Frühstück gibt es in meiner Unterkunft in Zweisimmen sowieso nicht, von daher: Paßt perfekt ;-)
Ich nehme den ersten Zug am Sonntag Morgen (06:02 Uhr), um zurück nach Rossinière zu kommen und dann kann es um 07:10 Uhr von dort losgehen.
Der frühe Start macht sich mal wieder in den Wiesen neben dem Weg bemerkbar: Ein dunkler Schatten zieht dort vorbei...
Aber wer hat schon Angst vor'm schwarzen Mann ?
Gen Süden verlasse ich den Ort und nach einem kurzen Stück durch die Wiesen geht es in den Wald und bergauf.
"Les Traverses" heißt das Gebiet und es ist wörtlich zu nehmen: Die Serpentinen winden sich hier nicht wie gestern Morgen im kurzen Zick-Zack mit stetigen Richtungswechseln bergauf, sondern Hunderte von Metern hat jede Querung - dafür gibt es eben dann nicht so viele.
Teilweise geht es auch mal ein Stück etwas schmaler und mit Hilfsmitteln entlang...
So langsam wird der Wald etwas lichter und ich sehe, daß es westlich und unweit von Rossinière sogar einen See gibt:
Ich steige allerdings weiter auf und schon bald ist die letzte Kehre deutlich angezeigt:
Nur kurze Zeit später komme ich auf eine Lichtung um die 1.300 Meter über dem Meer, bevor ich in den nächsten Wald rechts nach oben verschwinde.
An der Südost-Seite des Planachaux-Fels-Zuges führt mich die Markierung nun durch sonnige Gefilde und an ein paar Almen entlang.
An der Linderrey-Alm auf ca. 1.670 Metern überquere ich den Höhenzug und muß nun erstmal in das Tal des Bach L'Hongrin etliche Hundert Höhenmeter bis auf 1.100 Meter absteigen.
Und alles nur, um gegenüber dann gleich wieder aufzusteigen.
Im Hintergrund kann ich schon den letzten Übergang vor dem Genfer See erkennen:
Bis zur Alp La Vuichoude d'en Haut geht es steiler hoch - erst durch den Wald und dann die letzten Serpentinen in der Sonne über Wiesengelände.
Danach wird es wieder flacher, teil sogar leicht abfallend und dafür sumpfiger.
Der Weg durch den Matsch ist richtig breit angelegt, so daß hier auch die Radler nicht nur durchkommen, sondern auch den Gegenverkehr gut passieren können:
Hinten, im Kessel des Seitenhochtals liegt mein zu Hause geplantes Tagesziel: Die Alm Chalet du Col de Chaude:
Da steppt ja heute der Bär: Dutzende Autos, Festzelt, Grillgeruch und volkstümliche Live-Musik.
Just an diesem Samstag wird hier heute quasi "Bergfest" des Sommers 2023 gefeiert: Mid-Sommer, die Halbzeit des Sommers auf der Alp.
Ich gönne mir eine Stärkung und eine kleine Pause und dann geht's weiter, denn es stehen noch ca. 500-600 Aufstiegsmeter an...
Die Blumen-Vielfalt am Straßenrand ist hier schon richtig ordentlich:
Die Alm wird über eine Straße aus dem Nachbartal über den Paß Col de Chaude erschlossen, zu dem ich nun nach einer langezogenen Kurve weiter bergauf gehe und nochmal einen guten Blick zurück werfen kann:
Für diese Almstraße hieß es wohl auch: Klotzen nicht Kleckern:
Vom Paß zweigt dann wenig später Pfad im rechten Winkel ab und nun geht es - über einige kleine Zwischenabstiege - quasi meist unterhalb des Grats an jenem entlang gen Nordenwesten.
Der Rochers de Naye ist im Hintergrund nun schon näher als am (Vor-)Mittag zu sehen:
Nach einer kleinen Rast bei der Alm Plan d'Areine auf 1.874 Metern und einem abgewehrten Überfall erst von großen, dann von jungen Kühen, überschreite ich einen unbenannten Paß auf 1.951 Metern.
Jenseits kann ich die Zahnradbahn unter mir wie Spielzeug erkennen, die zwischen Montraux und dem Rochers de Naye verkehrt:
Von hier oben noch ein Blick gen Süden (im Vordergrund der Grat, über den ich her kam):
Am Rochers de Naye ist ordentlich Trubel, aber wer mich nicht übernachten lassen will, braucht auch sonst nicht mit viel von mir rechnen, also gleich mal links abgebogen und an den Abstieg gemacht...
Den Abstieg gehen Leute ohne Stöcke und derart unsicher und langsam, daß ich mich frage, wo die heute noch hinwollen und wann im Laufe der kommenden Woche die dort wohl ankommen ?
An sich ist dieser Weg (etwas weiter, dafür weniger steil) doch gut zu gehen, auch wenn es im oberen Bereich schon loses Gestein gibt.
Am Sautodoz bietet sich direktere Abstiegsoption an, auf die ich aber Knie-schonend gerne verzichte:
So gehe ich den Standardweg, dem auch die 1er-Markierung folgt einfach weiter...
An einer T-Kreuzung auf 1.400 Metern, wo auch Gleitschirmflieger starten, führen zwei Forststraßen weiter in Richtung Montreux:
Für mich geht es rechts weg und weiter mit sanftem Gefälle auf gutem Geläuf gen Nordosten am Hang entlang und in den Kessel nach Liboson d'en Haut, wo auch der rote Bergweg von oben wieder auf meinen gelben, einfachen Weg kommt.
Hier wäre man also quasi im Schnellabstieg herausgekommen.
An einem skurrilen Hüttchen vorbei nähere ich mich meinem Tagesziel...
Auf gut 1.150 Metern in Haut-de-Caux (einem Vorort von Montreux, etwas oberhalb gelegen), wo sich auch eine Zwischenstation der Zahnradbahn zum Gipfel des Rochers de Naye befindet, kann ich aus meinem Zimmer der Unterkunft im zweiten Stock nochmal auf den letzten Berg vor dem Genfer See zurückblicken:
Durch den Trick, nicht ganz bis zum See abzusteigen, ist es einerseits nicht ganz so warm und andererseits habe ich dann weitere 800 Höhenmeter im Abstieg auf morgen vertagt.
Die früher (bis 2008) auch Alpenpassroute genannte Durchquerung der Schweiz über 14 Pässe liegt nun also in Form der Übergänge hinter mir:
- Foopass
- Richetlipass
- Klausenpass
- Surenenpass
- Jochpass
- Grosse Scheidegg
- Kleine Scheidegg
- Sefinafurgga
- Hohtürli
- Bunderchrinde
- Hahnenmoospass
- Trüttlisbergpass
- Col de Jable
- Col de Chaude
In die Schweiz bin ich mit einem Defizit von gut 1.000 Aufstiegsmetern in der Bilanz (für einen 1.000er-Tagesschnitt) eingereist, nun gehe ich mit mehr als 2.000 Metern Guthaben am Ende selbiger.
Und der siebte folgt zugleich...
Begegnungen:
- 1 Falke
- 1 Milan
- 1 Kreuzotter
Gratulation!!
AntwortenLöschentoll, was du schon alles abhaken kannst.
AntwortenLöschenHey Volker.
LöschenZwei Seelen wohnen in meiner Brust: Könnte man auch schade finden, daß es auf's Ende zugeht...
Schöne Grüße und die besten Wünsche für Euch, Kai.