Mittwoch, 6. September 2023

Tag 77: Meer in Sicht

Saint Dalmas - Utelle
(27,8 km - 1.230 Hm auf - 1.680 Hm ab)

Am Morgen liegt der Ort noch ruhig im Halbschatten.

Beim Frühstück (erstmals mit richtigem Baguette !) um 07:00 Uhr geht es aber nicht ganz so ruhig zu, sondern teilweise gar richtig rührseelig: Der große Abschied ist da: Alle anderen gehen weiter gen Menton (nochmal richtig in die Berge) und nur ich folge der GR5-Original-Route (direkter gen Süden) nach Nizza.

Ich werde zum Abschied gedrückt, geherzt und von den Mitwanderern der letzten etlichen Tage mit den besten Wünsche versehen, war ich doch mit Adrian seit Ceillac (Ende Etappe 70) und mit den anderen seit Valfréjus (Ende Etappe 66) parallel unterwegs und hatten wir doch so viele Begegnungen am Weg und abends/morgens immer nette Beisammensein:

3er-Familie: Gérard, Maëllie, Maherzia

Jean und Louis

Adrian

Der einsame ältere Herr will zwar auch nach Nizza, allerdings habe ich den seit gestern Nachmittag schon wieder nicht mehr gesehen und er hat auch nicht hier in der üblichen Etappenunterkunft übernachtet.

Etwas wehmütig (ob der verlorenen, netten Gesellschaft) aber in Vorfreude (auf den letzten Abschnitt) mache ich mich am Morgen direkt in den ersten Aufstieg.

Vorteil heute (im Vergleich zu gestern): Ca. drei Viertel des Tagesanstiegs erfolgen direkt nach dem Start und der Anstieg liegt noch im Schatten: Perfekte Bedingungen also !

Am zweiten Übergang des Tages (Col des Deux Caires) ist der frühere Weiterweg in der Flanke des Bergrückens linker Hand querend gesperrt: Die Erosion hat da kurzen Prozeß mit dem Weg gemacht und das ist wohl nicht mehr sicher und stabil zu bekommen.

Deswegen gibt es eine Umleitung bergauf und knapp unterhalb des Grates entlang.

Statt auf knapp 2.000 Meter komme ich so heute doch nochmal auf knapp 2.100 Meter...

Oben bin ich dann in der Sonne, aber im südlichen Verlauf kann man schon wieder erahnen, wie der Weg dann tiefer im Schatten - vor der Sonne im Osten durch den Berg geschützt weiter verlaufen wird...

Blick zurück in die steilen Grasflanken:

Immer wieder wechseln heute schattige und sonnige Wegabschnitte:

In der Regel ist der Wald, durch den ich komme, sehr dicht (und damit schattig), manchmal allerdings auch aufgelockert:

Neben einer Kirchenruine (Lost Place) mache ich im Schatten eine kleine Mittagspause und bin überrascht, wie wenig Wasser ich bisher verbraucht habe: Durch den vielen Schatten und den Hauptanstieg am frühen Morgen habe ich gar nicht so geschwitzt.

Mitgenommen habe ich heute 2,5 Liter Wasser, was der aktuellen Maximalbeladung entspricht, weil im Wanderführer explizit erwähnt ist, daß es nur an einer Stelle - ziemlich genau in der Mitte der Etappe - die Möglichkeit zum Nachfüllen gibt. Wobei ich letzteres ja sowieso eher vermeide.

Einen guten Kilometer nach meiner Mittagspause erreiche ich dann auch die Wasserquelle. Ein augenscheinlich auch mit Zelt wandernder Mann trocknet unweit gerade seine Sachen in der Sonne und rasiert (!!!) sich direkt an der Quelle: 

Als er mich sieht, macht er kurz Platz, so daß ich mich etwas erfrischen, abkühlen und mein Kopftuch mit kaltem Wasser tränken kann.

Zum Trinken brauche ich nichts, denn ich habe noch mehr als genug an Bord.

In der Folge geht es erstmal vorwiegend weiter durch den Wald...

Immer wieder bieten sich aber nette Aus- bzw. Fernblicke:

Auch sonnige Abschnitte - wie in dieser Ostflanke - sind mal zu begehen, halten sich aber in Grenzen:

Zumindest lockerer Bewuchs herrscht meist vor:

Teilweise liegen nun die Ostflanken am Nachmittag auch schon wieder im Schatten der Bergkämme:


Einen Steinschlag sollte man hier nicht abbekommen, sonst ist man jedenfalls mehrere Hundert Höhenmeter im Fall und definitiv weg vom Fenster.

Um 14:30 Uhr kann ich in der (diesigen) Ferne das erste Mal das Meer sehen seit ich die Adria in Triest verlassen habe:

Bis zum Meer habe ich aber noch ein paar Kilometer, auch wenn sich der heutige Wandertag so langsam seinem Ende zuneigt.

Dafür gibt es jetzt einerseits noch eine volle Dröhnung Sonne, anderseits muß man sich just hier schon fragen, warum gerade der Steinblock mit der Sicherungskette aus dem Fels bricht und den Weg verlegt:

Unter mir kann ich auf dem Felsvorsprung bereits Utelle sehen, an dessen Rand meine heutige Unterkunft liegt:

Gut, daß ich hier (in der einzigen Unterkunft) zumindest übernachten kann, denn am nächsten Tag ist Ruhetag (kein Frühstück ! - dafür kann ich dann bald starten) und bereits heute Abend hat das Restaurant nicht mehr geöffnet.

Der Koch bereitet mir allerdings etwas vor und da ich eine Ferienwohnung habe, kann ich mir das Abendessen heiß machen und es mir trotzdem gut gehen lassen.


Da waren's nur noch 2...


Begegnungen:

- 1 Eichelhäher

- 1 Eidechse

- 1 Eichelhäher

- 1 schwarzes Eichhörnchen

- 1 Eichelhäher

- 1 grüner Gecko ("BIIIIG green lizard" - 2014 ;-)

- 1 Reh


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen