Sonntag, 11. Juni 2023

Tag 11: Die Ruhe vor dem Sturm ?

Frauenstein - Habernau
(30,9 km - 520 Hm auf - 510 Hm ab) 

Am Morgen quatsche ich noch eine Weile mit Elisbeth, der Wirtin vom Hof zur Steinwänd, die alleine Landwirtschaft (Kühe, Ziegen und Wald) und Pensionsbetrieb stemmt und von Übernahmeversuch durch eine Art arbeitsfaule Sekte über Landwirtschaftsplattform zur Hofweitergabe an Dritte erzählt.

Nachdem sie sich das eine Weile angesehen hatte, hat sie den Herrschaften wegen "Überqualifikation" gekündigt und dann selber über investigative Recherchen herausgefunden, daß in Ternberg (wo ich ja am Vortag war) ein ähnlicher Versuch gelaufen war, wo der Bauer ohne Erben dann gleich nach wenigen Monaten adoptieren sollte.

Mann, Mann, Mann, in was für einer Welt leben wir nur ? Da ist Enkeltrick ja nichts dagegen ! Bei so einem Hof geht es ja eher um 100.000e...

Ca. 40 Minuten verspätet mache ich mich auf die Socken, aber heute steht ja sowieso Entspannung auf dem Programm.

Das Wetter ist morgens noch eher durchwachsen (laut Elisbeth hat es um 05:00 Uhr mal etwas geregnet - kurz danach wäre übrigens schon Frühstück möglich gewesen, nur für den Fall, daß Weit- oder Hunde-Wandernde FrühaufsteherInnen mal in der Gegend vorbeikämen).

Bis Klaus stehen erstmal drei Kilometer Radweg gen Süden auf der Westseite der Steyr auf der Tagesordnung.

Unterwegs kann ich dann mal eine Äskulapnatter (gibt es also NICHT nur in der Steiermark für mich zu entdecken) von unten betrachten:

Augenscheinlich war die etwas zu laaaangsaaaam und wurde von einem Rudel Karnivor-Problem-Schnecken zur Strecke gebracht.

Hubert (Aiwanger) ! Markus (Söder) ! Es ist HÖCHSTE Zeit, daß hier gehandelt wird ! Ich fordere eine sofortige Abschußanordnung für diese Bestien ! Bevor sich da (größere) Rudel bilden und die massenhaft über unsere Nutztiere herfallen !

Von wegen Wölfe. Die gibt's doch kaum, aber DIESE Schnecken, die kennt doch JEDER. Und ÜBERALL...

Ansonsten kann ich nach eingehender Quellenanalyse zu Sofortmaßnahmen allen besorgten Tier- und Kinderhaltern nur dringend anraten, mit Schneckenkorn-Sperrriegeln und/oder Herden-Schutz-Laufenten zu operieren.

Wer von letzteren eine Bezugsquelle braucht, komme einfach auf mich zu, habe gestern ca. 20 kleine (ängstliche) Nachwuchs-Laufenten (noch gut abzurichten) in der Nähe von Gerts Stock-Verschwinden angetroffen.

In Klaus an der Pyhrnbahn (die Autobahn sieht/hört man übrigens kaum, da die hier von Tunnel zu Tunnel geführt wird) wird die Steyr aufgestaut und oberhalb tront die Burg.

Das Kalkwerk arbeitet auch am Sonntag hörbar vor sich hin - nur Menschen sieht man nicht.

Bei Preisegg endet dann meine ca. 20-stündige Exkursion nach Süden und es geht wieder in die eigentliche Zielrichtung: Westen.

Das Tal gen Steyrling ist herrlich ruhig.

Das finde augenscheinlich nicht nur ich, sondern auch dieses Äskulapnatter-Foto-Modell mit ca. ein Meter Gesamtlänge:

Diesmal kann ich aus nächster Nähe auch die so typischen weißen Punkte erkennen und damit auch mit letzter Gewissheit sagen, daß Volker aus und in der Steiermark mit seiner Vermutung dort auf Basis meiner damaligen (nur textuellen) Beschreibung zu 100% richtig lag !

Und stellt Euch vor: Die Sissi (Elisabeth, Kaiserin von Österreich) war hier auch schon wandern !

Je weiter ich in das Tal hineinkomme, um so idyllischer wird es. Hier übrigens die Naturkonstruktion einer Fischtreppe parallel zum Wasserfall:

Im Brunnental führt der Weg immer weiter bis plötzlich mal ein Schild kommt. Gelb. Mit schwarzen Buchstaben. Dem Weltraumaeffchen schwant es nun wahrscheinlich schon. Ich kann ohne Brille NATÜRLICH nicht lesen.

Und so klettere ich unbehelligt am heutigen Sonntag (Vatertag in Österreich ???) über die ruhende Maschine und die ebensolchen Baumstämme:

Rückblickend kann ich dann auch erahnen (meine Augen haben sich wohl irgendwie daran gewöhnt), daß das wohl ein wenig gesperrt war. *ups*

Weiter herrlich am Fluß entlang...

Oder über Wiesenwege, von Bäumen gesäumt...

Bis das Tal schließlich enger wird und die Umgebung rauer...

Der wegen Flutschäden gesperrte Weg ist Gott sei Dank nicht meiner, wobei hier, an dieser Stelle immerhin auch eine Umleitung beschrieben ist.

Apropos Schilder: Schaut Euch die gelben Einheitschilder Österreichs/Bayerns mal genauer an.

Oh, erstmal vergeßt noch schnell Vorarlberg. Die gehören zwar (theoretisch) auch irgendwie zur zweiten Republik, sind aber gegen alles für was die bösen Nachbarn aus Tirol sind (Details).

Wie man in der (Berg-)Schule lernt, gibt es blaue, rote und schwarze Wege (wie bei den Skipisten !).

Oh, verabschiedet Euch noch schnell von der naiven Idee, daß das einheitlich wäre. Da sind die Österreicher quasi deutscher als die Deutschen: 

Naja, ok, vereinfachen wir das mal und tun so, als wäre das einheitlich und ignorieren wir mal, daß das mancherorts (z.B. südlich von Maria Alm/Salzburger Land) vielleicht so ist, daß jeder Ort meint, schwarze Wege zu brauchen (wie bei den Skipisten ?).

Tja, und jetzt stehst Du quasi als examinierter DAV-Wanderleiter vor den silbernen Wegen.

Und möchtest die Warnung vor den schwarzen beherzigen.

Da ist guter Rat teuer ! - Obwohl, ohne Brille kann ich ja eigentlich eh nichts lesen ;-)

In diesem Fall fragt man sich schon: 

  • Haben der DAV/ÖAV keine UV-Alterungstests gemacht, wie das bei jedem Tintendruckertest Standard ist ?
  • Ist das billige China-Ware ?
  • Hat man dem Produzenten verheimlicht, daß die Schilder überwiegend im Freien aufgehängt werden ?
  • Ist dem Hersteller auch in Zeiten des Klimawandels entgangen, daß mit Temperaturschwankungen zwischen ca. -30° und +50° zu rechnen sein könnte ?
  • Oder sind hier manche gebietsbetreuenden Organisationen eher in Italo-Western-Hellfire-Manier unterwegs ("Fire & forget"), statt schwiizerisch solide (schon während des Hausbaus die Renovierungszyklen planen) ?

Fragen über Fragen (evtl. - wie gerüchteweise bei vielen Projekten - auch schon Mängel in Anforderungsprofil/Use-Cases), beschäftigt mich aber auch schon eine ganze Weile in den unterschiedlichsten Regionen...


DAS nenne ich mal Heuraufe ! Da könnten sich wohl auch Giraffen und Elefanten von der Höhe her noch gut bedienen:

Oder das Wild hat hier Teleskopstelzen ?!

Immer einsamer wird das Tal von Kilometer zu Kilometer...

Bis mich dann plötzlich bei der Mittags-Jause drei Menschen und ein Hund (wie aus dem Nichts) passieren. Verrückt !

Kurz danach endet die Forststraße knapp vor dem Talschluß und der 04er führt auf einen Pfad in den Wald.

Ca. 150 Höhenmeter gilt es nun noch bis zum Übergang dem Ringsattel auf knapp 900 Metern zu erklimmen.

Zwischendrin auch die erste (Abstiegs-)Kletterstelle seit Wien:

An der Scharte höre ich plötzlich Stimmen, kann die Richtung aber nicht richtig zuordnen.

So beginne ich den Abstieg und sehe plötzlich hinter mir wieder den netten Hund der drei Einheimischen, die vorhin an mir vorbei gegangen waren:

Wir kommen ins Gespräch und wie sich herausstellt, bereiten sie Wanderung für Anfang Juli vor, wenn die Kaiserinnen-Begehung hier herüber zum 150. Mal jährt.

Als sie mir die Hintergrundgeschichte darlegen wollen, kann ich natürlich nur müde lächeln: Ich INHALIERE doch Info-Tafeln grundsätzlich (wer schon mal - fluchend - mit mir in einem Museum war, weiß das).

Dafür ist einer der beiden Herren voll aus dem Häuschen und will sich mit mir fotografieren lassen ! - Weil ich hier ein wenig wandere ???

Nun, tut mir ja nicht weh...

Der Ausblick ist dann nach ein paar Wegbiegungen im Abstieg grandios:

Im Abstieg kommen mir dann quasi Menschenmassen (im Vergleich zu den ersten knapp 25 Kilometern des Tages) und vor allen Dingen einige Familien mit Kindern unterschiedlicher Baugrößen entgegen. Bei manchen ausgewachsenen Exemplaren bin ich mir ob ihres Schuhwerks ehrlich gesagt nicht ganz sicher, wie die diesen doch schon steilen und mit dem Schotter teils etwas rutschigen Pfad wieder gut hinunter kommen.

Am Almtalerhaus (714 m) ist die Quelle zu finden: Ein riesiger Parkplatz.

Ab hier muß ich nun noch sechs Kilometer zum Auslaufen das Hetzau-Tal hinaus spazieren. Im Wald, am Fluß entlang. 

An der Hauptstraße habe ich dann nach gemütlichen 6,5 Stunden Gehzeit auch schon mein Quartier erreicht:

Nun heißt es, weiter zu regenieren, denn in den nächsten drei Tagen stehen zwei richtig anspruchsvolle, zum Teil feurige Sonderprüfungen an, wobei ich morgen Vormittag aus unterkunftstaktischen Gründen mal von der Originalroute abweichen werde...


Begegnungen:

- Elisabeth, die Wirtin vom Hof zur Steinwänd

- 1 tote Äskulapnatter

- 1 quietschfidele Äskulapnatter (diesmal nicht fotoscheu !)

- 1 ängstlicher Schmuse-Tiger

- 1 älteres Ehepaar aus dem Nachbarort

- 3 Einheimische und 1 netter Hund in Vorbereitung für den 150-Jahre Sissi-Gedächtnis-Marsch


9 Kommentare:

  1. Langstreckenradler aus Nürnberg12 Juni, 2023 08:50

    Ein fröhliches Hallo aus Nürnberg, ich lese deinen Blog recht interessiert, und bin schon gespannt, wie du durch kommst.
    Habe heute von dem Bergsturz in Tirol gelesen, und hoffe das bringt deine Pläne nicht durcheinander.
    Wünsche noch gutes Wetter.

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    1. Hallo nach Mittelfranken.
      Danke für den Hinweis - von dem in Minuten verschwundenen Gipfel hatte ich noch gar nichts mitbekommen.
      Ist allerdings kein Problem: Das ist am Hauptalpenkamm (02er, siehe 2017: ) und in den Voralpen hat es mutmaßlich selbst in der letzten (kleinen) Eiszeit kaum noch Permafrost gegeben, der nun verschwinden könnte.
      Werde außerdem Tirol auf seiner bayerischen Seite im Norden umgehen. Quasi "Max" statt "Sepp" ;-)
      Schöne Grüße von unterwegs.

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  2. Gibt's die schönen handgeschriebenen Wegeweiser auf dem Ringsattel noch?

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    1. Jo, das ganze Arbeitsgebiet von Wels ist voll davon !
      Siehe nächster Tag...

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  3. Zwischendurch neues von daheim ... ob's dem Finanzerstein wohl gut geht?

    https://tirol.orf.at/stories/3211320/

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    1. Genau DAS hatte ich mich auch gefragt, schließlich kann ich mich aus Gründen noch ziemlich gut an den 21. August 2017 erinnern, als ich dort in der Gegend durch kam:
      https://zentralalpenweg02.blogspot.com/2017/08/tag-67-die-sache-mit-der-vier.html?m=0

      Zu meiner Schande, gibt's da aber wohl gar kein Foto dazu im Blog...

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    2. P.S.: Und woran ich mich auch GUT (im Sinne von negativ) erinnere: An den (schlechten) Service auf der Hütte bei der Mittagseinkehr.
      Nicht auf der Liste der No-Go-Areas wie Ferlach oder ähnliches, aber in der Kategorie 2 gelandet: NOT recommended.
      Bei Speis und Trank hört bekanntlich die Freundschaft auf - im Umkehrschluß ist es doch so einfach, gut mit mir klar zu kommen :-)

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    3. Ja ... Erinnerungen ... ich war am frühen Nachmittag dort. Habe beschlossen, noch ins Tal abzusteigen. Der Wirt über mein Ansinnen alles andere als erfreut, hat sich so angehört, als ob wegen meiner vorzeitigen, einzelpersönlichen Abreise die gesamte Küchenbrigade seit Tagen umsonst gewerkt hat. Habe dann die Übernachtung gezahlt und bin gegangen.

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    4. Ja, ja, gerade bei SO einer Hütte (Großbetrieb; Ausbildungsstützpunkt; bekannt): Wahrscheinlich ist er DESWEGEN (schließlich fehlt ihm da ja trotzdem heute noch Deine Konsumation) pleite gegangen, hat sich aufgehängt oder gar schlimmeres.

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