Das Zimmer im Hostel habe ich mir mit einem Pärchen aus Australien geteilt (sie spricht sehr gut Deutsch - ich wußte bis dato gar nicht, daß es wohl Dutzende Waldorf-Schulen dort gibt, wo Deutsch über Jahre Pflichtfach ist): Nachdem das so ein kleines, enges, flaches Land ist, wo es dafür nur so vor giftigen Tieren wimmelt, sind die beiden extra um die halbe Welt geflogen, damit er mal an einem 20-Kilometer-Hügel-Lauf heute nach Salzburg teilnehmen kann:
Ah, TMB (Tour du Mont-Blanc) da war ich 2010 ja bekanntlich Anfang September mit der (damals) 40 Jahre älteren Marianne - extra aus Kanada eingeflogen - unterwegs gewesen, kurz NACH dem Ultra-Trail-Lauf UTMB (da waren die Singletrails von den 1.000en Läufern kurz zuvor quasi planiert gewesen).
Der Mozart-Lauf (Distanzen: 9, 21, 31, 39 - österreichischer Marathon, 81, 105 Kilometer) gehört zur Qualifikationsklasse dafür. Quasi wie bestimmte Triathlon-Rennen auf der Welt für DAS Ironman-Ereignis in Hawaii qualifizieren/punkten. Hier eben für DEN Berglauf auf der Welt: UTMB.
Hier ist das Zeit-Limit für die Lang-Distanz 22 Stunden. Das ist um den Mont-Blanc die Größenordnung der Rekordzeit, soweit ich das noch im Kopf habe.
Als ich morgens um kurz nach 3:33 Uhr mal auf Toilette muß, sitzt ein Mann auf einem Stuhl auf dem Gang und zieht sich gerade an: Aha, das ist einer von den GANZ Harten: Die 105-Kilometer-Langdistanz (zum Schafberg/Gamskogel und zurück) startet nämlich um 05:xx Uhr, wie man mir sagte.
Auch beim Frühstück sehe ich viele dieser dürren, ausgemergelten Gestalten, die man von vorne/hinten selbst ohne Startnummer als Bergläufer erkennt. Nur von der Seite ist es immer schwer, denn da siehst Du sie manchmal gar nicht. Also, wenn ich jetzt noch 5.000 Kilometer weiter wanderte, sähe ich vielleicht auch so aus...
Aber das hat ja niemand vor - zumindest nicht noch in diesem Jahr ;-)
Da heute nur eine kurze Etappe ansteht, starte ich spät und muß an dieser Stelle HÖLLISCH aufpassen, nicht falsch abzubiegen:
Hier im Kurgarten, kann man ja ganz schnell Richtung Triest abdriften oder nach Verona ! - Aber, was machte man dann nach den vier Wochen ? Keine gute Idee.
Also über die Salzach und weiter...
Durch Passagen und Durchhäuser (wie sie zumindest in Wien heißen) schlängle ich mich meines Weges bis ich vor diesem Höllenschlund (wie sich im Nachhinein zeigen sollte, hätte ich wohl obendrüber gemußt - 50 Höhenmeter - das kann doch kein Mensch ernsthaft von mir faulem Hund verlangen !) stehe:
Aha, für immerwährende Neutralität haben die schon auch ganz gute Panzertüren zu ihren Parkhäusern (im Berg):
Und ich laufe und laufe und laufe...
Und nicht nur ein Mal.
Und jedes Mal komme ich an der falschen Stelle aus dem Berg (dortdrin sind der GPS-Empfang und die Markierungen wirklich schlecht). Es ist zum Mäuse-Melken. Und ich habe doch einen Fixtermin...
Hilft ja alles nichts, also improvisieren. Und Gas geben. Am Ruhetag (weniger als 500 Aufstiegsmeter).
Wer bei den nun folgenden Fotos auch gewisse Déjà-vu-Anzeichen aufweist: Ja, das ist die Stiegl-Brauerei:
Die Bauarbeiten für die Mitarbeiter-Wohnungen gegenüber sind auch noch nicht richtig gut voran gekommen:
Ich sollte wohl häufiger als ein Mal im Jahr kontrollieren !
In der Ferne sehe ich den Untersberg, wo ich letztes Jahr hoch bin. Heute spare ich mir diese 04er-Variante:
Ich muß jedenfalls ganz flott zum Flughafen, denn meine für heute gebuchte Schleuserin für die "Einreise" über die grüne Grenze nach Bayern kommt etxra aus dem Chiemgau eingeflogen und der konspirative Koordinaten-Treffpunkt liegt südwestlich der Landebahn.
Mit nur wenigen Sekunden Verspätung erreiche ich den Rendez-vous-Punkt und kann Gabi geradenoch abpassen, bevor sie sich auf den Weg macht...
Unter der Tarnung bester Laune machen wir uns also zusammen auf den Weg in Richtung Deutschland.
Bis dorthin ist es aber noch ein ganzes Stück, erst durch das offene (von allen Seiten einsehbare) Flachland...
... dann etwas hügelig durch den Wald, wo ich mich schon wohler fühle.
Beim Latschenwirt noch eine kleine Stärkung reinpfeifen...
Und das Kind mal etwas spielen lassen:
Die Schlafende Hexe wacht - Gott sei Dank - auch nicht auf, wir haben uns ja auch nicht all zu lärmend verhalten (man will ja nicht auffallen):
Oh, langsam wird's spannend: Nur noch 15 Minuten bis zur Staatsgrenze:
Durch Großgmain spazieren wir gen Westen in den hintersten österreichischen Zipfel an dieser Stelle.
Und schon stehe ich im fünften österreichischen Bundesland auf meiner Wanderung: Nicht-Franken.
Ich habe großes Glück, nicht von den bayerischen Spezial-Grenzschutz-Truppen aufgegriffen zu werden: Die haben dieses Jahr nämlich eine auffallend hohe Pushback-Quote von 99,4% - die natürlich auch gar nicht illegal ist, weil nämlich nur 0,6% der erwischten Flüchtlinge einen Asylantrag in Deutschland stellen wollen.
Das ist natürlich absolut plausibel, daß fast alle eigentlich nach Frankreich, Benelux, Skandinavien und vor allen Dingen Polen von Österreich aus wollen, um dort Asysl zu beantragen.
Nachtigall - äh, bayerische Landtagswahl im September - ich hör dir trapsen...
Mein anderes Problem ist nun das PAG (Polizei-Aufgaben-Gesetz) und die aktuelle Lage, wo man Dich mit drei Gramm Rauschgift oder C4-Sprengstoff wieder laufen läßt, aber WEHE Du hast Sekundenkleber dabei.
Oh, oh, da kann ich ja gleich mal für zwei Wochen ohne Gerichtsverfahren in den Knast zum "Präventivgewahrsam" kommen:
Man stelle sich vor, ein polizeibekannter Münchner Klimakleber, wollte mal vier Wochen Urlaub vom Aktivisten-Sein machen und klimaschonend sagen wir von München nach Venedig wandern: Da kann der Start am Marienplatz wegen unerlaubter Sekundenkleber-Mitführung bereits das Ende sein...
Und wenn man bei einer Rucksack- und Stockkontrolle dann noch die Kabelbinder und das Panzer-Tape bei mir entdecken würde: Geplante Entführung. Klar !
Da kann mich mutmaßlich nur noch etwas Lästern über den Oiwonger retten, denn wenn den jemand aus dem Verkehr zöge, sähe man das wohl in der Staatskanzlei mit Krokodilstränen ;-)
Ich frage mich ja, wann die Klimaaktivisten den nächsten Schritt gehen: Um Stau zu erzeugen, gibt es doch so viele (einfache) legale Möglichkeiten, denn nüchtern betrachtet, ist Stau ja einfach zu viele Fahrzeuge, in zu langsamer Geschwindigkeit, an einem Ort mit gleicher/ähnlicher Zielrichtung. Aus der "Kriegskasse" mit mehreren Millionen Euro Spendengeldern könnte man z.B. eine ganze Menge chinesische E-Kleinwagen billig kaufen (die haben auch noch die besseren Batterien = längeres Durchhaltevermögen als die deutschen Modelle) oder noch besser: Krankenfahrstühle. Mit 50 davon versetzt im Berufsverkehr über den Mittleren Ring und schon hast Du mutmaßlich ganz legalen Stau ;-)
Evtl. noch ökologischer: Pferdefuhrwerke. - Die sollten mal einen Anwalt die Straßenverkehrsordnung in dieser Hinsicht genau prüfen lassen, denn der Witz an der Sache: Ohne Abgase und ohne Lärm, könnte man sie mutmaßlich ja nichtmal wegen unnötiger Emissions-Erzeugung beim Rumfahren angehen.
Unbehelligt kommen Gabi und ich jedenfalls in Bad Reichenhall an und da ich ja so ein schrecklich durchschaubares Gewohnheitstier bin, endet der Tag, wie er enden muß: Bei Sülze mit Bratkartoffeln im Bräustüberl, GENAU wie im Vorjahr:
Begegnungen:
- 2 Australier in meinem Hostel-Zimmer
- 1 Gabi
- 1 Libelle
- 1 schwarzes Eichhörnchen
- 1 Kaninchen
Puh, das war knapp. Am 17.ten stand ich auch in Salzburg vor dem Parkhaus. Aber mein Fahrrad soll mich heuer nach Grado bringen.
AntwortenLöschenViel Spaß!!
Gruss asti_2000
Hallo asti_2000.
LöschenNun, bei mir war es AUCH der 17. Juni. Von 10:00 bis ca. 10:15 Uhr bin ich da umhergeirrt.
Schöne Grüße, K2.