Heute steht der Wetterwechsel an und die Nacht gab schon mal einen Vorgeschmack: Heftige Gewitter tobten vor der Tür, so daß sogar ich bei offener Balkontür und im am zweitweitesten von dort entfernten Bett mal kurz wach wurde.
Keine Ahnung, wie es den draußen in Zelten schlafenden (?) erging...
Am Morgen zeigt sich das Wetter dann aber erstmal wieder wie die ganzen letzten Tage:
Blauer Himmel. Sonnenschein.
Aber es ist deutlich kühler als die letzten Tage und die Wege wirken wie frisch rausgewischt.
Gen Süden geht es weiter das Tal entlang bergauf in die Thabor-Gebirgsgruppe hinein.
An der Engstelle des Tals säumen alte Festungsanlagen auf unterschiedlichen Höhen den Weg. Die italienische Grenze ist nicht weit...
Unterwegs treffe ich eine ältere Dame (geschätzt um die 70), deren Klamotten schon etwas ramponiert wirken, wohingegen ihre Sprachkenntnisse (zumindest was Französisch, Englisch und Deutsch betrifft) in top Zustand sind. Sie ist hier in den französischen Südalpen auf der Via-Alpina unterwegs. Seit Triest !
Blick zurück:
Eine weitere - der hier üblichen - Geländestufen nach oben und am Horizont ist bereits der erste Übergang für heute zu erkennen:
Und die Wolken...
Mein Tages-Ziel trocken bis zum Col de la Vallée Étroite zu kommen, habe ich immerhin erreicht - auch wenn nun die ersten einzelnen Tropfen vom Himmel fallen.
Im Abstieg sehe ich dann augenscheinlich Hüttenversorgungs-Konvoi:
Flott steige ich ins Tal ab, wobei ich verwundert bin, daß nun plötzlich ALLE Entgegenkommenden Italienisch sprechen ! - Als hätte jemand an der Scharte einen Schalter umgelegt. Nicht, daß mir nicht auch ein "Ciao" oder "Buon Giorno" flüssig über die Lippen kämen, aber zur Sicherheit konsultiere ich trotzdem nochmal GPS und Landkarte, daß ich WIRKLICH auf dem richtigen Weg und (weiterhin) im richtigen Land (Frankreich) unterwegs bin ;-)
Was im Vergleich zum Vanoise Nationalpark hier in der (kleinen) Thabor-Gruppe auffällt: Die Felsen und vor allen Dingen die Bäume sind etwas anders.
Hier gibt es plötzlich jede Menge Lärchen.
Nachdem ich gestern bereits das erste Viertel der eigentlichen Etappe gegangen war, erreiche ich nun - 75-Etappen-Prozent später - bereits gegen 11:30 Uhr das Refuge I Re Magi in Granges de la Vallée Étroite:
Italienische Beschriftungen und auch entsprechende Ansprache durch das Personal dominieren auch hier.
Ich trinke nur etwas, denn mein Plan ist, noch eine Etappe anzuhängen, wobei man das eigentlich nicht Etappe nennen kann - wie auch der Autor des Wanderführers anmerkt.
Kompromißvorschlag: Einigen wir uns auf Halb-Etappe.
0,75 Etappen + 0,50 Etappen = 125%-Etappe - genau das richtige für einen angekündigten Schlechtwettertag :-)
Als ich meine Mittagspause gerade beenden will, fängt es nun richtig an zu regnen: Also mit Regenhose und Anorak in den Aufstieg zum zweiten Übergang des Tages gehen.
Nach zehn Minuten ist der Spuk aber erstmal wieder vorbei und so entledige ich mich nach 15 Minuten der Regensachen erstmal wieder.
Der Pfad führt in vielen Serpentinen durch einen Kiefern-Lärchenwald bergauf.
Beim Blick zurück erahne ich schon, daß mich der Regen früher oder später einholen wird.
Unter den letzten Bäumen ziehe ich mich dann wieder um, denn mittlerweile gewittert es.
Ausgerechnet einen Kilometer und 75 Höhenmeter vor dem Übergang :-(
Naja, so nah ist das Gewitter nicht, nach einer Weile regnet es nur noch und im Abstieg auf der anderen Seite läßt der Regen nach und nach nach.
Seine Hinterlassenschaften in Form von brauner Brühe werde ich aber noch länger sehen:
Nach einigem Abstieg mit insgesamt drei Weg-Varianten zur Auswahl...
- ausgeschilderter Weg nach Plampinet
- anderer Weg - links des Bachs
- anderer Weg - rechts des Bachs (meine Wahl)
Als ich am Nachmittag gegen 15:00 Uhr als erster Wanderer für heute an der Etappenunterkunft in einer ehemaligen Kaserne der französischen Gebirgsjäger ankomme, scheint aber sogar schon wieder ein wenig die Sonne:
Das Haus ist echt urig !
Erinnert mich irgendwie an zu Hause (bei den Eltern)...
Übergänge:
- Col de la Vallée Étroite, 2.436 m
- Col des Thures, 2.194 m
Begegnungen:
- ältere Dame (seit Triest auf Via-Alpina unterwegs)
- 2x 1 Murmeltier
- 2 Murmeltiere
- 3x 1 Murmeltier
- 2 hübsche Esel, die Hintern an Hintern im Regen stehen
Ist das der Wanderführer aus dem Conrad Stein Verlag? Scheint ja mit 2022 recht neu zu sein. Oder welchen hast du?
AntwortenLöschenJo, den komischen aus dem Conrad-Stein-Verlag.
AntwortenLöschenDa fand ich schon den München-Venedig-Führer schlecht gemacht, was Layout, Info-Grafiken, Symbole, legende, Werbung, ... angeht.