Der Spätsommer ist eingekehrt: Einstellige Temperaturen am Morgen beim Losgehen im Schatten, aber stabiles Schönwetter.
Ein lachendes und ein weinendes Auge sozusagen. - Immerhin gut, daß es noch nicht gefriert (2014 hatte ich am 01.09. erstmals Bodenfrost und gefrorene Pfützen) ;-)
Fast zehn Kilometer muß ich heute zuerst mal gen Südwesten gen Talausgang marschieren.
Teilweise auf der Straße, teilweise weg von der Fahrbahn über Trampelpfade oder Forstwege.
Die ersten acht Kilometer verlaufen im Schatten, weswegen ich trotz des guten Wetters mit langen Hosenbeinen gestartet bin und was auch wirklich bitter nötig ist.
Unterwegs etwas Auflockerung am Weg (finde DEN Fehler !):
Als ich am Fluß diese Brücke sehe, habe ich so meine Zweifel - um es mal vorsichtig und diplomatisch auszudrücken, aber dankenswerterweise (oder sollte ich etwa sagen "Gott, sei Dank" ?) bleibt der markierte Weg auf der orografisch rechten Seite des Flußes:
Etwas später geht es wieder an der Straße entlang und mittlerweile steht die Sonne hoch genug im Osten in meinem Rücken, so daß es deutlich wärmer wird.
Blick von oben zurück das Tal hinauf, das ich die ersten zwei Stunden herausgelaufen bin:
Ich stehe bei obigem Foto nämlich auf dieser Brücke (Pont du Châtelet), nachdem ich aus dem Talgrund gen Süden abgebogen bin und den ersten Aufstieg begonnen habe:
Gleich danach führt die Straße auch gleich noch durch einen engen Tunnel:
Aber Schafe waren kurz davor bereits in LKW verladen und großer Verkehr ist hier sonst nicht zu befürchten.
Kurze Zeit später führt ein Trampelpfad weg von der Straße und angenehm am Hang entlang bergauf.
Einige Zeit später komme ich kurz vor Fouillouse zurück auf die Straße, wobei nach dem Örtchen sowieso Schluß mit Zivilisation ist.
Ausgerechnet direkt an der Kirche wird mir dann ein unmoralisches Angebot unterbreitet:
Mmmh, dem GR6 könnte ich jetzt also von hier 900 Kilometer nach Bordeaux folgen.
Klingt auch nicht schlecht und da ich erst am 04. Oktober wieder auf der Arbeit sein muß, nicht mal so unrealistisch mit um die 30 Kilometer pro Tag, was aktuell schon gut machbar wäre, da mich die gegenwärtigen Etappen überhaupt nicht (mehr) anstrengen.
Pepi würde es sicherlich freuen und das uhug macht sich ja auch schon Gedanken um ausbleibenden Lesestoff.
Aber gut, daß ich (ein wenig) träge bin: So schnell schießen die Preußen nicht und ändert K2 schon gleich gar nicht seine Ziele (die harten, die weichen und die kuscheligen) ;-)
Willkommen zurück in der Wildnis.
Willkommen zurück beim Gehen in ein Hochtal gen Süd(ost)en...
Die Infanterie-Festung Fort de Plate Lombard (aus den 1930er-Jahren) bietet optimale Sitzgelegenheit für eine Mittagspause - Bunkerbesetzung mal anders:
Danach geht es stufenweise weiter bergan und zum Schluß in Serpentinen hoch zum Paß, wo im Juni 1940 die Italiener abwärts - und geradewegs in Artillerie-Sperrfeuer - stürmten...
Ich habe nicht vor, zurück zu gehen, aber einen entsprechenden Blick darf man natürlich schon werfen:
Direkt am Übergang finde ich dann einen Hinweis, den ich an dieser Stelle an bedürftige OberbayerInneN weiterleiten möchte (von wegen katholisch, Feiertag im August und unGLAUBliche Wissenslücken):
Nachdem ich mich vor Grinsen (bis Lachen) - bin ja weit genug für Ad-hoc-Strafaktionen entfernt - kaum noch auf dem Weg halten kann, bin ich wirklich froh, daß die Pfade hier so technisch einfach und in der Regel auch nicht absturzgefährdend sind.
Der Lac du Vallonet Inférieur ist auch nur noch ein Schatten seiner selbst:
Der Weg führt durch eine Senke auf ca. 2.350 Metern und mündet dann in die alte Militärstraße hinauf zur Fort-artigen Kaserne unterhalb der Festung am Gipfel im Hintergrund und knapp unterhalb des Übergangs, der mich ins Nachbartal führen wird.
Unterwegs unweit des Weges mal wieder ein kleines Murmeltier, was mit einer Pfote ähnlich wie ein Mensch oder Affe hantiert:
Von der alten Kaserne steht noch einiges und so schaue ich mir das zwischendurch mal genauer an...
Der Eingang ist auf der Rückseite dem Berg zugewandt:
Im Inneren befindet sich ein großer Innenhof, wie bei einer mittelalterlichen Burg:
Ein kleiner Teil der Gebäude verfügt noch/wieder über ein Blechdach und so läßt es sich hier eigentlich aushalten, wovon auch Hinweise auf Biwakierende zeugen:
Ich muß/darf noch 50 Höhenmeter weiter einen Pfad aufsteigen und kann mir so nochmal einen Überblick verschaffen:
Bis zur Festung am Gipfel führt mich der GR5 allerdings nicht, sondern gleich hinter dem alten Telegrafenmasten biege ich am Col rechts ab...
Der Talgrund mit meinem Tagesziel Larche ist noch nicht zu sehen, aber es geht schon erstmal ordentlich bergab.
Zuvor noch schnell eine aktuelle Selbstablichtung bei bestem Wetter für spätere - aber nicht unbedingt bessere - Zeiten erstellen...
Dann geht es in die Abstiegs-Serpentinen...
Ein weiterer traumhafter (Wander-)Tag neigt sich so langsam seinem Ende - in Form des Tagesziels - entgegen.
Am Punkt 1893, wo französische Truppen die vom Col de Sautron kommenden Italiener 1940 empfingen, treffe ich auf die beiden älteren Franzosen, die bereits seit dem Abend nach Briaçon parallel zu mir unterwegs sind, und auf den jungen Franzosen aus Bordeaux, der in Ceillac wieder eingestiegen ist, nachdem er das nördliche GR5-Stück wohl im Juli gegangen war.
Beim Abstieg bin ich dann irgendwie auf dem falschen Weg.
Da ich zu faul bin, zurück zu gehen, versuche ich zu queren, allerdings ist das auch nur bedingt zielführend.
Also schaue ich mir das Gelände und die tiefer liegende Gegend an, wo ich prompt Wegspuren erkennen kann.
Also erstmal wild bis dorthin absteigen.
Nun, soooo wild scheint das gar nicht zu sein, denn mein Augenmaß führt mich augenscheinlich auf einen alten Weg, auch wenn die Markierung schon stark ausgeblichen ist:
Im Tal kurz vor dem Ort Larche komme ich dann wieder auf den eigentlichen Weg und kann nochmal zurückschauen auf die Festung oben am Berg und auch auf das Tal, wo der Weg vom Col de Sautron herunterkommt:
Dieser Weg ist mir schließlich nur zu gut bekannt, war ich doch am 4. September 2014 dort oben auf dem Weg von Graz nach Monaco von Italien herüber gekommen.
Prompt habe ich für heute in der einfacheren Unterkunft gebucht, wo ich auch damals untergekommen war:
Am Tisch rechts saß ich damals mit der ganzen englischsprachigen Bagage, die ich hier kennenlernte.
Die nächsten fünf Etappen hinein in den Mercantour-Nationalpark und die Seealpen kenne ich von damals bereits, aber sie waren (überwiegend) so schön wie eindrucksvoll, daß ich sie einerseits nochmal gerne gehe und andererseits haben sie immerhin überhaupt erst für diese Route 2023 gesorgt, wollte ich doch (seit) damals immer mal den GR5 komplett gehen.
Wie das mit solchen Zielen so ist: Ich neige dazu, etwas zu brauchen, aber irgendwann ist bei mir nicht unbedingt nirgendwann.
Da waren's nur noch 8...
Übergänge:
- Fort de la Lombarde, 2.190m
- Col du Vallonet, 2.524m
- Col de Mallemort, 2.552m
Begegnungen:
- 4 Murmeltiere
- 1 Esel
- 1 kleines schwarzes Eichhörnchen
- 2x 1 Murmeltier
- 1 kleines Murmeltier
- 2x 1 Murmeltier
- junger Franzose von Ceillac + die zwei älteren Herren am Punkt 1893 und später in der Unterkunft
Es fehlen noch zwei Schafe, die vermutlich auf einer der anderen Seiten abgebildet sind...
AntwortenLöschenDAS dachte ich mir (natürlich) auch ;-)
LöschenBin extra den Hang hochgeklettert, um die Rückseite zu prüfen: Nichts :-(
Später am Tag habe ich die beiden dann auf der Ladefläche eines Pickups gesehen - wobei das eine augenscheinlich ein Trans-Schaf war - sah aus wie eines konnte aber nicht Mähen ;-)
Vielleicht erfahren wir in diesem Jahr mehr über die Strecke in den französischen Seealpen.
AntwortenLöschenNeugierig lg Volker
Hey Volker.
LöschenBeschreibungen/Einträge werden kommen, aber seit Larche habe ich wahlweise Empfangs-, Zeit- oder Raumprobleme :-(
Cu K2.
P.S.: Laufe gleich auch wieder in bekanntes großes Funkloch.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
LöschenNa, dann halt keine weiteren 30 Tage. Schade. Dann geniesse ich die letzten 8 Tage und muss mir danach andere Autoren suchen. Viel Vergnügen beim "Schlussspurt". Grüass Pepi
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