Weiterer Vorteil des Konzepts des selbst Zubereiten Müssens der Mahlzeiten: Freie Zeiteinteilung.
Nachdem ich zwar am Vortag - gesteigerten Kommunikationsbedürfnissen verschiendster mitteilungsamer MitteleuropäerInnen (Oma, Du stehst jetzt auf der schwarzen Liste !) statt gebend - erst recht spät ins Bett/zum Schlafen kam, entschied ich mich nichtsdestowenigertrotz das mit frühem Aufstehen um 05:00 Uhr zu kompensieren.
Man(n) könnte ja mal versuchen, VOR der Hitze noch/schon etwas Strecke zu machen.
Was ich nicht ganz bedacht hatte: Der Sonnenaufgang ist im Süden und jetzt in der zweiten Augusthälfte nicht mehr so richtig früh: Ich packe um 06:00 Uhr nochmal den ganzen Rucksack aus, um an die Stirnlampe zu kommen (es ist noch stockfinster !), nur um dann beim Start um 06:15 Uhr festzustellen, daß das ganz umsonst war:
Durch den Ort und ein paar Weiler geht es gut ausgeschildert dem Quertal bei Bellendre entgegen.
Zwischendurch habe ich noch einen kleinen - äh, eher ca. 100 Kilogramm GROSSEN - Schreckmoment: Ein ausgewachsenes Wildschwein in der Dämmerung unweit vor mir auf dem Weg. Gut, daß der Koloss nicht die Konfrontation, sondern das Weite (Falllinie bergab) sucht...
Mmmh, was war das nochmal für eine Planze ? - Wenn ich hier zum x-ten Mal frage: Kann's mir einfach nicht merken...
Im Tal wird dann die Hauptstraße untertunnelt und einen kurzen netten Kontakt mit einem einheimischen Autofahrer habe ich auch noch gleich: Als ich das Auto sehe, gehe ich nochmal ein paar Meter zurück und zur Seite, um dem schnelleren/breiteren Verkehrsteilnehmer den "Vortritt" zu gewähren.
Der Autofahrer läßt das Fenster herunter, grüßt höflich und fragt, ob er mir helfen könne: Er hat mein Zurückgehen wohl als Unsicherheit interpretiert. Mais tout bien :-)
Auf der Gegenseite des Tals geht es dann durch den Wald steil auf einer GR5-Variante berauf.
1:15 Stunden nach meinem Start habe ich den älteren Franzosen wieder eingeholt, der mit dem Frühstück schon fast fertig war, als ich begonnen hatte. Er geht also augenscheinlich auch nicht die Hauptroute und ich sehe ihn beim Passieren nun zum letzten Mal.
Gegenüber sehe ich die Hänge, die ich am Nachmittag des Vortags passierte: Da knallt augenscheinlich den gesamten Tag die Sonne drauf, kein Wunder, daß es dort so extrem trocken und heiß war.
Durch das hübsche Örtchen Montorin schleiche ich mich durch, wobei so früh am Morgen außer Hunde-Gassi-Gängerin sonst eigentlich niemand zu sehen ist.
Jenseits der Lift-Anlagen für den Winter geht es für mich weiter gen Süden und schräg in das Hochtal hinab, welches von Landry in die Wildnis führt.
Nach einer alten Römerbrücke steht noch ein anderer Lost-Place am Weg:
Nun sind Hauptroute und Variante wieder vereint.
Am Weg diesmal ganz nah kleine Ausgaben der ortsüblichen (4-beinigen) Rindviecher, die sich diesmal auch gar nicht einer gezielten Ablichtung entziehen:
Kurz danach erreiche ich mein eigentliches Tages-Ziel. Um 11:15 Uhr. Mmmh, bißchen früh zum Schlußmachen. Also erstmal Flüssigkeits- und Elekrolyt-Haushalt aufzufüllen. Gut, daß ich am Vorabend einen weiterbildenden Kommunikations-Thread mit meiner Lieblings-Pharmazeutin hatte, so daß ich nun gezielt Cola ordere...
So, weiter geht's (die ersten gut 1.000 Aufstiegsmeter habe ich schon, da können die nächsten kommen)...
Die Landschaft im Vanoise-Nationalpark ist bereits jetzt traumhaft.
Waren vor dem Ende der Fahrstraße noch Esel mit Packsatteln parat zum Mitnehmen gewesen, sehe ich nun ein (zwischen-)geparktes Pferd und die zugehörige Reiterin:
Nachdem der erste Teil des Anstiegs nach dem Ref. de Rousel noch durch Wald- bzw. Buschland - und somit halbwegs schattig - verlief, zeichnet sich nun unmittelbar (und steil im Endspurt) ein Ende davon ab:
Ich befinde mich nun auf einer Art Hochebene:
Da haben die Eselchens sogar ihre eigenen - und deutlich markierten - Wege...
In den kommenden Stunden werde ich mich nun Gelände-Stufe um Gelände-Stufe abwechselnd mit angenehmer Steigung und flachem Dahingehen immer weiter aufwärts hangeln.
Kurzer Blick zurück:
Murmeltiere gibt es hier wirklich en masse, allerdings interessanterweise eigentlich immer nur einzeln:
Unter mir der Lac de la Plagne mit dem Ref. entre le Lac, was aber nicht an meinem Weg liegt.
Ich peile das Ref. du Col du Palet auf knapp 2.600 Metern an, in der Hoffnung dort überhaupt unterkommen zu können.
Zwischendurch schiebt sich mal eine Wolke vor die Sonne und es gibt Schatten - lange nicht gesehen.
Etwas fertig erreiche ich gegen 15:15 Uhr die Schutzhütte und bin gespannt, wie es mit Schlafmöglichkeiten aussieht, denn all die Hütten hier verfügen über Online-Reservierungsportale, wo aber IMMER die aktuell nächsten 2-3 Tage auf <undefined> gesetzt sind, d.h. für die weitere Zukunft kann man Belegungsstatus direkt und problemlos abrufen und bei freier Kapazität direkt buchen, für die unmittelbar kommenden Tage soll man aber anrufen bzw. Nachricht über Kontaktformular schicken.
Das verstehe einer. Also ich nicht. Mein Stellvertreter auch nicht. Kling ja auch maximal ineffizient, wenn dauernd das Telefon klingelt und man als WirtIn den ganzen Tag wiederholend "voll" sagt, wenn die Hütte voll, dies aber nicht ersichtlich, ist.
Nun, verbuchen wir es mal unter "andere Länder, andere Sitten".
Jedenfalls komme ich auf der - zugegebermaßen hübschen und malerisch gelegenene - Hütte NICHT unter :-(
Die Chefin empfiehlt mir Tigne. Ok, weiter 90 Minuten, aber nicht mal mehr 100 Höhenmeter weiterer Aufstieg.
Irgendwie verpaßt mir das gar keinen Tiefschlag, sondern - obwohl ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen habe - verleiht mir neue Kräfte.
Am Col du Palet erreiche ich den Rand des Skigebiets von Tigne.
Tigne und sein Ortsteil Val de Claret, was an meinem Weiterweg auf dem GR55 liegt, sind typische französische Ski-Retorten-Orte:
Aber immerhin habe ich über Booking.com noch vom Berg eine nette Unterkunft gefunden:
Die Bodenkontrolle ist auch wieder aus dem Krankenhaus raus und zu Hause, der örtliche Supermarkt hält ausreichend Getränke bereit, um mich mit heute ca. sieben Litern Flüssigkeitszufuhr mal wieder aufzutanken, und irgendwie bin ich trotz der 1,5 Tagesetappen gar nicht fertig. Komische Welt. Könnte aber schlimmer sein ;-)
Übergänge:
- Col du Palet, 2.652m
- 1 großes Wildschwein
- alter Franzose
- 4 Murmeltiere
- 5x 1 Murmeltier
Die Pflanze ist eine Herbstzeitlose :)
AntwortenLöschenEselsbrücke: Blüt im Spätsommer und HERBST, anders als die Krokusse, die ja im Frühjahr blühen ;)
Ah, Danke !
LöschenBitte!
Löschendu gehst aber auch ordentliche Strecken. Ich war dieses Jahr ein paar Tage mit einem Spanier unterwegs, der auch die GR5 gegangen ist. Der hat es in 22Tagen von der schweizer Grenze bis zum Mittelmeer geschafft.
AntwortenLöschenLg Volker
Naja, werde schon länger als 22 Tage benötigen: Schon alleine wegen der beiden halben Tage zu Beginn und beim Chamonix-Ausstieg.
LöschenHabe keine Eile/Hast, aber Motivation. Ein wenig Fitness (für meine Verhältnisse) mag aktuell dazu kommen.
Komme erst jetzt zum Nachlesen, da ich zum Zeitpunkt der Fortsetzung ich gerade in Frankreich weilte, zwischen Paris und Brest hin- und herradeln bzw. bei der Rückfahrt nach Deutschland mit einem Umweg über einen großen Teil der nördlichen Moselle (letztes Jahr bei der Rückfahrt von Paris zufällig entdeckt, dass man da dran vorbeikommt.
LöschenFür das GTA-Stück Nufenenpass - Ventimiglia habe ich mal Statistik betrieben: 48 Tage, 1077 km, pro Tag 22,4 km, 1445 m Aufstieg, 1476 m Abstieg.
Letztes Jahr waren es sicher keine 20 km im Schnitt, weitester Tag 24 km, aber da hatte ich u. A. auch mal einen 9 km Tag wegen einer Kletterstelle und einem Steilabstieg nach einem Pass, obwohl ich fast den ganzen Tag unterwegs war: https://out.ac/IEIH9k
Immer wieder habe ich mich gewundert, wieso ich bei München Venedig 2010 bei Bergetappen öfters über 25 km hatte. Dieses Jahr beim Web von Meran nach Isola nach Martins Buch (Ende September bis Mitte Oktober, kein Regen, nur 1x Frost) dachte ich, ich hätte gegenüber meiner Planung einen Tag zu wenig, weshalb ich (auch wegen teils unerwartet geschlossener Hütten) lange Tage gewandert bin, Vollmond und bis zu 14 °C Tiefsttemperatur bei Sonnenaufgang gaben es her, Übernachtung teils schwitzend im Schlafsack im Freien ohne Zelt. Am Ende habe ich wohl 2-3 Tage rausgelaufen, die ersten 8 Tage glaube im Schnitt 30 km, konnte dann meinen Flixbus ab Splügenpass stornieren und wie seit 2019 das Ende der Tour in Mailand ausklingen lassen. Aufstieg Stilfser Joch + Piz Umrail (seit der Argentera Sued 2021 wieder ein 3000er) waren von den Daten her ähnlich wie deine Etappe hier. Die längste Etappe wären 36 km bis Eita gewesen, allerdings haben sich nach 7 km auf Teer das Knie/die Beine sich gemeldet, in Arnoga stand ein Schild "Rifugio Frederico Dosde Aperto", weshalb ich dann den Tag verkürzen wollte. 45 Minuten vor der Hütte dann: Ende September nur an Wochenenden offen, letzter Tag 1.10. Umdrehen wären 40 km bis Eita gewesen und Ankunft weit nach Sonnenuntergang. Am Rifugio Dosde war dann der Winterraum verschlossen, aber der Hüttenwirt vor der Hütte zugange. Ich hätte im Winterraum übernachten können und sogar Strom bekommen. Ich entschied mich dann in Hoffnung auf einen Sonnenaufgang auf dem Berg 3h zum Bivacco Cappana Dosde auf 2800 m aufzusteigen, klappte dann nicht, weil ein Gipfel die Sonne verdeckte. Die 14 Betten laut Hüttenwirt gab es dann auch nicht, weil die die Hütten neu verputzt haben, die Lattenroste gestrichen (wir mussten sie selbst montieren) und bis auf 2 Matratzen und Decken alles ins Tal geflogen haben (wegen der Maus?). Zum Glück war außer mir nur ein anderer da, freu dich mal auf die Ersatzstationen. Der andere Wanderer meinte dann, dass das Rifugio Viola wohl offen gehabt hätte und ich so dann einen nicht so langen Tag gehabt hätte. In Malghera merkte ich dann, dass ich den Track Malghera - Bivacco Strambini - Rifugio Viola - Arnoga auf dem GPS hatte, nur halt in der anderen Richtung, der dann weiter unten in der Liste angezeigt wurde. Auch wenn Pickups/Jeeps beim Rifugio Malghera an-/abfuhren, es sah alles verrammelt aus, auch wenn bei der E-Bike-Ladestation "Rifugio Aperto" stand, aber ich wollte ja eh weiter zum Biwak weiter oben am See. Beim Bivacco Dosde habe ich über Nacht meinen rechten Wanderschuh geklebt, weil sich die Sohle auf einer Seite komplett begann abzulösen, das hielt dann auch, beim Aufstieg zum Murettopass war dann in der Mittagspause der linke dran, allerdings sah es so aus, als die Trocknungszeit nicht ausreichen war und beim Abstieg das ganze wieder lösen würde. So kaufte ich in Maloja ein paar neue Meindl (mit 50% Rabatt war der Preis in Ordnung), verwendet habe ich sie allerdings außer als Hausschuhe in Juf und in Mailand nicht, der Kleber hielt doch, nur eben weiter unten und nicht oben am Rand.
Ach ja, bei meiner Statistik sind halbe Wandertage beim Einstieg/Ende teils zu ganzen Wandertagen zusammenaddiert worden.
LöschenDu hast momentan ne bomben Kondition, 33 km und 2200 Hm sind kein Pappenstiel, du Tiefstapler ;)
AntwortenLöschenUnd dann gab es anschließend noch Menschen, die per telefonischer Ferndiagnose feststellten, daß ich irgendwie gar nicht so fertig war.
LöschenKomische Welt.
Naja die Leute zum rechtzeitigen Reservieren zu "erziehen" ... spontan geht da kaum mehr was :/
AntwortenLöschen