Der Wetterbericht sollte für heute Recht behalten: Sehr instabile Lage und immer wieder mit Schauern/Starkregen zu rechnen:
Die ersten wolkenbruchartigen Niederschläge warte ich mal in der Unterkunft ab, aber da ich heute schon auch wieder eine etwas längere Etappe habe, gehe ich immerhin um 10:15 Uhr los: Aktuell scheint sogar die Sonne.
Nur 20 Minuten später droht schon wieder neues Unheil, wie unschwer am linken Bildrand rasch hereinziehend zu erkennen ist:
Ich stürme quasi bergauf zu dem Haus an der Kurve und an diesem vorbei, da rechts davon ein Stadel etwas Schutz bieten könnte.
Mein Plan geht auf: Ich fange mir zwar etliche dicke, fette Tropfen ein (erwähnte ich schon, daß ich aus Zucker bin ?), allerdings zumindest die Sache mit dem Unterstellen klappt.
Nach weiteren 20 Minuten ist ans Weitergehen zu denken und das Regen-Radar wird heute zu meinem treuen Begleiter (sonst nutze ich das eigentlich gar nicht, aber heute kommt Handy dann mal sogar griffbereit in die Beintasche):
Der Blick hinüber deutet aber schon an, daß es beim wechselhaften Wetter heute bleiben dürfte.
Hilft ja aber nichts, also Schritt für Schritt rauf auf den Berg...
Zwischendurch auch mal ein kurzes Stückchen Straße (weil der Weg aus dem Wallegggraben heraus wohl verlegt wurde), aber das wird heute die Ausnahme sein:
Nach der Walleggstube geht es dann endgültig auf einen Pfad in den Wald.
Die Steigung ist anfangs moderat, aber Petrus rumort schon wieder recht heftig.
Mmmh, diesmal ist kein Hausdach in Sicht, aber dummd arf man sein, man muß sich eben nur zu helfen wissen: Jetzt ist Nadelbaum-Kuscheln angesagt, denn im Radius von einem Meter um den Stamm dieses Baums bleibt es trocken (gut, daß ich alleine bin: ab drei Personen wäre es schwierig geworden, denn direkt hinter dem Baum ist der Abgrund):
Einem anderen Gesellen auf dem Weg taugt das Wetter dagegen TOTAL:
Die Erosionsschäden im Wallegggraben sind auch weiter oben enorm und auch der (augenscheinlich neue) Weg heraus aus dem Graben, jenseits der Brücke ist teilweise schon wieder vom Abrutschen bedroht.
Weiter oben kommt mir dann eine 14-köpfige, englischsprachige Jugendgruppe entgegen: Ein Erwachsener vorneweg, eine Erwachsene am Schluß und dazwischen ganz laute Musik !
Das war mir die letzten Tage um Kandersteg schon bei den Pfadfinder-/Jugendgruppen aufgefallen: Ganz viele stören die Stille der Natur mit lauter Musik.
Nun, von Marianne hatte ich von Bärenglocken am Rucksack und lautem Singen gehört, aber hier scheint es in erster Linie dafür zu sorgen, daß die jungen Leute garantiert keine wilden Tiere zu Gesicht bekommen.
Und auch wenn ich vielleicht (im Alptraum) schon Gerüchte vernommen habe, daß manch ein Wildtier eine Speiseplanumstellung (hin zum Fleisch- bzw. Menschenfressen) in Erwägung zieht, weil einerseits mehr und mehr Zweibeiner auf vegetarisch/vegan umstellen und so manchem Tier das Futter streitig machen, aber vor allen Dingen, weil das Mensch-Tier Umwelt, Natur und Klima immer weiter herunterwirtschaftet: Hilfe zur Selbsthilfe.
Nehmen wir also nur mal an, heimische Murmeltiere, Steinböcke oder Gämsen hätten es auf diese jungen Engländer abgesehen (ein paar Erstwelt-Umweltsünder weniger), würden die sich dann wirklich vom Lärm der Musik abschrecken lassen oder würden die sich nicht eher freuen, weil sich ihnen die Opfer praktisch auf dem akkustischen Präsentierteller offerierten ?
In diesem Sinne: Eßt mehr Wildschweine (keine Massentierhaltung, viel zu viele da, plündern zuweilen Felder), sage ich ja schon immer !
Nach einem Informationsaustausch (er warnt mich vor den Steil-Auf-/Ab-Stiegen bei Gstaad und L'Etivaz) mit einem französischen Schweizer auf 4-Tages-Wanderung in die Gegenrichtung steige ich weiter gen Trütlisbergpass auf, wobei es direkt am Pass für mich um 180° zurück und noch weiter aufwärts geht.
Ab der Scharte am Türli geht es aber dann wirklich nur noch bergab für heute und erst gen Norden ins Tal und dann weiter nach Westen.
Im Abstieg eine weitere sinnvolle Konstruktion der Schweizer: Sumpfüberbrückung per Streckmetallzaun. Der modert im Vergleich zu Holz nicht weg, ist in gewissem Maß flexibel und verteilt Gewicht über größere Fläche.
Ein Blick zurück und die Wolken machen mir schon wieder ein wenig Sorge...
Etwas später fängt es wieder an zu Schütten. Kennen wir ja schon. Diesmal ist ein Stall in unmittelbarer Nähe, wo ich zum Aussitzen Ausstehen (wobei ich Regen ja eigentlich gar Ausstehen kann) kurz Unterschlußf finden kann.
Dann geht es immer weiter talauswärts.
Es ist am Ende des Tages kaum zu fassen: Regenhose und Anorak blieben die ganze Zeit im Rucksack und trotzdem bin ich nicht wirklich naß geworden. Glück - und allzeit Dach über dem Kopf - gehabt. Das ist manchmal besser als handbreit Wasser unter dem Kiel, kann ich Euch sagen :-)
Der Ort Gstaad ist teilweise verkehrsberuhigt und schick hergerichtet:
Gerade finden hier auch die Swiss-Open im Tennist statt:
Die Bodenkontrolle hatte in der Jugendherberge in Saanen (2,5 Kilometer entfernt) Zimmer reserviert und bevor ich 20 Minuten auf den Bus warte, laufe ich das Stückchen lieber noch.
Der Himmel zeigt kurz vor dem Ziel (und an der für morgen zu merkenden Haltestelle) aber schon wieder eindeutige Zeichen:
Blicken wir doch lieber in die andere Richtung: Sieht (noch) freundlicher aus...
Wenige Minuten später ist die moderne Jugenherberge auch schon erreicht:
Wenig später fängt es wieder an zu schütten. Diesmal aber richtig und länger. Timing ist alles.
Weniger erfreulich: Mail von zu Hause. Vater im Lichtenfelser Krankenhaus. Offene OP nötig.
Der Oma hatte ich im Frühjahr noch klar gemacht, daß diesen Sommer nichts mit Sterben ist, aber daß nun einer der Eltern solchen Unfug macht :-(
Hoffen wir mal das Beste für den Eingriff und daß das Durcheinander von den Chirurgen wieder nachhaltig und ohne (Spät-)Folgen aufgeräumt werden kann !!!
Begegnungen:
- 12*1 Alpensalamander
- 1 Eichelhäher
- 14 englische Pfadfinder
- 1 französischer Schweizer mit Zelt
- 1 Murmeltier
- 1 Milan
Gute Besserung an Dein Basislager/Management/Besuchsservice!
AntwortenLöschenDanke, Martin !
LöschenGestern am Telefon klang er ganz gut.
Und eines ist positiv daran, daß ich ihn im Krankenhaus nicht besuchen kann: Das medizinische Personal wird nicht abgelenkt: Soll schon Fall in Mittelfranken gegeben haben, wo für eigentliche Patienten dann keine Ressourcen mehr verfügbar waren...