Freitag, 16. Juni 2023

Tag 16: Das war der dritte Streich...

Faistenau - Salzburg
(25,8 km - 890 Hm auf - 1.240 Hm ab)

Das Wetter sieht heute Morgen etwas instabil bis durchwachsen aus, also gleich mal den Rucksack in seine Regenhülle gepackt.

Bereits wenige Meter nach dem Start erreichen mich die ersten Tropfen, aber meine Blick- gleich Geh-Richtung gen Nordwest verheißt Gutes (also Helles am Himmel).

Demzufolge gleich mal etwas Gas geben und die Tropfen-Treffer ignorieren.

Westlich von Faistenau erreiche ich wieder die 04er-Route und biege auf die Straße bergab und in Richtung Westen ein.

Hier muß man aber auch mit allem rechnen und auch auf derartige Vierbeiner achten:

Mir ist jedenfalls nichts vorzuwerfen: Keine Katze über den Haufen gelaufen ;-)

Kurz nach dem Seewirt (der augenscheinlich gar nicht mehr viel See hat) geht es gen Süden von der Straße weg und über einen ca. 99 Jahre alten Staudamm vor einer beindruckenden Schlucht.

So richtig scheint der Damm am Vordersee aber gar nicht mehr in Betrieb zu sein:

Südlich der Strubklamm führt der Metzgersteig weiter gen Westen:

Leider bekommt man von der beeindruckenden Schlucht allerdings ganz wenig zu sehen und ratz-fatz ist man in großer Höhe und im Wald fern der Schlucht.

Das Interessanteste ist - ehrlich gesagt aus meiner Sicht - die morbide Mord-Geschichte, daß ein Metzger seine Geliebte loswerden wollte, sie in die Schlucht stieß, diese an einem Ast sich noch festhalten konnte, all ihr Flehen wurde aber nicht erhöht und der Metzger schnitt mit seinem Messer kurzerhand den Ast ab.

Die kirchenmoralische Pointe verrate ich jetzt aber hier nicht ;-)

Evtl. sei Nachfolgern mal die Wanderung über die Straße auf der Nordseite empfohlen, ich könnte mir fast vorstellen, daß diese interessanter ist und weniger sinnloses Geeckel enthält (um irgendeinen Hof muß auf abenteuerliche Weise außenrum marschieren, da diese den direkten Weg blockiert haben).

Die Querung des Almbachs im Tal ist dann wenigstens etwas interessant, denn über eine massive Stahlgitter-Brücke darf man nur einzeln gehen:

Das kostet mich einiges an Zeit, bis all meine Alter-Egos da einzeln nacheinander drüber sind.

Die natürlichen Becken beiderseits der Brücke sehen nett aus und das klare Wasser erlaubt ganz tiefen Tiefblick unter Wasser:

Der kleine traut sich aber große Aufgaben zu:

In Ebenau sind die Markierer unterwegs und die Farbe noch frisch.

Allerdings sind das augenscheinlich keine Ehrenamtlichen vom ÖAV oder dem örtlichen Tourismusverband:

Nordwestlich des Ortes geht es dann in den Wald und in den langen Anstieg zum heutigen Höhepunkt. Dort könnte es mal etwas Farbe am einen oder anderen Baum gebrauchen.

Gerade als ich mir einen Marker für eine mögliche Info an die Weitwanderer zu setzen gedenke - als hätte jemand meine düsteren Absichten erahnt/-kannt - gibt es dann plötzlich jede Menge 1a-Markierungen:

Evtl. Arbeitsgebiets-Grenze ?

Anders kann ich mir da keinen Reim darauf machen.

Bei DIESER Brücke wäre aber evtl. eher das Schild von vorhin angebracht:

Im Bereich Hinterfeld tangiere ich noch ein paar Höfe im offenen Gelände...

... bevor es dann in weitem Bogen hinauf zur Gaisberghöhe geht, wo auch einer der nagelneuen Gittermasten einer neuen Hochspannugnstrasse steht:

Ist DAS etwa der Südlink, den wir in Bayern vermissen ?

Um 12:30 Uhr - also mitten in ihrer Mittagspause von zwölf bis eins - treffe ich auf zwei Forstarbeiter auf einem Stein am Wegesrand: Sie pflegen hier die Jungpflanzen der Wiederaufforstung, die man oben auf dem Foto auch erkennen kann. Puh, bei der Menge an einzelnen Setzlinge sicherlich eine ordentliche Aufgabe !

Kurz danach geht es für mich wieder auf einen Single-Trail und richtig hinein in den Wald.

Immer weiter geht es gen Westen hinauf, denn es gilt den Gaisberg zu erklimmen.

Einsetzende Sturmböhen und ächzende bzw. quietschende Bäume machen mir ein wenig Angst: Kommt ein richtiges Unwetter ?

Aber, just als ich jene Stelle passiere, ist der Petrus-Spuk (vorerst) wieder vorbei:

Sogar eine Buslinie führt auf den Salzburger Ausflugsberg und die Spitzkehre ist sogar benamt:

Die Wegführung erlaubt recht interessante Perspektiven:

An dieser Stelle könnte man sich mal bei einem der Bergrennen postieren...

Als ich den Gipfel des 1.288 Meter hohen Gaisberges mit seinen drei Weitwanderwegen (Voralpenweg 04, Salzbuger Mariazellerweg 06, Rupertiweg 10) dann endlich erreiche, fängt es an, leicht zu tröpfeln und der Blick gen Süden (wo es augenscheinlich bereits stärker regnet) verheißt nichts Gutes:

Also nur schnell ein paar Fotos gemacht, nicht mal den Weitwanderstein zu Ehren Carl Hermanns besucht oder (wie eigentlich geplant) etwas mitgeführten Proviant oder vor Ort angebotene Speisen (leider gab es aus der Ferne keine Informationen zur Mohnversorgung in der örtlichen Gastronomie) verinnerlicht.

Mmmh, zu einer der Hütten/Gaststätten ins Ungewisse abbiegen und Regen ggf. aussitzen ?

Oder Schnell-Abstieg ?

Ich entscheide mich, noch möglichst viel Land zu gewinnen und Höhe zu verlieren...

Unterwegs erinnert ein Plakat an Diskussionen, die auch in Deutschland geführt wurden, wobei den Bauern die Six-Feet-Under-Lösung häufig auch nicht behagt, weil bestimmte Gewächse keine warmen Füße mögen:

Zuweilen finden sich bizarre Felsformationen am Weg:

Und weiter geht's bergab...

Ich schaffe es noch bis auf die Höhe des Romatik-Hotels Gersbergalm bis es dann auch auf dieser Seite des Bergs stärker regnet.

Am Stadtrand der Mozartstadt hat es aber schon wieder aufgehört und ich verpacke die Regenklamotten wieder, bevor ich mich auf den Weg durch die Ausläufer der Stadt zu meinem Quartier mache.


Das war der dritte Streich.
Und der vierte folgt zugleich...


Begegnungen:

- 1 Libelle

- 1 Buntspecht

- 2 Holzarbeiter bei der Mittagspause von der Jungbaum-Pflege

- 1 blaue Libelle

- 1 Blindschleiche

- 1 Kreuzotter


7 Kommentare:

  1. Bei den Etappenlängen der letzten Tage darfst du dir ruhig mehrere Egos erlauben!

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    1. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Interessante Vorstellung, die Strapazen zu verteilen.
      Wobei: Morgen finden hier Rennen im Rahmen der UTMB-Serie statt: Die längste Route geht wohl bis zum Schafberg (meine letzten 2 Tage) UND ZURÜCK !!!
      Mein australischer Zimmergenosse wird aber "nur" den 20er rennen...

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    2. Ein Problem mit der gespaltenen Persönlichkeit ist nur, daß die manchmal nicht alle in die gleiche Richtung wollen.
      Da brauchst Du zuweilen ganz schön Verhandlungsgeschick, kann ich Dir sagen !

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  2. Gut, dass sich die richtige Persönlichkeit bis jetzt durchgesetzt hat, sonst würdest am Ende nach Wien zurück gehen ;)

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  3. Welchen von den vielen meinst du? Hihihi...

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