Als ich um 07:01 Uhr zum Frühstück komme, sind die anderen beiden Partien schon da. Mir fällt gleich die verdächtige Kleidung auf und wie die Chefin später klarstellt: Alles Wanderer. Und alle gehen heute in verschiedene Richtungen:
1. der einzelne Herr ist auf dem Mariazellerweg (06er) unterwegs
2. die drei Damen gehen die viertägige lokale Runde namens Sebaldusweg
3. und ich (der mit Abstand jüngste in der Runde) in die Gegenrichtung: weiter gen Westen
Gleich nach dem (kurzen) Abstieg zum Campingplatz, der auch der Bauersfamilie gehört, auf deren Hof ich genächtigt habe (die Milch-, Joghurt- und Frühstückseier-Quellen sind mir auch (vor-)namentlich bekannt), beginnt der (lange) Anstieg.
Puh, ich komme ganz schön ins Schwitzen und tröpfelte es beim Start noch leicht, sind die Hosenbeine nun von innen feucht.
Also weg mit den Beinen, kurz bevor ich die lokale Skiarena einsteige.
Mist, vergessen die (Fahr-)Karte vorzuzeigen.
Naja, wird schon kein Kontrolleur kommen...
Nach ca. 10 Minuten habe ich das Skigebiet durchquert und wieder verlassen.
Den Glasenberg, wo hier alle Lifte (einer) enden, lasse ich dabei links liegen.
Ich und der Voralpenweg haben größere Ziele...
Wobei der Galdenberg sich dann reichlich unspektakulär gibt: Komplett im Wald liegend, gibt es nur ein Marterl:
ABER: Das ist der erste 1.000er Gipfel seit Wien !
Aber GANZ genau 1.000 Meter ist der Hügel hoch.
Das wird schon mit den Bergen, laßt die Spötter nur (unqualifiziert) spotten, wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Apropos Spötter: Ein absoluter Fachmann auf diesem (Wander-)Gebiet hat sich ja nach gestern mit einem Kommentar und (berechtigt) kritischen Rückfragen zu meinem Rucksack geäußert.
Nun, dann dazu ein paar Informationen zwischendurch und ganz in Ruhe...
Als ich am Mittwoch vor der Arbeit mich dann doch mal mit dem Buildlauf der Hardware-Rohmaterialien zu einem fertig gepackten Rucksack beschäftigt habe, waren einige Richtungsentscheidungen zu treffen:
1. An alle Software-Entwickler: Merke, man kann auch bei Hardware-Kompilierung auf Late-Binding setzen !
Nein, es geht hier nicht um die Schnürsenkel Eurer Schuhe (Kinder: immer ordentlich zubinden oder barfuß wandern gehen - erst heute wieder zwei entsprechende Mehrtageswanderer angetroffen).
Es geht eher darum, sich das Gewicht von Grödeln/Leichtsteigeisen NICHT ans Bein zu binden (bzw. die Stiefel/Füße): Die werden NICHT statisch mitgeführt, sondern bei Bedarf dynamisch nachgeladen (auch wenn der Schweizer in Liechtenstein erstmal nur Tourenski im Angebot hatte).
Ich bin da seit einiger Zeit in einer Frühsommer-Schweiz-Hochhinaus-Wander-Online-Selbsthilfe-Gruppe, wo über die Notwendigkeit noch diskutiert wird. Ich setze letztlich auf meine Vor-Ort-Sensoren mit Expertise Martina, Thomas und Pepi...
2. Allerdings bin ich ja schon für strukturierte Ausnahmebehandlung: Mit bestimmten, systemimmanenten Exceptions kann man rechnen oder sollte man für den Notfall zumindest vorbereitet sein, was einen Biwaksack, einen Drei-Jahreszeiten-Schlafsack und Gamaschen dem Kompilat beifügte.
3. Der Hauptgewichtszuwachs (im Vergleich zum Schlendern die ersten Tage nach Wien mit Restmaterialien - bei der Zahnpasta hatte es nichtmal bis in die Steiermark - geschweige denn bis Waidhofen - gereicht, da durfte Gabi schon vor Triest Nachschub organisieren) dürfte aber im Bereich Verbrauchsmaterial zu finden sein: Sonnencreme, Duschgel, Taschentücher, Riegel, Landkartenausschnitte, der Inhalt einer Dose Cashew-Kerne usw., ja selbst die 2,6 Gramm-Tagesration Magnesium skaliert natürlich linear mit einer höheren zweistelligen Anzahl an Tagen.
Das schöne: Von Tag zu Tag wird's weniger :-)
Summa summarum lag beim Verlassen des heimatlichen Domizils das Rucksack-Basis-Schönwetter-Gewicht bei 13 kg (inkl. der Außenanbauten wie Kamera und GPS).
Dazu kommen 1,0 - 3,5 kg Wasser (Kalkalpen !) und 0,0 - 1,0 kg Proviant.
Über den Spadenberg dürften somit heute ca. 14,5 kg Rucksackgewicht geschleppt werden (der Aufstieg ist so schweißtreibend, daß ein halber Liter Wasser bereits verdunstet ist).
Im weiteren Tagesverlauf geht es heute quasi von Hügel zu Hügel und unterwegs gibt es auch mal Self-Service-Tankstellen, wobei die hier verfügbaren Sorten Diesel (Bier) und Super (Sprite) eher nicht so meinen Geschmack ansprechen.
Das Wetter wechselt zwischen stark und leicht bewölkt, wobei zwischendrin die Sonne schon ordentlich herunterbrennt.
Die Landschaft ist weigehend traumhaft und auch nicht so asphaltlastig wie am Vortag.
Das ist für die längere Etappe auch extrem angenehm.
Immer wieder treffe ich heute Leute, die mir entgegenkommen, insbesondere auch sehr viele Sebaldusweg-Wanderer: Ist wohl einerseits gerade recht in (und relativ neu), andererseits bot sich dieser typischerweise in vier Tagesetappen begangene Rundweg wahrscheinlich auch für das lange Wochenende mit dem Fenster-/Brückentag von Fronleichnam bis Sonntag geradezu an.
Die Wanderwarte der Wegabschnitt-pflegenden Organisationen geben sich manchmal schon wirklich richtig ordentlich Mühe, wie auch hier, beim akkurat freigeschnittenen 04er-Schild:
Wege über die Wiesen und Abschnitte im (finsteren) Wald wechseln heute ebenfalls sehr angenehm ab.
Was die Kneipp-Markierer sich allerdings an dieser Stelle ausgedacht haben ?
Ist das WIRKLICH in (alle) drei Richtungen einen Stern-Kneipp-Weg mit JEWEILS ganz GENAU drei Stunden Gehzeit ? - Ja, ich bin von Natur aus ein ungläubiger Thomas und das hört auch in der Natur nicht auf ;-)
Am Nachmittag sind auf den Lichtungen aber weder strikt separat in Zweier-Grüppchen stehende Rehe noch Hasen mehr zu erblicken (hatte ich ja aber bereits am Morgen).
Dafür unterläuft den Außerirdischen scheinbar ein Fehler: Ihr kennt das ja bestimmt auch, wenn man mal für den Bruchteil einer Sekunde orientierungslos ist und sich fragt, wie man just in diesem Moment, genau an jenen Ort gekommen ist.
Das ist ja ein typischer Begleiteffekt, wenn einen die Außerirdischen mal kurz weggebeamt, den Speicher ausgelesen sowie repliziert haben (da sind sie bei mir wohl immer überrascht, warum bei DEM riesigen Kopfumfang da so WENIG Substanz drin ist) und einen dann umgehend zurückbeamen.
Meine Theorie ist, daß ich schon häufiger "erwischt" wurde, weil die lokalisierte Stichproben von einzelnen Menschen ziehen, wo es nicht auffällt, wenn die mal kurz weg sind, und ich mich eben immer wieder in völlig unterschiedlichen Gegenden rumtreibe.
Aber kommen wir zum heutigen/eigentlichen Problem: Die haben mich augenscheinlich in die falsche Gebirgsgruppe zurückgebeamt !
600er:
Skandal !
Außerirdisches Versagen oder Fehler in ihrer Steuerungs-Software ?
Ich tippe auf letzteres: Ich bin ja berühmt bis berüchtigt dafür, Fehler in solchen Systemen zu finden bzw. zu provozieren.
Der Alptraum eines jeden Software-Entwicklers...
Anscheinend wird der Fehler in der Matrix von den höheren Mächten aber auch schnell erkannt und so sorgt wohl ein schnell eingespielter Hotfix für die Korrektur bis zum nächsten Wegweiser:
400er sieht schon wieder glaubwürdiger aus...
Zur Strafe für meine lästerlichen Gedanken - oder auch einfach nur zur Übung, geht es dann nochmal richtig steil hoch:
Aber nicht für lange und nach dem auf ist bekanntlich vor dem ab beim Hugelhupfen :-)
Für den letzten Abstieg des Tages hatte ich mir bereits zu Hause eine Routen-Variante herausgesucht und wie sich am Ende rückblickend zeigen wird, war das wohl gar nicht so verkehrt.
Kurz muß ich nochmal den roten Rucksack und das orangene T-Shirt deutlich in alle Richtungen leuchten lassen, damit mich keiner der Bogenschützen fälschlicherweise als bewegliche Zielscheibe mißbraucht, aber damit habe ich ja auch schon Erfahrung (siehe Planneralm am 02er Zentralalpenweg).
Der Kirchenwirt in Ternberg an der Enns hat heute (am Freitag !?) zwar Ruhetag, aber die Pointer-Arithmetik mit Sprungadressen per Hand auf einem Zettel notiert und angeschlagen funktioniert:
Kaum habe ich das dereferenziert, schon bin ich in meinem Zimmer :-)
Und dann heißt es immer, Informatiker seien lebensunfähig.
Immerhin war mein Rucksack just-in-time kompiliert, die Logistik hat geklappt und den richtigen - d.h. den gedachten/geplanten - Ausführungspfad habe ich bisher wohl auch immer erwischt.
Quasi im Nebenjob arbeite ich täglich nebenläufig noch an der Test-Abdeckung und schreibe regelmäßig Reports an die Qualitätskontrolle in Graz.
Dort werden dann nach agilen Verfahren Arbeitspakete für die räumlich ausskaliert lokalisierten Arbeitskräfte (quasi Worker-Threads) generiert, wenn ich das ÖAV-Weitwanderer-System richtig verstanden habe.
Gert, Du hörst von mir... :-)
Was mir gerade noch - beim Blick im PowerBI auf die Kennzahlen - auffällt: Augenscheinlich war die Performance heute trotz Energiesparmodus und dem Hinkelstein am Buckel gar nicht so schlecht: - 2,5 Stunden zur DIN-Hochrechnungszeit der Plan-Werte. Das ist ok für mich. So kann es weiter gehen...
Begegnungen:
- 1 Mariazeller-Wanderer (Frühstück)
- 3 Sebaldusweg-Wanderinnen (Frühstück)
- 2+2 Rehe
- 2 Hasen
- 1 Buntspecht
- Ehepaar aus Linz auf Sebaldusweg
- 4 weitere Partien aus 2-7 Personen auf Sebaldusweg
Ich behaupte mal, der Kirchenwirt in Ternberg hat IMMER Ruhetag :-))
AntwortenLöschen(langer Beitrag, am besten nach Ternberg suchen:)
https://www.vergissmi.net/?p=1954
Der junge Mann wandert wieder - beruhigend. Ist gar nicht so einfach, deiner Fachliteratur zu folgen. Parallel läuft noch der X-Alps. Wäre auch mal eine Möglichkeit, die Alpen etwas beschleunigter zu entdecken. Unglaublich faszinierend, nur schon den Track dieser Athleten zu beobachten (Gleitschirm und Hike). Doch arbeiten sollte ich ja dann auch mal noch.
AntwortenLöschenDaneben habe ich am letzten Wochenende auch schon mal trainiert, dass ich dich dann immerhin an der Haustür abholen kann... So 1'000 Höhenmeter gehen (immer) und die Verhältnisse bei uns bis 2'200 Meter über Meer passen. Ich gehe mal davon aus, dass du keine Grödel brauchst. Jedoch bin ich nicht der Fachmann. Ich weiss nur, dass meine Tourenski im Malbun seit 3 Wochen unnötigen Ballast darstellen.
Wander mal hübsch, eins ums andere, dann kommt das gut. Viel Spass und Grüsse aus dem Kleinstaat
Lieber Lieblings-Kleinstaater.
LöschenDa ich die Google-Server nicht überlasten will, habe ich natürlich schon eine gewisse Einstiegsschwelle für meine Blogleser - ähnlich wie bei meinen geführten Touren (da fragte doch meine Cousine mal allen Ernstes, ob es nicht mal etwas legerer ginge - hat man Worte...) ;-)
Das mit den 2.200 Metern ohne Grödeln tönt gut ! Danke für das Update !!
Ach, was ich noch nachfragen wollte: Welchen jungen Mann meinst Du ? Wer ist da noch gerade unterwegs ?
Schöne Grüße aus Salzburg,
K2.
Ach komm jetzt. In deinem zarten Alter bin ich noch gallopiert wie ..... ach lassen wir das. ;-) Doch, kommt gut. Hier ist es richtig heiss, so sollte mein geliebtes Weiss noch mehr wegschmelzen.
LöschenGut wander!
Zartes Alter ? Sie verwechseln mir !
LöschenIch war außerdem noch nie für's Gallopieren, sondern mir hat "Schritt" schon immer gereicht. Insbesondere auf Pferden mit gefühltem Stockmaß von 3,10 Meter (=> Höhenangst).
Das Weiß mag ich ja auch, aber weniger im Sommer an steilen Querungen. Von daher: Alles gut !
Wobei es hier bisher auch viel zu warm ist. Hoffe auf reinigendes Gewitter ! Seit Tagen !!!
Heute 32° auf 1.500 Meter gehabt :-o
Ihr gallopiert aber komisch... Als ich noch geritten bin, bin ich mit meinem Pferd galoppiert ;)
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