Heute steht nur eine kurze Etappe auf dem Programm und so haue ich mich nach dem frühen Frühstück um 06:00 Uhr (ab 03:00 Uhr - in Worten DREI - ist hier das Morgenmahl möglich - super Service !) nochmal für eine halbe Stunde in meinem Privat-Domizil auf's Ohr.
Dann mache ich mich aber mal langsam auf die Socken...
Oben links war mein persönliches Domizil in einer Hütte mit insgesamt 92 Schlafplätzen, was hier extrem viel ist:
Von den Dutzenden Zelten um die Hütte wollen wir noch nichtmal reden, die sind aber früh schon bald weg.
Der Weg führt erst etwas abwärts und in einem steten leichten auf und ab an der Geländekante entlang.
Wasser gibt es hier in der Vanoise wirklich reichlich und so kann ich gleich mal wieder mein Kopftuch (zur Kühlung) einweichen.
Hoch über dem Tal führt der Weg entlang und ich passiere das eine oder andere Grüppchen, die in die gleiche Richtung unterwegs sind.
Bis es plötzlich einen Stau gibt: Wenn ich den Wirt am Vorabend bei seiner Ansprache vor dem Abendessen richtig verstanden habe, ist das die aktuelle Wegverlegung zur Querung eines Gletscherabflußes und augenscheinlich tun sich die Leute vor mir schwer, quasi den ersten Schritt zu tun.
Ich sehe erstmal nur das ordentlich verankerte Kletterseil zur Sicherung:
Dann komme ich bald an die Reihe:
Ah, es geht gar nicht so weit und so steil abwärts und in den wilden Gletscherbach kann man auch nicht fallen, da der hier durch eine natürliche Untertunnelung fließt.
Der Abstieg ist (für mich) überraschend einfach, denn wenn man alleine am Seil ist, gibt es keine unerwünschten Seiteneffekte und die kleine Kletterei ist nicht wirklich schwierig - somit nicht mal Traubenzucker-Doping nötig.
Immer wieder gilt es kleine oder größere Täler bzw. Geländeeinschnitte auszugehen...
Wie auch der Blick zurück deutlich zeigt:
Das leichte auf und ab sorgt nicht für viele Höhenmeter, was nach den beiden etwas längeren Etappen der letzten beiden Tage auch mal ganz angenehm ist.
Die Sonne knallt aber wieder ordentlich herunter und linker Hand kann ich das große Tal sehen, welches ich morgen erreichen werde.
Bereits gestern ist mir eine riesige, fette, grellfarbene Raupe aufgefallen. Heute kann ich eine knallgrüne Variante davon auch ablichten:
Da hätte ein Spatz wohl eine ganze Woche daran...
Auf dieser Alm gibt's evtl. keine Sünde, aber überraschenderweise Saft !
Ich lege eine ausgiebige Mittagspause mit der üblichen Cola, Wasser und Aprikosensaft ein. Welch ein Genuß !
Von meinem angepeilten - und am vorherigen Nachmittag bereits elektronisch kontaktierten - Tagesziel habe ich leider noch keine Antwort erhalten und telefonisch ist immer der Anrufbeantworter dran.
Eine große Gruppe von mehr als 20 Kindern geht in dieselbe Richtung, aber mit ihren kleinen Rucksäckchen werden die bestimmt nicht auf dem Ref. de la Fournache übernachten, denn es gibt dort nur 34 Schlafplätze.
Mmmh, so langsam wäre es mal gut, eine Bleibe für heute zu finden, denn hier gibt es zwar einige aber (nur) recht kleine Hütten (insbesondere im Vergleich zu gestern).
Irgendwann komme ich mal zum Wunschziel durch, aber das Gespräch ist sehr einseitig: Die Dame am anderen Ende kann mich schlicht nicht hören. *argh* moderne (Digital-)Technik: Das hatte ich auch schon des öfteren mit Gesprächen nach Deutschland, wobei das gefühlt bei manchen Kommunikationspartnern häufiger passiert als bei anderen.
Der nächste Versuch ist von Erfolg gekrönt: Nicht nur, daß ich gehört werde, ich werde auch ERhört: Übernachtung und Halbpension kein Problem.
Wann ich komme: Naja, evtl. in ca. 30 Minuten. Es sind dann wohl eher 15 - ich habe die Hütte nach der nächsten Wegbiegung nämlich bereits direkt vor mir leicht oberhalb gesehen.
Bereits nach 4,5 Stunden Gehzeit erreiche ich am frühen Nachmittag die nette kleine Hütte (nur, daß es kein Innentreppenhaus gibt, ist bei schlechtem Wetter etwas suboptimal).
Ca. 1,5 Stunden nach meiner Ankunft brechen dann Wellen von starken Schauern (teils mit Hagel) los, die erst am Abend enden.
Da habe ich mal wieder (instinktiv) alles richtig gemacht, mit dem kurzen Tag heute :-)
Ich gönne mir am Nachmittag ein übliches Gedeck zur Revitualisierung (Elektrolyte + Energie + Flüssigkeit, you know...):
Die Horde Kinder ist ganz schön laut, aber wenn die sich jetzt austoben, sind sie nachts evtl. leise.
Ich teile mir ein 10er-Lager nur mit Sandra und Axel, die auf der 4-tägigen Vanoise-Runde (wie so viele, auch am Vortag, die heute aber wohl woanders schlafen oder in die andere Richtung gehen) unterwegs sind - ihre erste mehrtägige Hüttentour (mit Wetter und Gebiet haben sie ja schon mal alles richtig gemacht) - meine Einschätzung: wird nicht die letzte Tour der beiden gewesen sein ;-):
An dieser Stelle (für die englische Konversation) für Sandra und Axel:
Merci beaucoup !
Aus unserem Lager hatte jemand drei Matratzen geklaut und später sehe ich auch, wo sie gelandet sind:
Die Chefin wollte von den 22 Kindern niemanden zu uns auslagern und so kommt die riesige Gruppe samt Betreuerinnen in den anderen beiden Lagern der Hütte unter.
Sehr schön !
DAS haben sich die Eltern dazu wohl auch gedacht: Wie ich mitbekomme, bietet ein Hotel oder ein Veranstalter aus dem Tal jeden Donnerstag den dort urlaubenden Eltern an, die Kinder mal für eine Nacht auf der Hütte abzugeben: Für die Kids bestimmt ein Erlebnis. Für die Eltern evtl. auch ;-)
Normalerweise sind es wohl eher 5-7 Kinder, aber heute eben große Horde.
Ein Glück, daß die (wenigen) anderen Wanderer in Zelten außerhalb schlafen.
Sehr ungewöhnlich: Nur Sandra, Axel und ich werden abends bekocht, die anderen bereiten teilweise mit Camping-Gaskochern IM Gastraum der Hütte ihr eigenes Essen zu. - Jeder österreichische Brandschutzbeauftragte würde unmittelbar mit Herzinfarkt dahinscheiden...
Übergänge:
- La Loza, 2.360 m
- La Turra, 2.363 m
Begegnungen:
- 1 große grüne Raupe
- 22 Kids und Begleiterinnen (auf der Hütte)
- Sandra und Axel (auf der Hütte)
Die Gegend erscheint viel sanfter als die GTA oder täuscht mich das? Danke für deine Berichte. Lg Volker
AntwortenLöschenHallo Volker. Nein, täuscht aus meiner Sicht nicht: Sehe ich auch so.
LöschenHat mir im Mercantour-Nationalpark 2014 auch gefallen, weswegen ich ganzen GR5 immer mal gehen wollte.
Here we are :-)
Cu K2.
Keine Hirtenhunde bisher?
LöschenDoch, aber allesamt harmlos und wohlerzogen: Bin heute aber auch langsam und rücksichtsvoll durch Herde mit ca. 400 Schafen gepflügt.
LöschenBei dem Bericht an einem der Vortage war mindestens ein Hund mit drauf. Ich hatte dieses Jahr glaube nur einmal mit Hunden zu tun, beim Aufstieg von Poschiavo, wurde auch mit Schildern angekündigt, allerdings befanden sich Hunde und Ziegen hinter einem Elektrozaun links neben/unterhalb dem Weg. Vorletztes Jahr musste ich beim Aufstieg von Castello nach Norden Richtung Monviso bald mitten durch eine Herde, das war sehr unangenehm, Umgehen war am Steilhang nicht möglich.
LöschenDrinnen gekocht habe ich dieses Jahr dank Wetter (trocken+warm) nur einmal, auf dem im Biwak vorhandenen Gaskocher. Wenn der überhaupt nicht scheue Fuchs vor dem Eingang (=Winterraum) vom Rifugio Bertacchi, der mich stundenlang belagert hat und auf 4-5 m herankam, früher aufgetaucht wäre, dann hätte ich mit dem Bezinkocher sicher drinnen gekocht. Wobei ich es teilweise so mache, dass ich ihn vor der Tür (oder zwischen den Türen, wenn es eine innere Tür und eine äußere Metalltür gibt) entzünde und dann mit reinnehme, wenn er richtig brennt.