Heute stünde eigentlich die lange angekündigte Königsetappe an, aber aus ca. 6+1 Gründen habe ich umgeplant (4 menschliche + 3 sachliche) bzw. von der Bodenkontrolle (wieder) zu Hause umplanen lassen: Freitag oder Samstag auf eine Berghütte ist seit einigen Jahren in beliebten Gebieten ein ziemliches No-Go.
Somit soll mich mein Weg heute nur bis Lenggries und NICHT am Nachmittag noch hoch auf den Hausberg, das Brauneck führen. Nichtmal 20 Kilometer und nur wenig mehr als 1.100 Aufstiegsmeter sind vorgesehen, nachdem ich den Track vom Vater am Start in Bad Wiessee noch etwas nachoptimiert habe (kürzeste Verbindung zweier Punkte ist eine Gerade): Quasi ein Ruhetag ;-)
Aber erstmal losgehen...
Durch ein Mini-Skigebiet mit vielen Warnungen vor Stahlseil-Pistenraupen und der Handynummer des Fahrers zur direkten Kontaktierung zwecks Abfahrtsspur steige ich steil bergauf.
Die Nummer habe ich mir nicht notiert: Blinklicht würde ich sowieso nicht sehen und abwärts geht es für mich nicht auf dieser Seite.
Nach dem ersten Aufstieg geht es durch Almgelände im Bereich Wachselmoos gen Westen.
Kurz vor der Aueralm spricht mich die Frau eines älteren Ehepaars (ob des großen Rucksacks - nur DESWEGEN habe ich diesen ja dabei ;-) an, wir kommen ins Gespräch und nachdem die beiden meinen, sie kämen aus München, runzele ich die Stirn und hake nach. Naja, 1969 sind sie nach München gezogen. Ja ? Eigentlich kämen sie aus Oberfranken. Aha ? Aus der Hofer Gegend, wie ich nach der vierten Rückfrage herausbekomme. Ha ! Wußte ich's doch ! So gewisse Sprach-Nuancen waren in dem Münchnerischen auch nach 54 Jahren noch enthalten. Ich kenn doch meine Pappenheimer - auch wenn ich eigentlich selten sprachlich erkannt und zuweilen ob meiner Herkunft ungläubig betrachtet werde.
Wir gehen nett plaudernd gemeinsam bis zur Abzweigung zum Fockenstein, wo sich unsere Wege wieder trennen.
Hätte ich im Bereich Neuhütteneck schon gewußt, was mir später (zu spät !) mitgeteilt werden wird, wäre ich gleich gen Süden zum Hirschtalsattel abgebogen.
So marschiere ich (naiv) weiter um den Fockenstein herum, stiege nochmal ordentlich auf und dann gen Westen abwärts.
Plötzlich eine dieser unerwarteten Erscheinung auf so einer Weitwanderung:
Ha, ein Wegnummernschild am Baum. Wenn auch ein sehr kleines. Evtl. das einzige im Umkreis von 13 Kilometern ? Wie konnte denn so etwas passieren ?
Auf einer Forstraße geht es auf den Geierstein zu, von wo dann der Abstieg nach Lenggries erfolgen soll.
Doch plötzlich ein Schild am Weg:
Mmmh, Waldarbeiten am Samstag ?
Während ich noch die Sperrung, Alternativen und ähnliches mit mir und meinen gespaltenen Persönlichkeiten diskutiere, sehe ich einen Mountainbiker den gesperrten Weg hochkommen. Ok, erstmal Volksbefragung durchführen. Die Erkenntnisse: Ja, da sind wirklich (auch heute am Wochenende) aktive Holzarbeiten. Ja, der Weg 610 ist wirklich nicht begeh-/befahrbar - das hatte der gute Mann nämlich (vergeblich) probiert. Mmmh, der Weg 611 (mein eigentliches Ziel) dürfte aber möglich sein - anders als auf dem Schild ausgewiesen.
In der Zwischenzeit kommt noch ein Wanderer die Forststraße hoch: Also auch diesen noch einem Verhör unterzogen: Jo, er kommt aus Lenggries herauf. Ah, jetzt wird es interessant. Mit Wegenummern, Himmelsrichtungen und ähnlichem kann der junge Kerl aber nichts anfangen. Seine Komoot-App zeigt nur eine blaue Linie und keinerlei topographische Informationen zur Einordnung. Stirnrunzeln meinerseits. Mit Mustererkennung durch Danebenhalten meiner 1:50.000-Kompaßkarte ist ein hoher Übereinstimmungsgrad auf Basis der Hauptstraßenform in Lenggries herstellbar. Der Weg 611 ist also gehbar. Auf Basis des Zustands des Wegs rät mir der junge Mann aber ab.
Ok, also Umleitung. Äh, welche Umleitung ? Folgen wir halt mal dem Schild "Hirschbachtal". Ist zwar ein Umweg von einigen Kilometern, aber am Ruhetag hat man ja alle Ruhe. Daß an allen weiteren Kreuzungen keine Schilder mehr kommen, brauche ich mutmaßlich nicht weiter erwähnen, aber Dank GPS komme ich auf kürzestem Umwege im Hirschbachtalgraben an und kann den Hatscher raus nach Lenggries fortsetzen.
Unterwegs sind denn heute doch ab und an mal Menschen zu erblicken !
Nachdem ich südlich von Lenggries ankomme, heißt es nun noch ca. 2,5 Kilometern gen Norden durch das Dorf zur Jugendherberge zu gehen.
Gegenüber, im Westen sehe ich schon die Aufgabe für den Folgetag: Das Brauneck.
Ein Krankenbesuch bei Marianne, einer -äh- langjährigen Wanderfreundin im Krankenhaus in Bad Tölz geht sich leider nicht aus: Der Lenggrieser Bahnhof ist einiges entfernt, die Entfernung Bad Tölz, Bahnhof - Klinik und die zeitlichen Rahmenbedingungen zwecks Checkin sind leider inkompatibel zueinander :-(
Schade, ich hätte die Damen mit Ihren 30ZZD Jahren gerne mal wieder gesehen, nachdem wir uns schon nicht auf dem Brauneck treffen können, weil sie sich kürzlich sicherheitshalber die Kniescheibe zertrümmert hat, um mich nicht sehen zu müssen ;-) Dabei ist das doch unglaublich schmerzhaft !
Gute Besserung, Marianne !
Wenn (weiterhin) alles klappt, Grüße ich Dir zu gegebener Zeit den Montblanc, wo wir 2010 gemeinsam auf der TMB-Umrundung (nach unserem Vorab-Kennenlern-Blind-Date einige Monate vorher in Nürnberg zu ihrer diamantenen Konfirmation) unterwegs waren, als sie extra aus Kanada eingeflogen kam.
Begegnungen:
- älteres Ehepaar aus München mit Wurzeln in Oberfranken
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