich in der Suppe:
Unterhalb des Alpschelegrats, an einer T-Kreuzung, führt mein Weg dann in einer 180° Kehre endgültig gen Westen auf den Übergang des Tages zu.
Kurzer Blick zurück, noch ist das Gelände Alm- und insgesamt auch artig:
Nach oben wird der Weg nun noch steinig und schwer:
In der Küche köchelt es derweil weiterhin vor sich hin:
Dagegen sehe ich vor dem Übergang erstmal gar nichts mehr:
Wenige Sekunden später ist es wieder klar...
An der Bunderchrinde (2.382 m) ist dann der dritthöchste der 14 zu überquerenden Alpenpässe auf der Grünen Via Alpina durch Schweiz erreicht:
Im Abstieg gilt es anfangs vorsichtig sein, ob des Gefälles und dem lockeren Gebrösel:
Aber insgesamt läßt sich der Weg gut gehen:
Das Wolken- und Nebelfetzen-Spiel geht aber munter weiter:
Bin mir wirklich nicht sicher, daß ich den Deckel wieder auf die Dose bekomme und fürchte auch kalte Dusche - aber die wird nicht kommen.
I de Schrickmatte, auf 1.800 Metern ist dann Fahrweg erreicht und über selbige bzw. zwischendurch Pfade geht es nun flotter gen Tal.
Zwischendurch nochmal ein Blick zurück:
Bevor im Wald dann nichts mehr mit Ausblick ist:
Am Talboden ist heute allerdings noch nicht aller Tage Abend, auch wenn diese Dame mitten im Kreisverkehr in die Berge schaut, aus denen ich komme:
Ich muß hinter ihr noch 100 Höhenmeter im Gegen- und heutigen Schlußanstieg hoch nach Adelboden...
Im Hotel, was mein Vater für mich reserviert hat, bin ich in den Buchungsunterlagen nicht aufzufinden. Meine Kreditkarte wurde allerdings bereits vor zwei Tagen belastet.
Evtl. eine Form der speziellen ökonomischen Maximal-Optimierung (nur Zahlung, keine Leistung) ?
Die osteuropäischen Hilfkräfte holen jedenfalls den Schweizer Chef und nach einigem Hin und Her (Tourismusbüro hat wohl manuelle Buchung im System des Hotels nicht/nicht richtig durchgeführt - ah, wer findet den Fehler ?) erhalte ich ein Zimmer - wegen der Unannehmlichkeiten auch mit kostenlosem Upgrade zur Bergseite hin und NUR wegen dieser Verzögerung beim Check-in treffe ich wiederum Erik und Markus.
Ist schon immer wieder lustig, wie sich das so ergibt...
Die beiden sind aus Furcht vor dem Wetter bereits um 06:00 Uhr morgens in Kandersteg - allerdings durch's Tal und nicht über die Berge - gestartet und natürlich prompt ist das morgendliche Gewitter voll reingekommen (als ich noch gemütlich und trocken beim Frühstück saß): Arme Hunde !
Der Blick aus meinem Bett ist grandios:
Blick aus der Schlafposition:
Allerdings würde ich auch hier den Innen-Architekten/Zimmer-Ausstatter gerne mal zwangseinweisen:
- der ferngesteuerte Rollo läßt sich nicht vom Bett, sondern nur von der Zimmertür aus steuern
- im Doppelbett hat einer Steckdosen direkt zur Hand, der andere stattdessen nahe am Fußboden Lichtschalter
- der riesige Fernseher ist nett, allerdings mangels Rückenpolsterung eigentlich kaum ergonomisch zu nutzen
- mit 27° und ohne Lüftungs- oder Klimatisierungs-Option kommt man sich vor wie in der Sauna
- Stuhl oder Tisch Fehlanzeige
- mitten im Duschvorgang wird es im Bad stockfinster, da der Bewegungsmelder mich nicht mehr detektieren kann
- Schrank, Kleiderbügel oder Ablage nicht existent
- zum Öffnen der Zimmertür muß man jeweils einen 7-stelligen Code von einem handgeschriebenen Zettel abtippen
Soll ich weitere Ausführungen anstellen ?
Hallo ??
Wer ist hier der informatische Theoretiker mit den zwei linken Händen, mit beiden Beinen neben dem (richtigen) Leben ???
Übergänge:
- Bunderchrinde, 2. 382 m
Begegnungen:
- 2 Murmeltiere
- Markus + Erik abends im Hotel an ihrem Abschlußtag von vier Tagen auf Bärentrek von Lauterbrunnen nach Adelboden
Lass mich raten: Kleiderbügel fix auf die Strange im Schrank montiert?
AntwortenLöschenNö: Kein Schrank. Keine Kleider.
AntwortenLöschenAn ein paar Holzknubbeln in der Wand kann man Sachen hängen.
Wären sie naß, würden sie so aber nicht trocken...
Dafür habe ich eine Schnur dabei. Die kann ich aufspannen und alles aufhängen.
AntwortenLöschenJo, Schnur als Wäscheleine habe ich auch, setzt aber geeignete Anbindmöglichkeiten voraus: Funktioniert meist auf Hütten gut.
LöschenOh mei, diese Innenarchitekten... :(
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