Freitag, 23. Juni 2023

Tag 20: Ein konspiratives Treffen

Marquartstein - Hohenaschau
(20,6 km - 1.180 Hm auf - 1.080 Hm ab)

Ich habe heute Morgen so lange herum getrödelt, daß Sabine nun doch schon aus dem Haus ist. So verlasse ich als letzter das toll wieder hergerichtete Haus aus dem 16. Jahrhundert.

Als letzter ?

Nicht ganz...

Kaum sind die (weißen) Mäuse aus dem Haus (quasi im Theater), tanzen die Katzen auf dem Tisch:

Oder so ähnlich... ;-)

Es hat auch am Morgen schon wieder 24° - so warm war es am Vortag nur am Nachmittag.

Kein Wunder, daß die beiden in Maquartstein sich auch nur im Schatten aufhalten:

An der Talstation der Hochplatten-Sesselbahn geht es vorbei in den Wald gen Westen. Und dann über eine Forst-/Almstraße steil bergauf. Im Winter ist die sicherlich gut zum Rodeln geeignet.

Im höheren Bereich läßt der Wald langsam nach und der Weg führt an einer ersten (unbewirtschafteten) Alm - der Plattenalm - vorbei.

Wenige Zeit später ist der erste Übergang des Tages erreicht und die Hochplatte wird passiert.

Ich kann hinüber schauen zum Geigelstein:

Da war ich an Silvester mit ein  paar Freunden vom DAV Coburg auf der Priener Hütte gewesen.

Zu meiner Schande, muß ich ja gestehen, daß ich ja aus bayerisch kontrolliertem Gebiet stamme und dort lebe, allerdings auf Weit- oder auch nur Mehrtageswanderung bisher nur ZWEI Tage/Nächte in meinem Leben in den Bayerischen Alpen verbracht habe: Tutzinger Hütte und die kleine Alm an der Straße wenige Meter vor der österreichischen Grenze zwischen Vorder- und Hinterriß im Karwendel auf dem Weg von München nach Venedig 2008.

Nun also quasi mein "Lückenschluß" auf dem Maximiliansweg quer durch die bayerischen Berge.

Eigentlich würde ich mich ja gerne etwas Erfrischen, aber so wie die Kühe da in Reih und Gleid beim Saufen stehen, störe ich da mal lieber nicht.

Wenige Meter weiter MUSS ich allerdings stören: Die beiden haben glatt das absolute Halteverbotsschild übersehen und parken DIREKT vor dem Durchgang/Auslaß für Wander.

Das geht ja mal gar nicht !

Mit etwas gut Zureden (auf einen Strafzettel/Bußgeld verzichte ich ausnahmsweise) sehen sie ihren Fauxpas allerdings sofort ein und weichen geflissentlich, damit ich durchgehen kann. Und sie meckern (muhen) noch nichtmal: Da könnte sich der eine oder andere Fußballspieler ein Beispiel dran nehmen - selbst Rindviecher sind schlauer, in Anbetracht der Sinnlosigkeit an dieser Stelle.

Für mich geht es nun weiter bergauf und der Pfad wird immer schmäler.

Ja, holla: Kaum bin ich ca. 50 Kilometer nach der Grenze in Großgmain in Bayern unterwegs, schon finde ich die ersten (zugegebenermaßen verblichenen) Anzeichen von Farb-Markierung:

Kürzlich hat ja ein bayerischer Spitzenpolitiker - nicht vergessen: in der deutschen Sprache kennzeichnet das letzte Substantiv bei zusammengesetzten Hauptwörtern bekanntlich den waren Charakter des Nomens - nochmal betont, das er ja für die "Normol-Bürger" sei. Da ich kein niederbayerischer Rindviehhalter mit Staatskarosse und Chauffeur bin, falle ich da wohl raus und muß mich ob der Verteilung von endlichen Geldmengen in dieser Hinsicht aber kaum wundern, warum es in Bayern augenscheinlich keine (aktuellen) Markierungen mehr gibt.

Ich fürchte, daß ist genau wie mit den Atomkraftwerken: Den billigen Strom will man, aber für den Abfall kommt Bayern (immerhin ja das flächengrößte Bundesland) natürlich nichtmal zur StandortSUCHE in Frage.

Also das Geld der Touristen wollen wir ja schon, aber etwas dafür tun wollen wir mal lieber nicht. Und leiden können wir die Zugereisten und den durch sie verursachten Verkehr auch nicht.

Der ehemalige Ministerpräsident Günther Beckstein (ein Franke) schloß kürzlich übrigens, in einem seiner seltenen Interviews nach seiner aktiven Zeit als Politiker, Oberfranken beispielsweise als mögliches Atommüllendlagereignungsgebiet nicht aus (wäre immerhin weit genug von München weg und es leben dort kaum noch Wähler).

Wäre ich ein Anhänger des Sankt-Florians-Prinzips, fände ich dort gerade Kronach natürlich auch sehr gut geeignet - strahlungsbedingte Gendeffekte wie Hasenkühe (lepus vocco cranagensis) haben die dort ja auf den ersten Blick schon seit Jahrhunderten (evtl. haben die Kronacher den türkischen Ministerpräsidenten auch beeinflußt, gegen die Aufnahme Schwedens in die Nato zu sein ?) ;-)


Zurück zu meinem Weg um die Kampenwand. Ich sehe unterhalb des aktuellen Übergangs schon wieder eine Weggabelung ohne Schilder:

Ich entscheide mich für den Steig links hoch und zweifle im Stahlseil-gesicherten Teil etwas an den Erbauern (da kommt mir schon wieder die Faulheit von oben in den Sinn): Mit meinem großen Rucksack auf dem Buckel sind längs ÜBER den Weg gespannte Stahlseile (um sich eine Befestigung in der Kurve zu sparen) wirklich suboptimal. Irgendwann habe ich mich dann aber doch an der kritischen Stelle vorbeigemogelt und damit aus dem Fängen des Seils befreit.

Der Rest ohne Sicherung ist dann auch gut zu gehen...

Am höchsten Punkt des Tages bietet sich eine grandiose Aussicht über den ganzen Chiemsee und ich kann in Prien Denise (eine Klassenkameradin aus Schulzeiten) winken sehen:

Bevor jetzt wieder diese Kritiker mit Anschuldigungen wie "Übertreibung" oder ähnlich unqualifizierten Kommentaren kommen: Ich habe das als schriftliche Zusicherung, daß sie mir gewunken hat !

Und die Denise, die meine 9-jährige Gymnasialzeit mit mir verlebte, ist wirklich immer nett, vertrauenserweckend, zuverlässig, fleißig und SPORTLICH - also das krasse Gegenteil von mir und somit über jeden Zweifel erhaben !

Auf der Steinlingalm komme ich dann klatschnaß durchgeschwitzt an:

Und werde schon von meinen Eltern erwartet:

Um 5:00 Uhr (in Worten: fünf) waren sie heute Morgen schon losgefahren und somit besuchen sie mich auch in meinem siebten Weitwanderjahr an der Strecke:

  • 2008, München-Venedig: Treffen zum Geburtstag in Belluno und Revine, nachdem sie auf dem Weg in Hintertux noch Tines MP3-Player aufgesammelt hatten
  • 2014, Graz-Monaco: Begleitung in Südtirol
  • 2017, Zentralalpenweg: Privat-Taxi aus der Steiermark (eigentlich wollten sie ja Kurzurlaub an der Nordsee oder im (bayerisch) Kongo verbringen) zum 20-jährigen Klassentreffen (sonst hätte mich Denise ab Prien mitgenommen)
  • 2020, E1-DE: Geburtstagsüberraschung in Lemgo
  • 2021, E1-DE: Bahnstreik-bedingter Taxi-Transfer zurück zum Start in Hillentrup, bevor sie auf dem Rückweg Kassel unsicher machen
  • 2022, Verona-Salzburg: mit Freunden in St. Ulrich am Pillersee/Tirol

Das nenne ich mal einen Lauf !

Apropos: Da ich noch ins Tal gehen muß, trennen sich unsere Wege kurz nach der Steinlingalm vorerst wieder und ich steige durch das kleine Kampenwand-Skigebiet ab.

Bei diesem Schlepplift würde mir im Winter ob des Abgrunds zur Straße von definitiv mehr als 3,30 Metern (Verkehrsschild an der niedrigsten Stelle der Brücke) richtig übel werden: Ich und meine Höhenangst...

Ungefähr an jeder zweiten Abzweigung ist Weg mal wieder nicht ausgeschildert - kennen wir ja schon - aber Dank GPS (wenn man draufschaut !) kein Problem...

Recht flott ist der Ortsrand von Hohenaschau erreicht und ich kann auch mal einen Blick auf die schon als historisch zu bezeichnende Umlaufkabinenbahn erhaschen:

Ein wenig mulmig war meiner Mutter in dem historischen Teil ja schon, wie sie sagt, aber die Eltern haben auch diese Fahrt gut überstanden.

Als ich an meinem Ziel, dem Kiesmüller-Hof ankomme, denke ich mir: "Von wegen, das Leben ist KEIN Ponyhof !"

22 untergroße Pferdchens treiben sich da gerade herum !!!


Begegnungen:

- Eltern auf Steinlingalm

- 1 Libelle


6 Kommentare:

  1. Du wirst es nicht glauben, aber das ist im Winter tatsächlich ne Rodelbahn :) Rauf zu Fuß, östlich des Sessellifts, über den Winterweg (noch steiler!) oder gemütlich mit dem Lift ;)

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  2. Langstreckenradler aus Nürnberg23 Juni, 2023 14:23

    Zur Tutzinger-Hütte:
    Kurz vor eben jener welchen, sahen wir damals auf der "Mittelstrecke" einen stattlichen Steinbock, welcher sehr geruhsam unseren Weg in nicht mehr als 20m kreuzte. Das absolute Highlight des Tages.

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  3. Da fiele mir doch aktuell ein anderer Nachbarlandkreis des Herzogtums ein, indem eine Mehrheit der wählenden Bevölkerung eh schon verstrahlt ist. Außerdem fühlen die sich auch noch als Bayern.

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    1. Ach, Du meine Güte !
      Hatte heute Vormittag (gestern komplett netzlos auf Tutzinger Hütte) schon gedacht, ich muß mal schauen, wie die Landrats-Stichwahl in "Summbarch" ausgegangen ist, aber als ich die Mail-Benachrichtung zu diesem Kommentar gesehen hatte, konnte ich mir das sparen.
      Ja, das wäre wohl wirklich ein guter ALTERNATIV-Standort als Endlager - im wahrsten Sinne des Wortes.
      Man kann sich nur wundern, wie wenig man aus Geschichte lernen kann und wie man auf die Idee kommen kann, den NEGATIVEN Superlativen der fränkischen Nachbarn nachzuahmen:
      1931: Erster NSDAP-Oberbürgermeister Deutschlands in Coburg (https://www.sueddeutsche.de/bayern/coburg-nationalsozialismus-hitler-1.4253197)
      2023: Erster aFd-Landrat Deutschlands im Kreis Sonneberg

      Bedenklich.
      Bedenklicher.
      Am Bedenklichsten.

      Und der "Witz" an der Sache: Da wird einer in Stichwahl (!) Landrat mit (hohlen) Parolen, die mit Landrats-Ebene und Landkreis-Politik gar nichts zu tun haben und auch gar nicht beeinflußbar sind.
      "Diesel ist super" - was das mit der/einer Wahl zu tun haben sollte ?

      Leute-Verblödung.
      Aber da gehören ja bekanntlich immer zwei dazu...

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