Unwetter und Gewitter kamen zwar nicht, aber zumindest die Abkühlung durch Regen hat sich irgendwann in der Nacht eingestellt.
Als ich zum Frühstück gehe, hat es zwar aufgehört zu regnen, aber danach haben sich die Himmelsschleusen schon wieder geöffnet.
Also volle Regenmontur zum späten Abmarsch (09:35 Uhr) anlegen und ab ins feuchte, windige Freie.
Zuerst muß ich mal bis ins Ortszentrum von Fischbachau und quasi die (offizielle) Vortages-Etappe finalisieren.
Dort kommen mir vier Fernradler entgegen. Die Pedalritter sehen auf ihren Drahteseln in voller Regenkluft und mit den Packtaschen wie echte Ritter auf ihren Streitrössern aus !
Schliersee - das erste Zwischenzeil des Tages - ist auf zwei verschiedenen Routen ausgeschildert: Da muß ich dann mal genauer schauen, um mich zu entscheiden.
Plötzlich gibt es nur noch eine Variante. Und das ist eigentlich NICHT die von mir zu Hause (vor-)geplante.
Mmmh, rückwärts gehe ich - bekanntlicherweise - sehr ungern, mit Queren ist hier auch nichts, aber der Kopf ist ja rund, damit das Denken auch mal seine Richtung ändern kann, also neuer Plan für den Tag ;-)
Gen Norden marschiere ich strammen Schrittes auf Faistenau zu und plötzlich zeigt so ein mobiles Geschwindigkeitsmesssystem - die mich sonst zu Fuß immer ignorieren - meine Geschwindigkeit an.
Interessant: Entweder mache ich durch die Regenklamotten mehr her oder die Feuchtigkeit verändert das Erscheinungsbild aus Sicht des technischen Geräts.
Das Problem ist nur die anmaßende Frechheit: Zeigt dieser Kasten doch 6 km/h an (was an sich ok wäre). Aber rot ! Und blinkend !! Als wäre ich bei erlaubten 30 zu schnell unterwegs !!!
Erwartung: Grün. Leuchtend. Positiver Smiley.
Pah, ich überlege kurz, wo das Schweizer Taschenmesser ist (rechte Hüftaußentasche: direkt greifbar), um diesem Kasten den Gar auszumachen, allerdings werde ich dabei langsamer: 5 km/h. Immer noch rot blinkend.
Das nervt mich als Autofahrer schon immer gewaltig, wenn diese Kästen bei Strich 50 km/h innerorts rot blinken oder böse Smileys anzeigen und du nur bei 49 "grün" bekommst :-(
In Anbetracht der Feuchtigkeit vertage ich meine Mordgelüste allerdings nochmal. Glück gehabt, blöder Kasten !
Nach einer Weile hört der Regen auf und die Wolken hängen höher:
Nach Faistenau geht es gen Westen in den Wald...
Vorteil bei diesem Wetter: Man sieht diese typischen Nach-Regen-Gesellen. Heute sogar in verschiedenen Ausprägungen: Zuerst ein Alpensalamander:
Nur wenig später ein Feuersalamander...
... und das war erst der Anfang für heute.
Der Bretterweg durch ein Moor-/Sumpfgebiet ist nicht nur rutschig, wie mit Schmierseife bestrichen (falsches Holz, fehlende Behandlung und nicht die Schwarzwald-Pimp-My-Wood-Variante mit Hasendraht bespannt), so daß ich einige Male fast den Abflug mache, wäre ich nicht elegant wie eine Baletttänzerin (*hüstel* gibt ja keine Zeugen für das Gegenteil ;-) in der Lage, mich zu stabilisieren.
Und marode ist der Weg augenscheinlich auch nicht erst seit gestern:
Jenseits des Taferlmoos geht es dann abwärts gen Schliersee.
Am Ortsrand dann diese Information:
Information ?
Nun ja: "Dieser Wanderweg" - kurz danach geht es schon in vier verschiedene Richtungen (u.a. die aus der ich komme, mit garantiert keinen Forstarbeiten).
"In 3 km" ? Aha, eine Ortsangabe, eine Wegenummer, eine Umleitungsempfehlung, eine Skizze, IRGENDWAS handfestes/greifbares wäre schon hilfreich.
EIN Mal mit Profis arbeiten... :-(
An der Nordseite des Schliersees gehe ich durch den Ort Schliersee am See entlang und kann die Vorbereitungen für den Triathlon am Wochenende sehen:
Am Ufer laufe ich auch auf Stefan aus Hannover auf: Er ist auf Mehrtagestour vom Königssee aus und hat heute seinen finalen Tage zum Tegernsee.
Jener Zeitgenosse am Weg zieht dagegen augenscheinlich das Sitzen und von oben Überwachen direkter jagender Bewegung vor:
In Au, am Ende der Fahrstraße, teilt sich dann der Weg. Es gibt drei ausgeschilderte Varianten nach Tegernsee: 2 / 2,5 / 3 Stunden Gehzeit. Der Maximiliansweg ist der "Mittelweg".
Ich mache mich also auf der 2,5-Stunden-Variante an den Aufstieg zur Gindelalm.
Als ich die ca. 500 Aufstiegsmeter hinter mir habe (und es wieder leicht das regnen beginnt) kann ich meinen Augen kaum trauen: Jetzt sind es noch 2 Stunden bis Tegernsee :-o
So langsam gehen mir diese Oberbayern ziemlich auf die Nerven. Nicht, daß das ein Problem wäre, aber es geht um's Prinzip !
Am Neureuth-Haus beginnt der Abstieg und soll jetzt noch 90 Minuten dauern.
Aus lauter Ärger (und wegen der unklaren Schiffsverbindungen in Kombination mit meiner abendlichen Verabredung) absolviere ich ihn in 40 Minuten.
Direkt neben dem Rathaus von Tegernsee erreiche ich die Schiffsanlegestelle.
Als (grotten-)schlechter Schwimmer habe ich mir ja seit München-Venedig in all den Jahren immer vorbehalten, zwar keine Busse, Bahnen, Lifte oder ähnliches "by fair means" zu nutzen, aber Fährverbindungen über Gewässer einer Breite von mehr als 13 Metern sind ok.
Mit zunehmendem Alter (E1 durch Deutschland war da wohl der Präzendezfall: Nord-Ostsee-Kanal und Elbe in Hamburg) sind mittlerweile sogar zwei Fähr-Übersetzungen im Budget möglich.
Deswegen möchte ich von Tegernsee nach Bad Wiessee übersetzen. Die direkte Verbindung über den See (gegen den Uhrzeigersinn) ist wohl vor 15 Minuten gefahren, also nehme ich halt kleine Rundfahrt über den/die Südsee, bevor ich am Ufer warte.
So schippere ich mit Zwischenstopp am Seebad von Rottach-Egern vom Ost- an das West-Ufer des türkisen Tegernsees.
Das Wetter sieht mittlerweile auch wieder ganz nett aus und die Temperaturen waren heute tagsüber eine wahre Erholung im Vergleich zur Hitze der vergangenen Tage.
Das Angebot an der Rezeption meiner Unterkunft, man könne hier überall direkt im See Baden gehen, lehne ich somit ab: Bin ja kein guter Schwimmer und eine heiße Dusche ist mir gerade sowieso lieber als kaltes Wasser ;-)
Außerdem muß ich mich ein wenig ranhalten: Habe gerade sozusagen ein Klassentreffen auf Raten. Hatte mir die Tage Denise aus Prien hoch zur Kampenwand gewunken, so kommen heute Iris und ihr Mann Marco extra vorbei, um mit mir Abend zu essen. Zufällig sind sie nämlich in der Gegend noch auf Urlaub.
Mein Vorteil: Sie waren just zwei Tage vorher schon in dem Lokal, was sie für heute 19:30 Uhr empfohlen haben und welches nur 350 Meter von meinem Quartier entfernt ist.
Vorkoster habe ich also zuweilen auch noch und ihr Tipp war gut, um nicht zu sagen: Lecker.
Vielen Dank dafür und den Besuch natürlich !
Begegnungen:
- 4 Fernradler
- 1 Alpensalamander
- 1 Feuersalamander
- Stefan aus Hannover (auf Mehrtages-Wanderung Königssee - Tegernsee)
- 1 Blindschleiche
- Alpensalamander-Tandem
- 2 Alpensalamander
- Iris und Marco zum Abendessen
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