Gen Westen überschreite ich in luftiger Höhe die Enns und nach Überquerung der Bahnlinie (ebenfalls in - allerdings weniger - luftiger Höhe) führt der Weg gen Südwesten aus dem Dorf heraus.
Direkt am Ortsrand ist mein Durchschnittstempo aber stark gedrosselt: Ca. sieben Weideabsperrungen der unterschiedlichsten Art sind auf wenigen Metern zu überwinden.
Da kann man einiges über die verschiedenen Technologien und Mechaniken lernen ;-)
Übrigens, kleiner Nachtrag zur gestrigen Gewichts-Erörterung: An manchen Stellen konnte ich auch eine Optimierung durch Reduzierung vornehmen. Z.B. hatte ich mich ja selbst schon etwas reduziert.
Ok, ok, die Spötter und Ketzer mögen an dieser Stelle unmittelbar neunmalklug++ dazwischenfunken und einwenden, was das denn mit dem zu tragenden Gewicht zu tun hat, aber manchmal sollte man halt mal ein Thema zu Ende denken (oder mich ausreden lassen): Ich trage mittlerweile Wanderhosen in einer Nummer kleiner. Wenn das so weiter geht, wird das ein teurer Sommer bei den aktuellen Klamottenpreisen und im Herbst passe ich wieder in meinen Konfirmationsanzug... ;-)
Sodann geht es ordentlich bergauf...
Unterhalb des Brandkogels komme ich wieder aus dem Wald heraus.
STOP - Erstmal komme ich NICHT aus dem Wald heraus:
Also durch diese Umgehung komme ich wahrscheinlich nach 200 Tagen wandern am Stück, ausatmen und Luft anhalten.
Hat man Worte ?!
Wegen des Stacheldrahts kommt auch das Klettern/Winden durch das Tor selbst nicht in Frage - als ob Kühe das könnten und man deshalb den Stacheldraht braucht.
Nun, letztlich hebe ich das Tor aus den Angeln. Man muß es halt nicht nur im rechten Bizeps haben. Sondern auch im linken.
Mutmaßlich über eine frühere Skipiste geht es dann teilweise in Diretissima und später im Zick-Zack weiter bergauf.
Am Herndfleck verzeichnet das GPS nicht nur 1.026 Meter über Normalnull, sondern auch ca. 700 Aufstiegsmeter direkt ab dem Frühstück und 5 Abstiegsmeter.
Abstieg ?
Ja, klar: Die Bahnüberführung !
Vom in der Wanderkarte eingezeichneten Lift gibt es nur noch wenige Relikte:
Weiter geht es direkt gen Westen auf der Höhe entlang durch den Wald.
Kurz vor dem Abstieg zum Messerer Gscheid kommt auch noch der 09er (Salzsteigweg) zur bewährten 04er-06er-Kombination. Der Jungspund unter den zehn österreichischen Weitwanderwegen (WWW) hat die Tage (Einweihung 26. Juni 1983) auch schon 40 Jahre auf dem Buckel.
Faszinierend: So ein schmaler Pfad, der da steil bergab führt und die Egos von gleich drei österreichischen, ein E4 und ICH haben darauf Platz :-)
Dann geht es in den Gegenanstieg zum höchsten Punkt des heutigen Tages.
Oberhalb der Grünburger Hütte überschreite ich die unscheinbare Kuppe und dann geht es (zumindest behauptet dies das GPS) für den Rest des Tages nur noch - und fast 20 km - bergab.
Der Fußweg durch den Dorngraben ist richtig nett und im Schatten mit dem Wasser angenehm kühl.
Zurück in der Zivilisation geht es nun gen Süden und erstmal ein Stück an einer Straße entlang.
Kurze Zwischenzählung:
2, 4, 6. Rest 0. Paßt. "Weitermachen", rufe ich den hübschen Schäfchens zu !
Die Markierung führt mich bald weg von der Straße und hin zum Fluß Steyr.
Auch wenn es - ob des stark ausgeprägten Hochufers - eine Weile dauert, bis ich überhuapt mal einen Blick erhaschen kann:
Später wird mir die Option eines alpinen Steigs angeboten und vor Steinschlag gewarnt.
Nun, mit Frostsprengung ist wohl gerade eher weniger zu rechnen, also gehe ich das Risiko unbehelmt ein.
Die Felsen sehen hier übrigens wie Waschbeton aus (große runde Kiesel in Beton):
Bei Nässe würde ich von dem Wurzelweg allerdings eher abraten.
Kurz vorher hatte es zwar mal sehr fein genieselt, was aber wohl eher ein kleiner Scherz von Petrus war.
Am Zufluß der Krummen Steyr geht ein Pärchen sogar (quickend) Baden.
Der seit 2010 (nach langer Sperrung) wieder begehbare Weg ist wirklich nett:
Immer wieder faszinierend an welch verrückten/kargen Stellen zuweilen Blumen wachsen und gedeihen:
Das erinnert mich immer an die München-Venedig-Etappe 2008 durch den Klettersteig in der Schiara: Die mit Abstand kürzeste Etappe. Die mit Abstand kargste Etappe. Und trotzdem (mit Abstand !) die Etappe mit den meisten (verschiedenartigen) Blumenfotos.
Nach Molln stehen nun noch etliche Straßenkilometer etwas weg vom Fluß gen Südwesten auf dem Programm.
Da gibt es zwar schöneres, aber dafür habe ich eine nette Begegnung: Evelyn (eine Salzburgerin aus Linz) kommt mir auf ihrer Flucht vor dem heimischen Pubertier auf der Suche nach Badezugang zur Steyr entgegen.
Mmmh, also bis zur mir bekannten Badestelle sind es von hier etliche Kilometer und überwiegend Straße.
Nicht empfehlswert.
Nach kurzem Austausch, entscheidet sich Evelyn stattdessen, mich spontan in die Gegenrichtung ein Stück zu begleiten.
Das ist ja mal nett !
Und so spazieren wir (an ihrem geparkten Auto vorbei) bis zur Steyrbrücke vor Frauenstein, wo ich dann bergan auf die westliche Seite zu meinem Quartier muß.
Unsere Plauderei wird allerdings jäh finalisiert mit einem unüberhörbaren Donnern. Mmmh, das ist jetzt nicht so schick.
Vielen Dank, Evelyn, für die gute Unterhaltung und meinen Wissenszuwachs was exemplarisch Mohnschnuller (läßt evtl. Rückschlüsse auf meine Mohn-Vorliebe zu) und die wissenschaftlichen, neuro-psychologischen Erkenntnise zur Aktivität von Teenager-Hirnen (sehr ähnlich zu krankhaften) angeht.
So trennen wir uns, ich erklimme die Anhöhe, der Wind bläßt mittlerweile böig und der Blick nach links sieht nicht so prickelnd aus...
Der Blick geradeaus auch nicht so unbedingt:
Aber:
Der Hof zur Steinwänd ist mein Tagesziel, welches ich trocken erreiche :-)
Begegnungen:
- 1 Schwarzspecht
- 6 hübsche Schafe
- 1 Kaninchen
- 1 hell-blaue Libelle
- 1 Libelle
- Evelyn aus Linz
Hast du am Ende des Dorngrabens meine Wanderstöcke gesehen, die dort seit April 2019 stehen müssten? ;)
AntwortenLöschenAh, das könnte erklären, warum der Direktvermarkter dort so ein heterogenes Portfolio aufwies: Puten, Laufenten, Saiblinge und Wanderstöcke waren da im Angebot.
LöschenSo können neue Geschäftszweige entstehen: Scheinbar war die Nachzucht erfolgreich... ;-)