Mittwoch, 6. September 2023

Tag 76: Ein letzter gemeinsamer Tag

Ref. de Longon - Saint Dalmas
(26,8 km - 1.060 Hm auf - 1.610 Hm ab)

Nach dem gemeinsamen Frühstück brauche ich - wie immer - und mit Abstand - am längsten, um in die Gänge zu kommen.

Irgendwann mache aber auch ich mich mal auf die Socken in den nächsten herrlichen Tag...

Im Abstieg geht mir am heutigen (letzten) Montag immer wieder dieses Lied durch den Kopf, schließlich werde ich jetzt auch (langsam) alle(s) vom Wochenende (also der - vielen - letzten Tage) hinter mir lassen: Berge, Menschen, Abenteuer.

Heute habe ich nochmal viele Déjà-vus mit Erinnerungen an 2014...

Ich bin außerdem froh über jedes Stückchen Schatten bereits am Vormittag, denn ich weiß wie das später heute noch werden wird...

Die Straße wird im Abstieg meist nur kurz gekreuzt und hier findet sich gleich noch eine spezielle Markierung des GR5:

In Roure laufe ich auf die ersten Wanderer auf, die heute Morgen auch im Refuge de Longon gestartet sind und auf die beiden Damen mit Zelt. In deren Haut (mit den kaputten Knien) möchte ich hier aber wirklich nicht stecken, so wie es (lang und teils steil) bergab geht...

Über kleine Wege und im Zick-Zack geht es durch den Ort bzw. dann an seinem Rand entlang:

Jean und Louis habe ich auch bald erreicht und als ich kurz nach dem Überholvorgang bei der gegenläufigen Serpentine ein Foto schießen will, macht Jean gleich schon wieder lachend Faxen:

Herrlich mit den beiden, auch wenn sie nur Französisch verstehen und ich das ja bekanntlich kaum sprechen kann.

Aber auch ohne viele Worte (oder gerade weil ?) kann man super miteinander auskommen...

Unter mir liegt nach knapp 1.500 Abstiegsmetern Saint-Sauveur-sur-Tinée:

Kurz vor dem Ort überhole ich noch die Familie, aber im Ort kommen wir dann alle (inkl. Adrian) wieder zusammen...

...teilweise wird am Dorfplatz im Schatten pausiert, der örtliche Tante-Emma-Laden überfallen (evtl. arbeiten die Proxi-Supermärkte ähnlich wie die Edeka in Deutschland ? - die habe ich hier nämlich in derart verschiedenen Größen und unterschiedlichen Sortimenten bereits erlebt) oder es wird an der heutigen Übernachtung gearbeitet bzw. der Versuch unternommen.

Nun, wer mit letzterem beschäftigt ist (ich sage nur: Funklöcher der letzten Tage bzw. Rausschmiß in Roya bei vollem Empfang), kann sich die geneigte Leserschaft ja sicherlich denken ;-)

Drei Tage vor Nizza habe ich nach mehr als drei Wochen in Frankreich plus drei Wochen in der Schweiz in dem kleinen Tante-Emma-Laden ENDLICH mal richtige (Größe, Konsistenz und vor allen Dingen Geschmack) Pain au Chocolat gefunden und bis zum Ende des kleinen Ortes gleich mal zwei vertilgt.

Wäre ja einecSchande gewesen, deswegen zur Boulangerie nach Coburg fahren zu müssen...

Im x-ten Versuch und nach vergeblichen Mails/SMS erreiche ich die Chefin der heute angepeilten Unterkunft telefonisch. Allerdings in Nizza beim Einkaufen. Sie glaubt, daß sie heute was frei hat.

Nun, dann gehe ich doch mal weiter und sinniere im nächsten Aufstieg darüber, wie das mit den ungläubigen Lutheranern denn nun so ist...

Ich meine, schon allein dieser destruktive Ansatz, daß Glaube Berge versetzt...

Hallo ?! Die sollen doch nicht versetzt werden ! Ich will da hoch, drüber, dran vorbei !!

Himmel, A.... und Zwirn !!!

Die Steigung hält sich nach dem Stück am Anfang in Grenzen - es geht wohl die/eine alte Straße am Hang entlang hinauf - aber die Sonne brennt nun ordentlich herunter und Schatten ist Mangelware...

Das violette Gestein ist heute zwischendrin immer wieder zu sehen und sehr bemerkenswert:

Als das Örtchen Rimplas erreicht ist, lege ich eine kleine Pause im Schatten ein, treffe den älteren Franzosen wieder, den ich seit dem Abstieg gen Maljasett (also seit fünf Tagen) nicht mehr gesehen hatte, und mache mir Gedanken über den noch folgenden heißen Anstieg, wenn erstmal der Abstieg in den Talgrund vollzogen ist...

Nach und nach Rolle ich das Feld wieder von hinten auf - die Familie erwische ich bei einer Pause im Schatten:

Nur Adrian, der mir im Aufstieg nach Rimplas enteilt ist, werde ich erst im Zielort wieder treffen: Der ist bergauf richtig flott unterwegs...

Die Senke im Vallon Gros wird auf dieser Brücke auf ungefähr 800 Metern über dem Meer überschritten:

Dann geht es wieder bergauf. Am Anfang in sanften Serpentinen und durch den Wald im Schatten...

Später brennt die Sonne aber nur so vom Himmel.

Ich hangle mich quasi von Schatten zu Schatten. Und bin dabei nicht der einzige:

Irgendwann im Schlußanstieg erreicht mich dann auch die SMS, daß Übernachtung kein Problem ist und daß ich sogar ein Einzelzimmer haben könne.

Nun, den Luxus gönne ich mir auf meine alten Tage (dieser Tour) denn doch mal und so teile ich mir mein Zimmer nur mit einem Trainingsverrückten (und einem Steinbock an der gegenüberliegenden Wand):

Also, könnte MIR ja nicht passieren.

Das mit dem Training, meine ich.


Da waren's nur noch 3...


Begegnungen:

- 1 Eidechse

- 2 Damen mit Zelt vom Vortag

- 2 ältere Franzosen

- 1 Eidechse

- 3er-Familie

- 1 Eidechse

- Adrian

- der ältere Herr, den ich zuletzt vor 5 Tagen gesehen hatte

- 1 Eidechse


2 Kommentare:

  1. Die Boulangerie in Coburg hat wohl den Besitzer gewechselt und die (Schoko-)Croissants sind leider nicht mehr das, was sie früher mal waren..... :-(

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    1. Ach, Du meine Güte :-(
      Naja, immerhin habe ich am Donnerstag Früh noch 3 in Nizza verspeist :-)

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