Nachdem Manuela eine Frühausteherin ist und Thomas eher weniger, schmuggle ich mich quasi genau dazwischen und genieße mit den beiden noch ein klasse Frühstück.
Zuerst verabschiedet sich dann Manuela zur Arbeit und dann mache ich mich auf den Weg zum Bahnhof nach Emmenbrücke. Heute fährt die S-Bahn wieder und wenige Minuten sowie eine Station später bin ich am Hauptbahnhof in Luzern, wie unschwer auch an der Zugbemalung zu erkennen ist:
Sogar die ditigitale Version der Schweizer-Bahnhofsuhr simuliert übrigens das Verhalten des elektro-mechanischen Originals von 1944 samt Zeigermitnahme.
So schaffen sogar Leute mit meinen verlangsamten Reaktionszeiten einen geeigneten Schnappschuß, weil der Sekundenzeiger ja pausiert:
Um 10:00 Uhr bin ich wieder in Engelberg (auf der ganz kurzen Stippvisite im Kanton Obwalden) und kann meine Reise der "Connected Footsteps" dort fortsetzen, wo ich am Vortag unterbrochen hatte.
Für heute ist instabiles Wetter vorhergesagt und es hängen schon dicke und dunkle Wolken dicht am Himmel (und an den umliegenden Bergen).
Aber noch ist es trocken und ich beginne den Anstieg...
Sehr lange hält das Wetter allerdings nicht und so muß ich Kamera bald weg- und Regensachen auspacken :-(
30 Minuten später kann ich die Regenklamotten schon wieder wegpacken.
Weitere 30 Minuten später, packe ich sie aus, ziehe sie an und bis ich fertig bin, kann ich sie schon wieder ausziehen.
Eigentlich bin ich ja nicht so der Fan von On-Off-Beziehungen :-(
Als ich den Übergang auf das Hochplateau am Trübsee auf knapp 1.800 Metern erreiche ist es endlich mal etwas freundlicher:
Der See hat seinen Namen übrigens bestimmt nicht von Trübsal blasen oder ähnlichem, sondern von seiner milchig-trüben Farbe, die vom Gletscherwasser her rührt.
Vom Titlis-Gletscher wird der See nämlich gespeist:
Ein wenig Gletscher hat es da schon noch und Baumaßnahmen sind da oben auch gerade im Gange:
Ich steige gen Süden weiter auf und kann dann auch mal den ganzen See überblicken, wo sogar ein Sessellift darüber führt, der im Winter in zwei Richtungen genutzt wird: Vom Plateau hoch zu den weiteren Seilbahn-/Lift-/Gondelstationen links und rechts der Senke:
Ratz-fatz ziehen wieder dunkle Wolken herein und diesmal ist das Gewitter vielleicht nicht so harmlos ?
Mit dem stärker werdenden Regen gehe ich flott (ohne Regenklamotten - Umziehen würde zu lange dauern) bis zum Jochpass (2.208 m) und dort auf direktem Weg ins Restaurant.
Ziel: Möglichst (aktuelles) Gewitter aussitzen und (innerlich per Linsen-Curry-Apfel-Suppe) aufwärmen:
Irgendwann scheint es sich aber einzuregnen und so packe ich nach einer Weile trotzdem meine Sachen zusammen, ziehe Regenhose und Anorak über und beginne den Abstieg in Richtung Engstlensee. Plötzlich ist der See (optisch) verschwunden und es bricht mal wieder ein Gewitter los. Übereinstimmende Einschätzungen kamen aber auf ca. zwei Kilometer Entfernung (für mich beruhigend, für die Briten vor mir beunruhigend, wie ich am nächsten Tag erfahren werde).
Unangenehm ist der Hagelsturm mit 5-Millimeter-Körnung, aber mit herunterhängenden Armen (also ohne Stockbenutzung) läßt es sich aushalten.
Nachteil: Ohne Stöcke den Weg, der sich gerade rasend schnell zum Flußbett entwickelt, zu gehen, ist gar nicht so einfach.
Lange dauert der Spuk - Gott sei Dank - (wieder) nicht. Am augenscheinlich alterwürdigen Hotel auf der Engstlenalp ist längst wieder alles vorbei und die Sonne lacht vom Himmel:
Das Quartier, was mein Vater bei der Etappenoptimierung für mich ausgesucht hat, ist noch ein Stück weiter und wurde von Manuela und Thomas auch positiv bewertet (im Gegensatz zum Jochpass).
Nachdem es nun wieder schön ist, kann ich den einen oder anderen Blick zurück werfen:
Schon schön, wenn's schön ist:
Einige Höhenmeter muß ich noch bergauf und am Berghang entlang und auch wenn da eigentlich keine Radler fahren sollen, ist der Weg sicherlich 1,5-2 Meter breit:
Kurz danach erreiche ich auch schon die Ausläufer der Tannalp, wo mein heutiges Quartier auf fast 2.000 Metern liegt.
Vor drei Monaten sah es auf der Tannalp noch so aus, wie meine Scouts aus Emmenbrücke mir noch flüsterten:
Etwas später (als aber - Gott sei Dank - bereits alle Wanderer ein Dach über dem Kopf haben) arbeitet Petrus dann mal daran, es fast wie im April aussehen zu lassen: Die 10-30 Millimeter Hagelkörner lassen es schon schnell weiß werden und auch die Kühe rücken zusammen, denn das muß schon ordentlich auf dem Pelz brennen, wenn solche Kaliber auf dich einprasseln !
Wahrscheinlich kühlt der kalte Starkregen parallel aber auch etwas und lindert den Schmerz.
Die Zeitung zum Schuhe ausstopfen ist inklusive und ich habe ein 5er-Zimmer für mich alleine.
Man geht es mir gut und die heftigsten Niederschläge (auch nachts geht es weiter) muß ich - zumindest heute - nicht auf Tour erleben.
Übergänge:
- Jochpass (2.208 m)
Begegnungen:
- 1 Eichelhäher
- 1 Alpensalamander
- holländische Familie mit zwei Söhnen im Bärghuis am Jochpass
- 2 Alpensalamander
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