Ich gehe frühest möglich Frühstücken, um mich dann nochmal für ein halbes Stündchen auf's Ohr zu hauen.
Sinnlos ?
Nein, alles Teil des Plans: Felxibel sein, Wetter vor dem Fenster, im Wetterbericht und im Regenradar evaluieren und um 10:05 Uhr dann endlich losgehen.
In Regenklamotten in den (kühlen) Nieselregen.
Über Nacht sind die Berge weiß geworden. Und zwar nicht nur die hohen felsigen Gipfel, sondern auch die grünen Hügel direkt neben der Stadt - wenn man genau hinschaut.
Ich schätze die Schneefallgrenze auf ca. 1.700-1.800 Meter. Die Nullgrad-Grenze ist aber natürlich DEUTLICH höher.
Ich muß heute nur über einen Übergang mit knapp 2.500 Metern. Sollte also gar kein Problem sein :-)
Bereits nach 15 Minuten Fußmarsch ist das Ende von Briaçon erreicht und weitere 15 Minuten später lasse ich bereits die urbane Bebauung insgesamt hinter mir.
Noch vor den letzten Häusern läßt allerdings ein französischer Wanderer mit kleinem Rucksack und KURZEN Hosen mich hinter sich und stürmt bergauf davon.
Südöstlich geht es in das Ayes-Tal hinein und am Hang entlang kontinuierlich bergauf.
Der Straßenbelag wechselt immer wieder zwischen feinem Schotter und Asphalt.
Der (Auto-)Verkehr hält sich sehr in Grenzen: Ausflügler sind heute keine unterwegs und hinten im Tal gibt es nur einen kleinen Weiler.
Mein Timing paßt (bisher) jedenfalls: Den Starkregen in die Nacht gepackt, den stärkeren Regen am Morgen abgewartet und mittlerweile ist es meist trocken oder tröpfelt/nieselt nur leicht.
Zwischendurch kommuniziere ich mal per SMS mit Philipp im Büro (wir sind hier ja nicht in Deutschland bzw. Bayern: auch in diesem entlegenen Tal gibt es LTE-Empfang) und der meint doch ernsthaft, ich wäre wohl nicht für solche Verhältnisse ausgerüstet.
Bitte ?
Was meint denn die Menschheit, was alles in meinem Rucksack drin ist, wenn schon kein Zelt ?
Natürlich Sachen für Schnee im (Hoch-)Sommer. Ist doch logisch.
Da wären beispielsweise:
- Hochtourenstiefel (nun ja, die habe ich ja immer an - also nicht im Rucksack und außer Konkurrenz)
- Gamaschen
- Mütze
- Handschuhe
- Gletscherbrille
- lange Unterhose
- Ski-Shirt
- Schneeteller für die Stöcke
Nach dem Weiler Chalet des Ayes biegt ein Fußweg ab und es geht weiter direkt durch den Lärchen-dominierten Wald.
So langsam komme ich dem Schnee näher, der sich bisher schneller zurückgezogen hat als ich am Spätvormittag spaziert bin.
Auf ca. 2.050 Metern wird es dann langsam aber sicher weiß.
Der Talschluß mit dem Paß ist bereits zu erkennen:
Heute bin ich immerhin weder der Erste noch der Einzige, wie die eindeutigen Spuren im Schnee belegen:
Mutmaßlich bin ich nur das Letzte ;-)
Die wenigen Kühe, die sich noch hier heroben herumtreiben, halten sich auch zusammen:
Ich steige weiter Schritt für Schritt auf und blicke mal zurück gen Nordwest gen Talausgang, wo ich herkomme:
Der Schnee wird trockener und liegt mittlerweile ca. zehn Zentimeter hoch.
Und er knirscht nun so herrlich.
Ich liebe es !
Es ist herrlich !!
Einzelne Schneeverwehungen im Aufstiegsweg sind schon mal 35-50 Zentimeter tief und direkt am Paß gen Süden ist die Verwehung ca. 1,5 Meter:
Am Übergang windet es dann ganz ordentlich.
Der obere Teil des Abstiegs ist genial: Wie mit Skistiefeln abfahren.
Der Weg ist ungefährlich und der Vorteil nach Vanoise, Thabor und nun auch hier in den Cottischen Alpen (seit Briaçon - die italienische Seite selbiger kenne ich ja schon von 2014) ist, daß der Untergrund typischerweise Sand/Erde mit Split vermischt ist und man keine Angst vor rutschigen, abgespeckten Felsen zu haben braucht.
Die ersten 200 Höhenmeter im Abstieg komme ich mir dann - samt Rückenwind - wie mit 7-Meilen-Stiefeln ausgestattet vor.
Kleiner Verbesserungsvorschlag (manche würden es jetzt wohl Wunschliste nennen ;-) für Petrus für's nächste Mal:
- 10-20 cm mehr durchgehende Schneehöhe
- 500 Höhenmeter tiefer
- dazu: blauer Himmel + Sonnenschein
Ich schraube mich weiter bergab, wobei ich heute erneut - dank der kühlen Temperaturen von um die 10° - nicht ins Schwitzen komme und somit weder Getränke noch Pause(n) brauche. So kann man auch gut voran kommen...
Etwas tiefer gleicht der Weg dann einem Bachbett, ist allerdings gut zu gehen, da das Wasser nicht so hoch ist und die Steine (noch) nicht mit-/aufschwimmen.
Das eigentliche Tagesziel (Campingplatz) ignoriere ich (wie gestern), so wie man MICH ignorierte: Mail vor 3 Tagen, Anrufversuch und SMS am Vortag.
Ich nutze also (frech) ein trockenes Plätzchen auf dem Campingplatz, um mir zwei Örtchen weiter eine Unterkunft zu buchen.
Somit gehe ich also noch ein Stückchen weiter und verkürze damit bereits wieder die am nächsten Tag anstehende Etappe, wo das Wetter wieder gut werden soll.
Meine Unterkunft ist richtig urig, auch wenn ich (heute) wohl der einzige (einsame) Gast bin:
In meinem Zimmer läßt es sich auch gut aushalten:
Und die heiße Dusche taut den Schneemann auch wieder auf :-)
Fazit der Kaltfront:
Ich glaube, es hätte deutlich schlimmer (für mich) kommen können (heute war ich nichtmal naß !).
Manchmal darf/muß man einfach ein wenig Glück haben :-)
Übergänge:
- Col des Ayes, 2.477m
Begegnungen:
- Franzose mit kleinem Ruckack und kurzen Hosen, der mich im Aufstieg am Anfang überholt
Die Schätzfrage ist nicht leicht zu beantworten...
AntwortenLöschenIch würde sagen, das hängt davon ab, welcher Kai gerade dominant ist.
Der 'Ich bin aus Zucker'-Kai hat bestimmt alles eingesetzt.
Der 'Ich bin ein Sturkopf'-Kai hat nichts eingesetzt, da er sich zu faul war alles aus dem Rucksack zu kramen.
Der 'Ich bin gut vorbereitet'-Kai hat Mütze und Handschuhe und so gleich angezogen, oder zumindest griffbereit gehalten, aber ist nicht bis an die Zähne bewaffnet losmarschiert
Und so gibt es bestimmt noch ein paar Möglichkeiten ;)
z.B. der 'Ich bin der karamellisierte'-Kai hat wahrscheinlich die technischen Hilfsmittel verwendet, aber die wärmenden (schützenden) weggelassen, er ist ja nicht (mehr) aus Zucker *lol*
AntwortenLöschenIch bin eindeutig für Gamaschen, denn die brauchts ja gwis ned.
AntwortenLöschenFrage an die Expertin: Wie viele Permutationen gibt es noch gleich ?
LöschenDa hab ich es mit Suywen, ich tippe auf die Gamaschen. Da sich Käse nicht karamelisieren lässt hast du wohl trockene Füsse vorgezogen. Grüass Pepi
AntwortenLöschenJa, so ein Berg von Käse (Col Fromage, 2.301m): Du willst doch nicht etwa behaupten, meine Füße wären olfaktorisch auffällig ?
LöschenIch bin ein sauberes Kind !
Evtl. solltest Du Fotos/Text nochmal genauer studieren...
Hast Du die Schneeteller für die Stöcke verwendet?
AntwortenLöschenStefan, du bist ja schon wie Kai, auf eine Frage ne Gegenfrage stellen... ;) Du musst schätzen, was er benützt hat, sonst wird das nie was mit der Auflösung *lol*
AntwortenLöschenDas war meine Schätzung ;-)
LöschenNa dann, lassen wir uns überraschen! :))
AntwortenLöschen"Ersatz Schneeteller" ... i hoid's ned aus :-))))
AntwortenLöschenWann ist Zeit für die Auflösung und das nachgereichte Bild?
AntwortenLöschenGamaschen ja
Mütze nein
Handschuhe ja
Gletscherbrille nein
lange Unterhose nein
Ski-Shirt nein
Schneeteller für die Stöcke - nein, machen bei Pulverschnee keinen Sinn