Die Etappen-Unterkunft in Novel war echt nett (bis auf das Warten bis 16:00 Uhr vor der Tür bei heraufziehendem Gewitter) und das Lager super ausgestattet.
Andrea ist etwas flotter als ich am Morgen fertig, meint aber, ich würde sie schon einholen und wir könnten zusammen gehen.
Letzteres ist gut bei dem instabilen Wetter und etwas Gesellschaft ist auch wieder nett, an ersterem (dem Einholen) zweifle ich noch ein wenig.
Aber es gibt ja Mittel und Wege...
Das Mittel von Andrea heute morgen in Novel ist, daß sie mir bei meinem Start ENTGEGEN kommt !
*lol* :-)
Sie ist den Anweisungen im Wanderführer (wovon ich auch ein Exemplar im Eigentum habe, was sich aber an der Heimstätte der Bodenkontrolle - und nicht im Krankenhaus - befindet) gefolgt und irgendwo links abgebogen und direkt wieder zum Start gekommen.
So, nun aber gemeinsam und richtig...
Durch den Ort aufwärts, den GR5-Wegweisern folgend, an der Kirche noch vorbei und DANN links (diesmal weiter bergauf und nicht bergab ins Dorf zurück).
Das Bachbett am Weg hat augenscheinlich schon lange keine reisenden Sturzfluten mehr gesehen, wenn ich mir das Moos auf den Steinen so analytisch betrachte:
Kurz danach kommen wir an einem speziellen, etwas älteren, aber weiterhin lustigen Wegweiser vorbei:
So, so, nur noch 21 (Wander-)Tage bis Nizza. Klingt allerdings recht ambitioniert bei noch mehr als 600 Kilometern.
Man munkelt, daß aktuelle Wanderführer evtl. eher von 31 ausgehen. Naja, schauen wir mal, dann sehen wir schon ;-)
In einem Kessel erwischt uns der erste Regen des Tages, also schnell unter einen Baum ins Trockene zum Umrüsten auf Schlechtwetter.
Und weiter geht's. Aber *ups*, nach einer Weile schaue ich mal auf's GPS und realisiere, daß wir nach der Regenattacke falsch gegangen sind.
Naja, nicht zur Strafe nur zur Übung ;-)
Der Regen läßt nach einer Weile nach und ich Andrea erstmal etwas ziehen, um meine Regensachen los zu werden.
Auch wenn es heute nur um die 15° Grad hat und teils stark windet, überhitze ich sonst viel zu stark.
Nachdem das vertraute Stockgeklapper nicht mehr hörbar war, wartet Andrea aber dankenswerterweise mal, damit ich wieder aufschließen kann.
Wir sind nämlich wohl ganz gut unterwegs, denn der Mann mit dem wir uns im Kessel dann an den richtigen Aufstiegsweg gen Col de Bise gemacht haben, bleibt sehr schnell zurück.
Ein Schäfer winkt uns aus seiner neumodischen Behausung, während der Hütehund sich stoisch die Böen um die Nase blasen läßt:
Etwas oberhalb und auf dem Weg zum Übergang auf 1.915 Metern sehen wir dann auch die Schafherde:
Eine Rasse mit gedrehten Hörnern und viele davon mit einer ganz lustigen Zeichnung mit schwarzer Schnauze und Sonnenbrille um die Augen:
Am Col de Bise läßt sich sogar gen Norden wieder Blick auf den Genfer See erhaschen...
Im Abstieg in den Kessel der Bise-Alm auf 1.500 Metern bekommen wir schon einen Vorgeschmack auf die weiteren Herausforderungen des heutigen Tages in brauner, schmieriger Form.
Der Regen (nachts hat es wohl auch starke Gewitter gegeben, sagen Menschen, die nicht wie ich einfach ignorant (durch-)geschlafen haben) in Kombination mit der Erde hier ist schon ein Schmierseife-ähnlicher Bodenbelag.
Die Alm selbst hat augenscheinlich Ruhetag, so daß Andrea und ich uns nicht zwecks gemeinsamem Weitergehen abstimmen oder Kontaktdaten für ggf. mögliche Unterkunfts-Teilung austauschen brauchen, falls wir erstmal getrennte Wege gehen, wegen Einkehr/Durchgehen.
Im nächsten Anstieg - bereits wenige Meter nach der Alm - fängt es dann erst wieder das regnen an, wobei es schon wieder aufgehört hat, bis ich Regenjacke anhabe - und somit gleich wieder ausziehe.
Etwas weiter oben trascht es dann aber richtig: Diesmal MUSS ich Jacke anziehen (verzichte aber aus Protest auf Hose).
Andrea belastet das alles nicht und ist schon ein ganzes Stück weiter, da sie einfach durchgehend die Regensachen (samt Gamaschen) anläßt.
Am Übergang kommen wir wieder zusammen und vom Pas de la Bosse (1.816 m) geht es dann richtig matschig und extrem rutschig bergab.
Das Ergebnis kann sich dann später sehen lassen:
Ich bin ja dagegen ein sauberes Kind - wie allgemein bekannt sein dürfte ;-)
Naja, zumindest habe ich mir nur etwas die Schuhe und den unteren Teil der Hosenbeine eingesaut.
Kurze Zeit später - und mittlerweile wieder bei stärkerem Regen - erreichen wir den heutigen Ziel-Ort La Chapelle d'Abondance.
Meine gebuchte Unterkunft Le Retro hat eigentlich noch geschlossen, aber als uns die nette junge Dame sieht, öffnet sie einfach viel früher die gemütliche Bar, wo eingeheizt ist und nette Musik gespielt wird.
Hier läßt es sich aushalten und da ich (mangels Alternative) ein Doppelzimmer gebucht habe, kann ich die eine Hälfte gleich an die noch obdachlose Andrea untervermieten.
Im Salon läßt sich dann auch noch gemütlich die Zeit bis zum Abendessen verbringen:
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Begegnungen:
- Andrea, mit der ich heute Etappe zusammen gehe
- Familie mit Teenager-Tochter aus der Schweiz, die letzte Nacht in Novel auch bereits im Lager mit uns geschlafen haben