Dienstag, 29. August 2023

Tag 70: Zurück auf der Sonnenseite des Lebens

La Chalp - Ceillac
(23,8 km - 1.350 Hm auf - 1.340 Hm ab)

Als ich morgens zum Fenster hinausblicke, geht mir bereits das Herz auf:

Nur kalt ist es heute noch !

Werde wohl mal im T-Shirt losmarschieren. Und mit langen Hosenbeinen.

Was mir übrigens gestern noch eingefallen ist: DIE Antwort.

In Österreich und Bayern - also vor etlichen Wochen - wurde ich mehrfach erstaunt von Menschen bzgl. meiner Weitwanderung angesprochen und gezielt gefragt, was ich denn machte, wenn es regnete.

Nun, ich bin ja nicht der Hellste und so arbeitete mein Hirn ("Welches Hirn ?", würde mein Vater an dieser Stelle evtl. einwenden) eine ganze Weile an dieser doch nicht ganz trivialen Fragestellung.

Aber just gestern - im Schnee - da kam mir plötzlich die korrekte Antwort in den Sinn:

Ich stelle mich unter oder ich werde naß.

Das Leben kann (manchmal) so einfach sein !

Und was macht IHR so, wenn's regnet ?

Heute stehen zwei Übergänge auf dem Programm und direkt ab meiner Unterkunft geht es in den ersten (kleinen/sanften) Anstieg. Quasi zum Aufwärmen (ob der Kälte).

Der Lac de Roue auf ca. 1.847 Metern markiert den ersten Übergang:

Direkt danach geht es erst noch durch Lärchenwälder und danach durch lichten Kiefernbestand gen Osten bergab.

Das Fort Queryras aus dem 13. Jahrhundert thront hier auf einem Felsen:

Der Straße nach geht es bis in den gleichnamigen Ort und dort treffe ich die ersten (Weit-)Wanderer für heute.

Auf der anderen Seite des Dorfes führt mich die Markierung erst steil und dann - wie üblich angenehm - bergauf gen Süden.

Nach kurzer Zeit kann ich die Burg nochmal von der anderen Seite bewundern:

Wie so oft auf dem GR5 geht es nun ziemlich genau nach Süden in ein einsames (Hoch-)Tal.

Oft geht man hier - so auch heute - nicht (ggf. düster) am Talgrund, sondern etwas erhöht, so daß man Ausblicke hat: 

Die weißen Rinder hier in der Gegend sind mir auch noch von 2014 von der italienischen Seite in Erinnerung:

Tal und Weg werden derweil immer netter...

Und der Quelle Fontaine Rouge laben sich gerade einige Tageswanderer und im Hintergrund ist zu erkennen, daß ich mich Schritt für Schritt der Höhe der Schneereste der Kaltfront nähere.

Viele Gipfel sind noch weiß eingezuckert:

Plötzlich bricht rechts von mir der Weg ab. Und zwar ordentlich:

Puh, da gehe ich gleich mal wieder einen Schritt zurück, Blick nach links bis geradeaus, Konzentration auf den Weg und *schwupps* aus den Augen, aus dem Sinn ;-)

Der Pfad führt nun um 2.300 Meter herum ein ganzes Stück weiter.

Zwischenzeitlich kann ich auch mal wieder einen (Aus-)Blick nach rechts wagen:

Die Tageshöchsttemperatur beträgt heute hier ca. 15°. Da ist noch ein wenig vom Schnee übrig und vor mir kann ich schon den zweiten Übergang des Tages erahnen:

Der Col Fromage ist relativ unspektakular, aber dafür daß ich ja keinen kalten Käse mag, schon ganz OK :-)

Jenseits bietet sich direkt der Blick ins Tal, wohin ich nun noch absteigen und ein Stück "rechts um's Eck" gehen muß...

Der Abstieg ist (ähnlich wie der Aufstieg) moderat vom Gefälle (Steigung) her.

Hier geht es allerdings platzsparend in Serpentinen abwärts, statt ein ganzes Tal oder einen Hang entlang:

Bei einem kleinen Weiler mündet der Pfad auf ein Schottersträßchen, welches weiter zum Tagesziel nach Ceillac führt.

Das Dorf ist ganz ansehnlich:

Und direkt vor meiner Unterkunft treffe ich noch einen anderen Wanderer:


Übergänge:

- Fontantie, 2.250m

- Col Fromage, 2.301m


Begegnungen:

- 1 sehr kleine Eidechse (ca. 2 cm)

- 1 Franzose, der seit Briaçon ein paar Tage auf dem GR5 gen Süden geht

- 4 Murmeltiere

- der ältere Herr, der seit Valjéfrus parallel geht und in Plampinet am Nebentisch saß


2 Kommentare:

  1. Wir haben unsere Antwort auf die Frage nach dem Regen zufällig letzte Woche gefunden, auf dem Alpen-Anreise-Zwischenstopp im Inselhostel Lindau:
    "Ich freu mich, wenn's regnet, denn wenn ich mich nicht freu, regnet's trotzdem."
    - Aber Deine Antwort ist auch gut und begeistert den Mathematiker.
    Schöne Grüße aus Liechtenstein (wo's endlich auch nicht mehr regnet und heute auf 2100 m nur noch kleine Schneereste gab)
    der Teledahner & Miss Salamander

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    1. Hey Ihr beiden.
      Naja, Informatiker sind evtl. auch nur abgehalfterte Mathematiker von der logischen Sorte ;-)
      Gut, daß Ihr nicht ertrunken oder weggeschwommen seid,
      K2.

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